2018, Folge 270–288

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  • Folge 270 (30 Min.)
    Es ist immer wieder ein ganz besonderer Moment, wenn Andreas Ketzel am Abend Licht ins dunkle Göltzschtal bringt. In der Winterzeit lässt er das Wahrzeichen des Vogtlands im hellen Lichterschein erstrahlen. Die Göltzschtalbrücke zieht bis heute die Menschen in ihren Bann. 1851 eingeweiht, ist sie nach wie vor die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. 26 Millionen Ziegelsteine wurden damals hier vor Ort gebrannt und verbaut. Viele fragen sich bis heute: Wie konnte dieses Wunder gelingen? Andreas Ketzel gibt gern Auskunft, denn so nah wie er lebt niemand an der Göltzschtalbrücke.
    „Das Wunder von Göltzschtal“ hat sein eigenes Leben und das seiner Familie seit Generationen geprägt. Direkt am Fuße der gigantischen Brücke in „Ketzels Mühle“ können sich Besucher heute ein wenig stärken. Schon der Ururgroßvater von Andreas Ketzel serviert hier Getränke und kleine Snacks – damals im Jahr 1846, als für die Eisenbahnlinie zwischen Leipzig und Fürth die größte Lücke geschlossen werden soll. Das Göltzschtal soll von einer 578 Meter langen und 78 Meter hohen Brücke überspannt werden – eine riesige Baustelle entsteht.
    Damals eine Sensation! Was hier geschieht, nennen viele das achte Weltwunder. Nicht nur mehr als 1000 Bauleute arbeiten hier täglich – auch Schaulustige lassen sich dieses Spektakel nicht entgehen. 150.000 Ziegelsteine werden pro Tag verbaut. Auf Eisenbahnwaggons und Pferdewagen wird unaufhörlich Nachschub angekarrt. Unterhalb der Brücke stehen riesige Mischstationen, in denen Arbeiter – nur mit Schaufeln ausgerüstet – gigantische Massen von Mörtel anrühren.
    Die Rezeptur dieses Mörtels stammt von einem Apotheker aus Leipzig. Das, was damals entstanden ist, hält auch heutigen Anforderungen stand. Nach nun bald 170 Jahren ist die Brücke nach wie vor ein Vorzeigeprojekt. An der TU Dresden ist das in Vorlesungen und Seminaren immer wieder Thema für künftige Bauingenieure. Im Jahre 2009 wird die Brücke von der Bundesingenieurkammer in die Liste der Ingenieurbaukunst aufgenommen. Es ein ganz besonderer Ort im Osten, für Besucher genauso, wie für die Menschen die hier leben und arbeiten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.01.2018MDR
  • Folge 271 (30 Min.)
    Was heute niemand ahnt: Leipzig war einst das Weltzentrum des Seilbahnbaus und das Unternehmen Bleichert in Leipzig der Weltmarktführer. Bleichert baute die erste Seilbahn auf die Zugspitze, aber Bleichert war noch viel mehr: hier wurde der E-Karren die „Eidechse“ erfunden – und als Bleichert zu TAKRAF wird, ist das Werk ein Gigant der DDR-Industrie. 1983 findet der TAKRAF-Ingenieur Günter Pyschik in seiner Fabrik in Leipzig-Gohlis Jahrzehnte alte Konstruktionspläne und Großformatfotos aus den 1920er-Jahren.
    Es sind Pläne spektakulärer Seilbahnbauten in den Alpen. Zugspitze, Innsbruck, Schweiz. Pyschik ist elektrisiert, was für eine Ingenieursleistung. Er will den Schatz sichern, ist dann aber zwei Wochen nicht im Werk. Als er wiederkommt, ist alles weg – abtransportiert auf die Mülldeponie. Pyschik steigt in seinen Trabi – und rettet aus den Müllbergen, was zu retten ist. Die Dokumente, die Pyschik bis heute auf dem Dachboden seines Hauses in Markkleeberg aufbewahrt hat, sind Zeugnisse eines Leipziger Jahrhundertwerkes – der Firma BLEICHERT in Leipzig Gohlis.
    Der Ur-Ur-Enkel des Unternehmensgründers reist für den Film extra nach Leipzig. Hartmut von Bleichert lebt in Rom. Er kommt heute gern in die Stadt, der die Familie ihren Wohlstand verdankt, ihre Reputation – und das „von“ im Namen. Vor exakt 100 Jahren, Anfang 1918, mitten in einer Zeit von Krieg und Revolutionen, wird die Leipziger Unternehmerfamilie Bleichert in den Adelsstand erhoben. „Mehr als verdient“, sagt Hartmut von Bleichert heute, als wir gemeinsam durch die Fabrikhallen seines Ur-Ur-Großvaters gehen.
    Die beiden Leipziger ehemaligen TAKRAF-Konstrukteure Günter Kleemann und Dieter Bittermann steigen ehrfürchtig in die Maschinenhalle der Predigtstuhlbahn im Berchtesgadener Land herab. Die Seilbahn ist die einzige denkmalgeschützte Seilbahn der Welt. 1.200 Meter Höhenunterschied, 90 Jahre alt, ein spektakulärer Bau aus dem Jahre 1928. Alles hier ist original, die Seile, die Kabinen, die Antriebe, einfach alles.
    Auch das Firmenschild des Herstellers von 1928: „Bleichert Leipzig“. Kleemann und Bittermann, beide Jahrgang 1940, sprechen in diesem Leipziger Relikt über ihre Zeit bei TAKRAF. Sie beginnen in den 1950er-Jahren ihre Ausbildung in Leipzig Gohlis – und erleben mit, wie das Seilbahngeschäft ausstirbt und die Firma zum Giganten für Kran- und Tagebautechnik wird. Heute produziert in den Bleichert-Werken niemand mehr. Heute entstehen in den alten Fabrikmauern Luxuswohnungen und Townhouses. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.01.2018MDR
  • Folge 272 (30 Min.)
    Bad Elster ist eines der traditionsreichsten Kurbäder Deutschlands: Königliche Jagdresidenz und Staatsbad, frühe Hochburg der Nazis, Lazarettstadt in beiden Weltkriegen. Und zu DDR-Zeiten empfing das Bad der Werktätigen immer auch Devisengäste aus Dänemark und Finnland. Bis heute ist das vogtländische Bad Elster ein beliebter Kurort mit über zehn Heilquellen und einer außergewöhnlichen Badelandschaft. Bereits 1818 wurden hier die ersten warmen Mineralwasserbäder im Holzschuppen angeboten. Als König Friedrich August II. 30 Jahre später Bad Elster zum „Königlich Sächsischen Staatsbad“ ernennt, beginnt die Erfolgsgeschichte eines der ältesten Mineral- und Moorbäder Deutschlands.
    Die Heilquellen machen das kleine Walddorf berühmt. Innerhalb weniger Jahre entstehen mondäne Hotels und Pensionen – alle mit elektrischem Licht ausgestattet. Und nach Hamburg ist Bad Elster der zweite Ort in Deutschland mit einer Fernwärmeversorgung. Ein Luxus, der zur Jahrhundertwende selten ist in Europa, wie schon erste Filmaufnahmen von 1911 zeigen. Die Reichen und Regierenden, die Adligen und die Showstars machen den Ort zu ihrer Bühne. Sie genießen Bier- und Moorbäder im fürstlichen Separee und die gesundheitsfördernde Wirkung der Heilquellen.
    Ortschronist Géza Németh kennt Geschichten von Königen und Prinzessinnen und von Erich Honecker, der seine Schulden in Bad Ester nie einlöste. Die 96-jährige Marianne Sörge, die nach ihrer Heirat nicht mehr als Badefrau arbeiten durfte, kommt ebenso zu Wort wie Heidrun Schlott, Besitzerin der auch zu DDR-Zeit privat geführten und 1900 im Jugendstil erbauten Pension Heimburg. Außerdem taucht die Dokumentation mit historischen Fotos und Filmen sowie gegenwärtigen Aufnahmen in die bezaubernden Badewelten von damals und heute ein. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.01.2018MDR
  • Folge 273
    Der Oybin im Zittauer Gebirge. 514 Meter hoch, massiver Sandstein. Uralte, geheimnisvolle Ruinen und ein berauschender Blick auf eine der schönsten deutschen Landschaften locken mehr als 100.000 Touristen jedes Jahr auf den Felsen. Ein Ort, der magische Anziehungskraft ausgeübt hat auf Könige und Kaiser, auf Kriegsherren und Diktatoren, aber auch auf Schmuggler und zwielichtige Grenzgänger. Gelegen an einer der großen Handelsrouten von der Ostsee, über Prag bis zum Mittelmeer und dicht an der alten deutsch-böhmischen Grenze, ist der Oybin auch der ideale Ort, um die Gegend zu kontrollieren. Nicht umsonst lässt Kaiser Karl IV. auf dem Sandsteinfelsen vor fast 700 Jahren eine Residenz und ein Kloster errichten.
    Doch trotz wachsamer Garde werden am Oybin Waren geschmuggelt und Menschen geschleust – auch, als der Kaiser längst Geschichte ist. Der Film „Im Reich der Schmuggler – Die Geheimnisse des Oybin“ erzählt von einem Schmuggler- und Schleuserring, der die DEFA 1957 inspirierte, einen Kriminalfilm am Oybin zu drehen. Außerdem erinnern sich einige ältere Oybiner an einen merkwürdigen Besuch im Sommer 1944, als der Großmufti von Jerusalem, ein Bewunderer Hitlers, samt Gefolge in das Zittauer Gebirge geschickt wurde und am Fuße des Oybin sein Lager aufschlug. Der geheimnisumwobene Oybin – ein Ort, der aufgrund seiner Abgeschiedenheit und der Geschichten, die sich dort ereignet haben, auch heute noch eine große Faszination ausübt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.02.2018MDR
  • Folge 274 (30 Min.)
    Auf fast 200 Jahre Geschichte kann der Waggonbau Ammendorf in der Region Halle zurückblicken. Die MSG mbH Ammendorf sieht sich als Nachfolgeunternehmen des 1823 gegründeten Waggonbauwerks. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.02.2018MDR
  • Folge 275 (30 Min.)
    Sie ist einzigartig und längst eine Legende. Mit Witz, Schärfe und geschliffenen Pointen schaut die Herkuleskeule in Dresden den Mächtigen auf die Finger. Jeder bekommt dort sein Fett weg. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.03.2018MDR
  • Folge 276 (30 Min.)
    Was haben die Dresdner Frauenkirche, die Schlösser in Potsdam, Schwerin und Kopenhagen, der Handelshof in Leipzig und das Brandenburger Tor gemeinsam? Alle diese Denkmale, Sehenswürdigkeiten oder Wahrzeichen entstanden aus sächsischem Sandstein. Der Film verfolgt „Die Spur der Sandsteine“ von der Entstehung vor Millionen von Jahren, über die Jahrhunderte hinweg bis heute auf aktuellen Baustellen. Seit Jahrhunderten rühmen Bildhauer, Baumeister und Architekten die Qualität des Baumaterials, konnten Könige und Fürsten nicht auf die goldgelben Steine verzichten.
    Der Bedarf wuchs stetig und so wurden die begehrten Brocken über die Elbe bis nach Russland und Skandinavien verschifft.Der Fall einer großen Steinwand in einem der Brüche war stets ein spektakuläres Ereignis – und ein gefährliches. Allein beim „Wehlener Wandfall“ 1829 kamen 13 der 16 Arbeiter ums Leben. Gab es im 19. Jahrhundert noch über 200 Steinbrüche, sind es heute nur noch sechs. Doch das Material ist nach wie vor begehrt und reicht noch für Generationen. Das Berliner Schloss ist das aktuellste Beispiel. Beim künftigen Herz der Hauptstadt wird der massive Betonkern mit Sandstein aus Sachsen verkleidet.
    Dazu kommen tonnenweise Figuren, Schmuckelemente, Säulen und Kapitelle – kurz: Ohne die Sachsen bliebe das Berliner Schloss „nacksch“. Zu den Steinbildhauern, die dem Gebäude die alte preußische Pracht verleihen, gehört auch die Truppe um Steinmetz Sven Schubert. Der schwärmt von seinem „Jahrhundertauftrag“: „Wir hatten letztens einen Betriebsausflug nach Berlin. Wir waren alle so begeistert. Wenn ich bedenke, am Anfang diese ganzen Gegner – was sind wir heute stolz auf unsere Arbeit.“ (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.03.2018MDR
  • Folge 277 (30 Min.)
    Der Erfurter Hauptbahnhof ist seit 170 Jahren nicht nur Ausgangs- und Endpunkt unstillbarer Sehnsucht sondern auch ein Ort stetiger Veränderung. (Foto aus 2008)
    34.000 Reisende passieren im Durchschnitt täglich den Erfurter Hauptbahnhof. Eine von ihnen, die immer wieder nach Erfurt zurückkehrt, ist Christine Westermann. Für die gebürtige Erfurterin und Journalistin ist und bleibt die Stadt ein Sehnsuchtsort und der Bahnhof das Tor dorthin. Ihr Vater musste 1953 die DDR verlassen. Nur kurze Zeit später folgten die damals vierjährige Christine Westermann und ihre Mutter. So traumatisch sich dieser Abschied in ihr Gedächtnis brannte, so heiter sind die Besuche bei ihrem Großvater, die jeden Sommer folgen sollten. Auch für den gebürtigen Erfurter Bernd Römer, seit 1976 Gitarrist der Rockband Karat, ist der Bahnhof ein Ort tiefer Sehnsucht.
    Im Bahnhof seiner Heimatstadt fand 1967 nicht nur sein erster Auftritt statt, sondern von hier aus fuhr der kleine Junge mit seiner Mutter zu seiner Großmutter nach Wuppertal. Der Erfurter Hauptbahnhof ist seit 170 Jahren nicht nur Ausgangs- und Endpunkt unstillbarer Sehnsucht sondern auch ein Ort stetiger Veränderung. Er ist das Herz der Stadt und es schlägt rund um die Uhr, 24 Stunden. Doch wer sind die Menschen, die im Hintergrund dafür sorgen, dass alles reibungslos funktioniert? Und für wen bedeutet der Bahnhof Heimat und Fernweh zugleich? Der Umbau des Bahnhofs und die Neueröffnung der ICE-Strecke München-Berlin waren die letzten großen Herausforderungen, die unter anderem Christine Kromke zu meistern hatte.
    Sie hat 1977 auf dem Erfurter Bahnhof ihre Ausbildung als Lehrling bei der Deutschen Reichsbahn begonnen und ist heute die Bahnhofschefin. Die 4.100 Quadratmeter mit einem breiten Angebot an Dienstleistungen, Handel und Gastronomie gehören ebenso zu ihrem Verantwortungsgebiet, wie die 154 Meter lange, gläserne Bahnsteighalle mit ihren 12 Gleisen. Der Film entdeckt aus einer sehr persönlichen Perspektive die wechselvolle Geschichte und Geschichten des Erfurter Hauptbahnhofs. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.03.2018MDR
  • Folge 278 (30 Min.)
    Modemacher René König zaubert aus luxuriösen Damast-Stoffen exklusive Hemden. Der Chemnitzer kauft sie ausschließlich im Oberlausitzer Großschönau ein. „Dieser Ort hat Tradition und die Stoffe sind perfekt für meine Produktionen.“ Die sächsische Oberlausitz ist berühmt für ihre edlen und kostspieligen Stoffe. Schon vor 400 Jahren produzierten die Weber den ersten deutschen Damast, dessen Herstellung August der Starke später zum Staatsgeheimnis erklären ließ. Zu DDR-Zeiten kamen von hier feine Leinenstoffe und Jacquards. Erich Honecker ließ in Großschönau seine Jagddecken weben. Mit rund 15.000 Beschäftigten war der VEB LAUTEX der größte Textilproduzent in der DDR. Auch für Frottierwaren war dieser südöstlichste Zipfel der Republik bekannt.
    Weniger bekannt dürfte sein, dass die Erfindung dieses Materials auf einem Webfehler beruht, bei dem Schlaufen entstanden waren. Noch heute arbeiten hunderte Weber in der Oberlausitz, in 80 Unternehmen. Dirk Ladenberger lässt bei Damino hochwertigen Damast für Designer, Hotels, Fluggesellschaften und die traditionellen Gewänder afrikanischer Kunden weben. Christian Criegee stellt in seiner Manufaktur als Einziger in Europa Cord her. Und Familie Tröger setzt auf Handgewebtes aus ihrem Umgebindehaus. Dass sogar bei der Produktion von Rettungsbooten und Ölbarrieren für die Weltmeere technische Textilien aus der Oberlausitz zum Einsatz kommen, erzählt die MDR-Dokumentation „Teure Tücher“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.04.2018MDR
  • Folge 279 (30 Min.)
    Katrin Schulzes Leben sind Schuhe: „Ich wollte mich immer kreativ ausleben, und das Thema Schuhe hat mich nicht mehr losgelassen. Deshalb bin ich auch heute noch dabei.“ Lehre, Studium und dann in den Betrieb – und wo sonst als in Weißenfels! Denn hier war das Zentrum der DDR-Schuhherstellung. Hier stand die Zentrale des VEB Kombinat Schuhe – der Stammbetrieb. Von den zeitweise etwa 47.000 Menschen, die in der DDR an Damenschuhen, Sportschuhen oder Arbeitsstiefeln schnitten, nähten und klebten, arbeiteten allein in Weißenfels rund 6.000 Menschen für den „sozialistischen Schuh“. Kinderschuhe wurden vor allem hier im VEB „Banner des Friedens“ gefertigt.
    Die Schuhtradition in Weißenfels reicht schon bis ins Mittelalter zurück. Die sächsischen Höfe orderten in großen Mengen Luxusschuhe, Anfang des 20. Jahrhundert gab es 138 Schuhfabriken. Der DDR-Schuh war später allerdings nicht gerade ein Ausbund an Schönheit und Eleganz. Wilfried Schreier arbeitete und forschte für die Schuhindustrie: „In der DDR waren wir gesetzlich verpflichtet, einen Großteil des Schuhwerks nach gesundheitlichen Kriterien zu produzieren. Im Westen waren hingegen oft modische Kriterien wichtiger.“ Weißenfels ist auch Schauplatz deutsch-deutscher Wirtschaftsbeziehungen, die für Karl-Heinz Werner Folgen hatten.
    Er war damals Reisekader und einer der jüngsten Direktoren für Forschung und Entwicklung im Kombinat. Weil er mit Importmaschinen die Produktion verbessern wollte, warf man ihm Ende der 1970er Jahre vor, gegen die Volkswirtschaft der DDR gehandelt zu haben. Die Folge: fünf Jahren Haft in Bautzen und Verbannung aus Weißenfels. Wie viele andere Betriebe starb das Schuhkombinat nach der Wende. Tausende mussten sich neu orientieren. Katrin Schulze fertigt heute in ihrer Manufaktur Mittelalter-Schuhwerk, Theaterschuhe und individuelle Modelle – im einstigen Zentrum der Schuhproduktion im Osten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.04.2018MDR
  • Folge 280 (30 Min.)
    Auf einem Granitfelsen in 450 Metern Höhe gelegen, ermöglicht der Hexentanzplatz eine atemberaubende Sicht auf die Harzstadt Thale und die gegenüberliegende, nicht minder berühmte Roßtrappe. Dazwischen liegt, tief in den Stein geschnitten, das Bodetal, eine zerklüftete, nur schwer überschaubare Felslandschaft. Immer wieder verunglücken hier Menschen beim Wandern oder verschwinden spurlos.
    Die Walpurgisnacht auf dem Hexentanzplatz im Harz. Jedes Jahr am 30. April verwandelt sich das Felsplateau, hoch über dem Bodetal gelegen, in einen Ort voller Mythen und Magie. In der mystischsten Nacht des Jahres zieht der Ort Zehntausende in seinen Bann. Doch es sind nicht nur Sagen und Legenden, von denen man erzählt. Hier geschehen wirklich unglaubliche Dinge. Ein Mensch verschwindet. Unglück oder Verbrechen? In einer neuen Folge von „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ gehen wir gemeinsam mit Andy Dube auf die Suche nach seinem vermissten Vater und entdecken dabei einen Ort, der sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert hat und doch immer einer der berühmtesten Aussichtspunkte Deutschlands blieb.
    Auf einem Granitfelsen in 450 Metern Höhe gelegen, ermöglicht der Hexentanzplatz eine atemberaubende Sicht auf die Harzstadt Thale und die gegenüberliegende, nicht minder berühmte Roßtrappe. Dazwischen liegt, tief in den Stein geschnitten, das Bodetal, eine zerklüftete, nur schwer überschaubare Felslandschaft. Immer wieder verunglücken hier Menschen beim Wandern oder verschwinden spurlos. So wie der Vater von Andy Dube, Siegfried Sokolowski, der seit 1985 nach einem Besuch auf dem Hexentanzplatz vermisst wird. Mehr als 30 Jahre später trifft sein Sohn denjenigen, der die Suche nach seinem Vater damals koordinierte: Gerhard Zobig, bis 1990 Leiter der Schutzpolizei in Quedlinburg.
    Von ihm erhofft sich Andy Dube Hinweise, die das spurlose Verschwinden seines Vaters erklären. Auch die Bergwacht war damals an der Suche nach Siegfried Sokolowski beteiligt. Michael Winkler, einer der freiwilligen Bergretter von damals, trifft heute den Sohn des Vermissten und versucht den Fall zu rekonstruieren. Während dieser Spurensuche wird deutlich, wie sich der Ort und die Feste, die hier auf dem Hexentanzplatz gefeiert wurden, im Laufe der Zeit verändert haben. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.04.2018MDR
  • Folge 281 (30 Min.)
    Knapp ein halbes Jahrhundert gehörte Magdeburg zu den größten Garnisonsstädten der GSSD, der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Die Elbmetropole war Hauptquartier der sogenannten 3. Stoßarmee, bestehend aus Panzerregimentern, Raketeneinheiten und Luftsturm-Bataillonen. Damit bildete sie die Speerspitze des Warschauer Paktes gegen die NATO – nur 50 Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Als westlichster Stationierungsort der gesamten Sowjetarmee war Magdeburg einer der heißesten Plätze im Kalten Krieg.
    „Die Experten der Bundesrepublik hatten bei weitem nicht so viel Material, Waffen und Munition erwartet, wie das hier vorgefunden wurde. Das war das 7-fache dessen, was man eigentlich geschätzt hatte“, erinnert sich Rolf Schnellecke, 1990 bis 1992 Regierungsbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt für den Abzug der GSSD. Doch auch für die Magdeburger bleibt die Sowjetarmee 40 Jahre lang nahezu unsichtbar. Denn die viel beschworene Deutsch-Sowjetische Freundschaft existierte de facto nur auf dem Papier.
    „Es gab kein Zusammenleben mit den Deutschen. Das war verboten. Wir mussten dafür sogar einen Aufklärungsbogen unterschreiben, dass wir keinen Kontakt aufnehmen und keine Fragen bezüglich des Militärs oder der eigenen Tätigkeit beantworten dürfen“, berichtet Erika Todosiychuk, 1986 bis1991 Krankenschwester im sowjetischen Militärhospital Magdeburg. Abschottung, Misstrauen und Kontaktsperren waren oft nicht nur Willkür der sowjetischen Führung gegenüber ihren Soldaten und Offizieren, sondern auch berechtigte Sorge.
    Aufgrund des immensen Militärpotentials unweit der westdeutschen Grenze war die Stadt ein Tummelplatz für Spione aus dem In- und Ausland. „Ich wollte raus aus der DDR, deshalb habe ich für den Bundesnachrichtendienst die Kasernen der GSSD in Magdeburg ausspioniert. Als Gegenleistung versprach mir der BND, mich über die Agentenschleuse nach Westberlin zu bringen“, berichtet Jens Leck, 1971 bis 1978 Sani-Fahrer und BND-Spion in Magdeburg. In den ehemaligen, geheimen Panzergaragen sind mittlerweile Künstlerateliers entstanden, Kasernenkomplexe wurden zu modernen Verwaltungsgebäuden und Ministerien umfunktioniert.
    Und der riesige Übungsplatz der Sowjetarmee in Magdeburg wurde zur Bundesgartenschau 1999 umgestaltet und ist heute ein beliebter Park und Veranstaltungsort. 25 Jahre nach dem Abzug der Sowjetsoldaten erinnert heute kaum noch etwas an die Zeit des Kalten Krieges mitten in Magdeburg. Die Autoren Peter und Stefan Simank begeben sich auf Spurensuche nach einer Stadtgeschichte, die bis heute nahezu unbekannt ist. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.05.2018MDR
  • Folge 282 (30 Min.)
    Wenn am 12. Mai das Zeughaus auf Schloss Schwarzburg nach fast 80 Jahren wiedereröffnet, findet ein Krimi in der Thüringer Geschichte ein Happy End. Die über 500 Jahre alte Waffensammlung der Schwarzburger Fürsten, die älteste und umfangreichste im deutschen Raum, kehrt an ihren Stammort zurück. Sie galt als verloren. Die Rote Armee hatte die Waffen aus den bedeutendsten Waffenschmieden Europas nach dem Krieg für den Transport nach Russland eingepackt und in Waggons verladen. Doch auf wundersame Weise wurden die über Jahrzehnte nur auf dem Rudolstädter Bahnhof hin- und herrangiert und gerieten in Vergessenheit – bis sie wieder entdeckt wurden.
    In den jüngsten Jahren wurden Zeughaus und Sammlung restauriert und lassen eine neue Sicht auf den alten Glanz der Schwarzburger entstehen. Das älteste Adelsgeschlecht Thüringens leitete über 1100 Jahre die Geschicke seiner Untertanen, stellte für ganze drei Monate mit Günther XXI. sogar einen deutschen König. Kein Fürst regierte nach der Novemberrevolution 1918 länger als der Schwarzburger Günther Viktor. Er dankte als letzter deutscher Herrscher ab. Die Schlösser der Dynastie prägen Thüringen von Norden bis Süden. Sie beherbergen Kostbarkeiten, wie sie sonst nur an großen europäischen Höfen zu finden sind – eine goldene Kutsche in Sondershausen, ein mit Perlen ausgeschmücktes Prunkzimmer in Arnstadt oder ganz frühe Tierpräparate im ältesten Thüringer Naturkundemuseum Rudolstadt – das heute Fachstelle für das Washingtoner Artenschutzabkommen ist.
    Die Schwarzburger ließen das Porzellan neu schöpfen, scheffelten mit der Zucht von Ananas Geld, schrieben für das Evangelische Gesangsbuch Liedtexte oder verhalfen der Musik von Liszt zum Durchbruch. Doch so umfangreich und lebendig das Vermächtnis der Schwarzburger, so schwierig ist es zu erhalten. An den Sammlungen nagt der Zahn der Zeit, die Gebäude sind teils einsturzgefährdet – eine riesige Aufgabe!. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.05.2018MDR
  • Folge 283 (30 Min.)
    Er ist ein wirklich anmutiger Riese, der einst gefeierte und einzige internationale Fernwanderweg der DDR und der sozialistischen Länder, der EB, der Internationale Bergwanderweg der Freundschaft Eisenach-Budapest. Fast 2.700 km zieht er sich über eine ellenlange Gebirgskette vom Thüringer Wald ins Vogtland, übers Erzgebirge ins Riesengebirge, über den Altvater und die Mala Fatra bis ins Ungarische. Die Eröffnung des EB-Wegs fand am 29. Mai 1983 statt, er wird 2018 also 35 Jahre alt. Doch ist der EB nicht Geschichte, er ist Gegenwart.
    So mancher geht ihn, nicht aus Nostalgie, sondern weil er als einziger Fernwanderweg weit nach Osteuropa hineinführt. Er war ein Weg der Sehnsucht, und ein Pendant zu den Europäischen Fernwanderwegen, die es im Westen schon gab. Grenzüberschreitend zu wandern und dabei andere Länder kennenzulernen, im Rahmen der Möglichkeiten der DDR-Zeit, war der Ursprungsgedanke, der den Kulturbund bewegte. Der Film erzählt die bisher völlig unerzählte Geschichte von Plänen, Unmöglichkeiten und Verwerfungen zwischen den entsprechenden Verbänden der sozialistischen Bruderländer, die an seinem Anfang standen.
    Er erzählt zugleich die unzähligen Episoden, Anekdoten und ganz persönlichen Erfahrungen, die viele machten, die ihn bezwungen haben, die sich einmal im Jahr treffen, und von Thüringern zusammengehalten werden. Und nicht zuletzt erzählt der Film von Ulli Noske und Annegret Unger, zwei Erfurter, die ihn 2017 komplett unter die Füße genommen haben – 2700 Kilometer in vier Monaten. Ein Abenteuer, das sie für immer verändert hat. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.05.2018MDR
  • Folge 284 (30 Min.)
    Anfangs ist er ein am Stadtrand gelegener Park nach englischem Vorbild, der Augustusplatz Leipzig. Doch schnell wächst die Messestadt und der repräsentative Platz steht für Reichtum und kulturelle Bedeutsamkeit der Stadt. 40.000 Quadratmeter, die mit Universität, Oper und Bildermuseum zu einem geistigen und kulturellen Zentrum werden. Auf dem Augustusplatz haben die Leipziger einen König bejubelt und die Novemberrevolution gefeiert. Sie haben zugesehen wie hier ein jüdisches Kaufhaus brannte und später auf dem Platz den Bombenschutt aus der Innenstadt gelagert.
    Ohnmächtig verfolgen die Leipziger die Sprengung der Universitätskirche und sie feiern den Bau des neuen Leipziger Gewandhauses, an den sich Caroline Masur, die Tochter des großen Dirigenten, noch sehr genau erinnert. Und während der friedlichen Revolution im Herbst 1989 versammeln sich hier montags Hunderttausende. Volker Rodekamp vom Stadtgeschichtlichen Museum bestätigt: „Alle Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte spiegeln sich auch auf diesem Platz wider.“ Es gibt einen steinernen Zeugen auf dem Platz, der all diese Stationen der jüngeren Stadtgeschichte miterlebt hat: der Mendebrunnen.
    Seit 1886 sprudelt das Wasserspiel. Eine reiche Leipziger Witwe hat ihn gestiftet. Als Erinnerung an ihren Mann. Er ist also eine Liebeserklärung. Eine Geschichte, die auch der Brunnenwart Mike Schirmer kennt. Er bereitet die neue Saison vor: „Die Architektur und die Funktion, also das Wasserspiel selbst, was ja schon alt ist, fasziniert die Menschen über die Generation hinweg. Und es zieht sie ja regelrecht zu den Brunnen hin. Deshalb ist es so eine schöne Arbeit.“ (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.05.2018MDR
  • Folge 285 (30 Min.)
    Hoch oben über der Unstrut thront das märchenhafte Schloss Vitzenburg. Umgeben von einem alten Weinberg, umringt von einer malerischen Landschaft. Berühmt gemacht hat es eine Hexengeschichte – die von Bibi und Tina. Die beiden Pferdemädchen ritten jahrelang auf Geheiß des Erfolgsregisseurs Detlef Buck über das Schlossgelände. Für alle vier Filmteile wurde Vitzenburg als Filmschloss „Falkenstein“ aus dem Dornröschenschlaf gerissen. Seitdem ist es Pilgerstätte für Bibi-und-Tina-Fans. Im Ort fühlte man sich wie in Hollywood, berichtet der Bürgermeister.
    Die einzige Kneipe im Dorf sorgte für das Catering, auch für vegetarisches. Denn die Filme brachten endlich wieder Leben in das riesige Schloss, das ansonsten leersteht und verfällt. Das war jahrhundertelang anders. Einst Kloster, dann Sitz diverser Adelsgeschlechter, zuletzt derer von Münchhausen. Sie bewirtschafteten die ländliche Gegend und brachten den Bauern der umliegenden Dörfer Lohn und Brot. In der DDR-Zeit, als Wohnraum knapp war, diente das Schloss u.a. als psychiatrisches Krankenhaus für Kinder und Jugendliche.
    Der Märchenprinz, der Vitzenburg jetzt zu neuem Glanz verhelfen will, ist ein Baron. Georg Freiherr Baron von Münchhausen, dessen Familie einst das Areal gehörte, hat den Schlossberg, auf dem die ältesten Rebgärten der gesamten Region wachsen, zurückgekauft. Den Weinberg hat er verpachtet. Das wahrscheinlich schönste Teehaus an der Unstrut – den barocken Pavillion – lässt er gerade renovieren, um hier wieder Genuss und Kultur einziehen zu lassen. Der Film nimmt die Zuschauer mit auf Schloss Vitzenburg und erzählt davon, wie es ist, wenn sich ein kleiner Ort in eine Filmkulisse verwandelt.
    Er zeigt den jungen Baron Münchhausen und den Winzer Klaus Lüttmer bei ihren Bemühungen, die Region um die Vitzenburg attraktiver zu gestalten. Bürgermeister Hartmut Blödtner erzählt, wie er und seine Vorfahren Treppen und Tore für das Schloss getischlert haben. Fotos und historische Filmaufnahmen lassen die Geschichte des imposanten Schlosses lebendig werden und zeigen, dass das Weinbaugebiet Saale-Unstrut viel mehr als Wein zu bieten hat. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.06.2018MDR
  • Folge 286 (30 Min.)
    Wo heute Kurgäste wandeln und in Heilquellen baden, stand Anfang der 1990er Jahre ein sichtlich erschrockener Kurt Biedenkopf. Der Ministerpräsident war zum ersten Mal in Schlema, welches damals noch „Tal des Todes“ genannt wurde. Der kleine Ort im Erzgebirge gleicht zu dieser Zeit einer gespenstischen Wüste. Verstrahlte Halden, radiumhaltige Schlammteiche und kontaminierter Staub – überall. Schuld waren der Kalte Krieg und die Sowjets. Die entdeckten nach 1945 in Schlema eines der größten Uranvorkommen Europas und so wurde das Dorf unter der WISMUT zum Hauptlieferanten des begehrten Erzes, das die Sowjets für ihre Atombombe brauchten.
    7.000 Kumpel starben an Lungenkrebs durch Radioaktivität. Wir weinten heimlich um die Heimat, die wir dabei zerstörten. 40 Jahre lang durchlöcherten wir den Untergrund, sagt der Schlemaer Konrad Barth. 1991 ist der Spuk vorbei. Schicht im Schacht. Die Sanierung und Rekultivierung des Todestals bekommen jetzt oberste Priorität. Kurt Biedenkopf setzt sich von Beginn an für die Region ein.
    Sieben Milliarden DM werden dafür vom Bund bereitgestellt. Das ist auch die Sternstunde des damaligen Schlemaer Bürgermeisters Konrad Barth. Der gelernte Bergmann und Querdenker will am Uran festhalten! Er will, dass hier – in seinem Heimatort – radioaktive Quellen sprudeln, denn in geringen Dosen ist das Teufelszeug heilsam. Genau das gab es hier schon einmal, in den 1920er und 1930er Jahren. Damals hatte das Radiumbad Oberschlema weltweit einen exzellenten Ruf bei Gichtgeplagten und Kreislaufgeschwächten und war der ganze Stolz der Erzgebirgler.
    Konrad Barth träumt von einer Neuauflage – ein eigenes Thermalbad in seinem Ort. Fast alle erklären ihn für komplett verrückt. Nur Kurt Biedenkopf und seine Frau Ingrid glauben ebenfalls an diese Idee und unterstützen sie. Die Suche nach neuen Quellen beginnt. Und ein Wunder wird wahr. Wo einst Schächte, Krater und verstrahlter Schlamm waren, sind heute mondäne Parkanlagen um das große Thermalbad entstanden und auch eine Kur-Promenade mit kleinen Geschäften und Hotels gibt es.
    Schlema ist seit 2005 ein anerkannter Kurort darf sich wieder Bad Schlema nennen. „Es ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Wie der Aufbau der Dresdner Frauenkirche. Das zeigt, dass Unvorstellbares möglich ist, wenn man nur will“, sagt Kurt Biedenkopf. Der Film begleitet Konrad Barth und den ehemaligen Ministerpräsidenten Biedenkopf mit seiner Frau Ingrid durch das neue Bad Schlema und erzählt von der unglaublichen Wiederauferstehung des Ortes. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.06.2018MDR
  • Folge 287 (30 Min.)
    Freiheit auf dem Wasser, Abenteuer, Kindheitserinnerungen – dafür steht der Name Pouch. Seit mehr als sechs Jahrzehnten prangt er auch auf den legendären Faltbooten, die zu DDR-Zeiten nahezu jedes Gewässer im Osten bevölkern. Ob Spreewald, Masuren oder Schwarzes Meer – für viele Generationen bleiben ihre Ferien mit dem blauen „RZ 85“ unvergesslich. Doch nur wenige kennen die bewegende Geschichte des Ortes Pouch, in dem die Kultboote immer noch gebaut werden. Knapp 2.000 Einwohner zählt die Gemeinde Pouch heute. Der kleine Ort ist idyllisch gelegen, auf einer schmalen Landzunge zwischen Muldestausee und Goitzschesee, ein Naturparadies, umgeben von Wasser.
    Ideale Bedingungen für Ausflüge mit dem Boot. Doch an maritimes Flair und eine malerische Seenlandschaft ist in Pouch bis vor fünfzehn Jahren nicht zu denken. Das berühmte Faltboot entsteht hier ab 1953 quasi auf dem Trockenen, in einer der dreckigsten Regionen Europas. Vierzig Jahre lang ist Pouch ein geschundener Ort. Aus den Chemiebetrieben in Bitterfeld und Wolfen ziehen giftige Wolken in die umliegenden Dörfer. Martina Brück wächst hier auf und erlebt, wie die unberührte Natur, die ihre Heimat einst umgab, ab den Fünfzigerjahren im großen Stil dem Kohle- und Bernsteinabbau zum Opfer fällt.
    Bäume werden gerodet, Siedlungen verschwinden, die Erde wird aufgerissen. Bald ist Pouch von einer Mondlandschaft umgeben. Staub und Schmutz prägen den Alltag der Menschen. Ausgerechnet von hier wird in Form eines stoffbespannten Faltboots, der Traum von Freiheit in die ganze DDR geliefert. Klein und leicht passt es in jeden Trabant und bestimmt die Ferien abenteuerhungriger DDR-Bürger. Klaus Billmann kauft sich bereits 1956 das erste Faltboot – seitdem ist es aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.
    Inzwischen ist er 82 Jahre alt, hat fast ganz Osteuropa vom Wasser aus gesehen und ist auch heute noch mit seinem „Reisezweier“ unterwegs. Das Boot aus Pouch ist zum Kultobjekt geworden und das Werk auch heute noch zur ersten Adresse für Faltboot-Enthusiasten. Zu verdanken ist das vor allem dem langjährigen Chef Ingolf Nitschke. Seit den Achtzigerjahren hat er das Traditionsunternehmen durch einige heftige Stürme gesteuert, oft begleitet von Existenzängsten, Hoffnungen und gravierenden Veränderungen.
    Ein Schicksal, das die ganze Region teilt. Die Menschen hier sollen nach der Wende Unglaubliches vollbringen. Die Gegend, die einst als dreckigster Ort Europas bezeichnet wurde, soll ein Urlaubsparadies werden – eine atemberaubende Seenlandschaft soll direkt vor den Toren der Werft zum Entdecken mit dem Boot einladen. Der Film entdeckt die Faltbootstadt Pouch, ein durch Kohleabbau und Chemiekombinate geschundener Ort, in dem das Vehikel der Freiheit für viele Menschen im Osten entstand und in dem nach einem großen Wandel heute selbst ein Gefühl von Unbeschwertheit und Freiheit erlebbar ist. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.07.2018MDR
  • Folge 288 (30 Min.)
    Die Eckertalsperre – das sind mehrere Millionen Kubikmeter Wasser, angestaut durch eine rund 60 m hohe Mauer, auf der irgendwann eine andere Mauer stand. „Ich hätte Wolfsburg den Hahn abdrehen können“, sagt Helmut Pape. Dabei lächelt er bescheiden und fügt hinzu: „Das hätte ich aber nie gemacht.“ Der 87-Jährige war jahrzehntelang der Herr über die sieben großen Talsperren im Ostteil des Harzes. Dazu gehörte auch die Eckertalsperre. Diese war Ende der 1930er Jahre in den Harz geklotzt worden, um u.a. Wolfsburg und Braunschweig mit Trinkwasser zu versorgen.
    Fast noch wichtiger aber – das Brauchwasser für die Volkswagenwerke. Schließlich produzierten die den KdF-Wagen und zudem bis Kriegsende Zehntausende Kübelwagen für das Militär. Die etwas eigentümliche Grenzziehung in den 60ern aber teilte Staumauer und Wasser in zwei Hälften – weiß Burckhard Nedden, der damals für die Westseite in der verantwortlichen Grenzkommission saß: „Ja, das klingt erstmal komisch, Wasser zu teilen.“ Aber es sei eben ein Tauziehen gewesen – zwischen DDR und BRD – dieses Grenzziehen.
    Nach dem Motto: „Gibst du mir ein Stück, gebe ich dir eins.“ Wenn man es genau nimmt, befand sich fortan also sozialistisches und kapitalistisches Wasser in der Talsperre. Und westdeutsche Städte sowie VW hingen sozusagen zum Teil am volkseigenen Tropf. Doch damit nicht genug: Auch 5 km der Versorgungsleitung Richtung Westen befanden sich auf DDR-Territorium und damit eben jener „Hahn“ – ein Schieber an der Rohrleitung -, von dem Helmut Pape spricht und mit dem man alles hätte „abdrehen“ können.
    „Der Osten – Entdecke wo Du lebst“ erzählt, welche Geschichten sich rund um die Talsperre und diese seltsame Teilung ranken. Das MDR-Team traf Grenzzieher, illegale Grenzüberschreiter, Grenzüberwinder, Grenzöffner … und ehemalige Grenzer, die sich einst hier schwer bewaffnet gegenüber standen und sich heute regelmäßig treffen – zum Austausch und zum Wandern, eben rundherum um diese ungewöhnliche Talsperre, in einer herrlichen Landschaft. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.07.2018MDR

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