Generation Umbruch Auf den Spuren der Wendekinder

D 2020 (45 Min.)
  • Dokumentation
Susan Baumgartl beim Dreh in ihrer Heimatstadt Berka, direkt an der Landesgrenze Thüringen/​Hessen – Bild: MDR/​S.Bauerschäfer
Susan Baumgartl beim Dreh in ihrer Heimatstadt Berka, direkt an der Landesgrenze Thüringen/​Hessen

„Auf einmal habe ich in diesem Staat gelebt, vor dem ich mein ganzes Leben lang gewarnt wurde.“, sagt Jörn Flammiger, 42, Schulbegleiter aus Halle. Dass Systeme untergehen können, hatte er sehr früh gelernt. Als die DDR unterging, war Jörn Flammiger gerade mal elf Jahre alt. Ost- oder West-sozialisiert? Beides, sagt der 44-jährige Thomas Bauer-Friedrich. Der gebürtige Dessauer hält nicht viel von Schubladendenken. Sich selbst sieht er eher als Europäer. Heute ist Bauer-Friedrich Direktor des Kunstmuseums Moritzburg in Halle. Wie werden wir zu dem, was wir sind? Diese Frage hat Susan Baumgartl, 41, Historikerin, schon sehr früh beschäftigt.

Sie wuchs in der ostdeutschen Sperrzone auf. Die ehemalige deutsch-deutsche Grenze beschäftigt sie bis heute. Susan Baumgartl leitet die Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn. Sie alle sind Vertreter der letzten Kinder-Generation der DDR. An der Schwelle zum Erwachsenwerden war die ihnen vertraute Welt plötzlich verschwunden. Von einem Tag auf den anderen galt es, sich in einem fremden System zurecht zu finden. In einer Welt, von der auch die Erwachsenen keine Ahnung hatten und deshalb als Orientierungsfiguren nicht mehr taugten.

Rund 2,4 Millionen Menschen umfasst die Generation der Wendekinder. Geboren zwischen 1975 und 1985, sind sie heute zwischen 35 und 45 Jahren alt. Viele von ihnen sind weggegangen, manche sind zurückgekehrt, aber alle prägen sie jetzt selbst die Welt mit, in der sie leben wollen. Mit ihrer Umbrucherfahrung jener Wendejahre sind sie heute Vermittlerinnen und Vermittler zwischen zwei Welten, die auch im 30. Einheitsjahr immer noch viele Unterschiede und Missverständnisse zu überwinden haben. Den Mangel an ostdeutschen Führungskräften zum Beispiel. Die immer noch nicht einheitlichen Gehälter in Ost und West.

Die vererbte Anhäufung von Eigentum im Westen, während im Osten die Mittel zum Erwerb von Eigentum nie reichten. Oder die über Generationen hinweg vermittelten Vorurteile über „die anderen da drüben“. Hier wie dort. Über Monate hinweg haben wir Menschen getroffen, deren Lebenswege stark von den bewegten Nachwendejahren beeinflusst wurden. Die meisten bezeichnen sich selbst als Wendekind, wollen aber gleichzeitig nicht auf ihre ostdeutsche Herkunft reduziert werden. In authentischen Reportage-Porträts geben wir den Wendekindern eine Stimme. (Text: MDR)

Deutsche TV-Premiere03.10.2020MDR

Sendetermine

So 03.10.2021
13:00–13:45
13:00–
So 04.10.2020
03:20–04:05
03:20–
Sa 03.10.2020
18:05–18:50
18:05–

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