bisher 48 Folgen, Folge 25–48

  • Folge 25
    Missionarinnen, gibt es die noch? Und wenn ja, was machen sie eigentlich heutzutage? Um das zu erfahren, muss Annette Behnken nicht erst um die halbe Welt reisen, sie wird am Stadtrand von Osnabrück fündig. Hier, im lieblichen Nettetal, wohnen die Missionsschwestern vom heiligen Namen Mariens. Eine von ihnen ist Schwester Agnes. Die Ordensfrau hat fast 40 Jahre in Brasilien verbracht und von dort nicht nur viele Erfahrungen, sondern auch leckere Rezepte mitgebracht. Gemeinsam mit Annette Behnken kocht Schwester Agnes für die „Klosterküche“ diesmal ein typisch brasilianisches Gericht: einen Eintopf mit schwarzen Bohnen, dazu einen MangoTomaten-Salat.
    Auch der Nachtisch klingt exotisch: süße Avocadocreme mit Zitrone und Crème fraîche. Während das Essen auf dem Herd steht, berichtet Schwester Agnes von der Zeit in Übersee, ihrer Arbeit als Krankenschwester und Sozialarbeiterin, von Malaria und Goldrausch, von großer Armut und großer Lebensfreude. „Anfangs war das ein Kulturschock. Aber ich habe viel von den Einheimischen gelernt“, erzählt sie. Entscheidend sei nicht das, was man hat, sondern das, was man ist. Mission, das bedeutet für Schwester Agnes, die Menschen nicht zu belehren, sondern sie zu begleiten.
    Handeln, statt reden. „Man kann nicht Nächstenliebe predigen, ohne sie zu praktizieren.“ Als Vorbild dient den Missionsschwestern des Klosters Nette die heilige Mutter Maria. „Ich stelle mir Maria als einfache und lebenspraktische Frau vor“, sagt Schwester Karola, die sich als Generalökonomin um die Finanzen des Ordens kümmert. „Es geht darum, zu den Menschen zu gehen, etwas zu tun. Manchmal geht es auch nur darum, da zu sein.“ Mit tatkräftiger Unterstützung von Pastorin Annette Behnken schmückt Schwester Karola die Kapelle mit Sonnenblumen. jkl Denn heute ist in Nette ein besonderer Tag.
    Die Schwestern begehen das Fest zu Ehren der Ordenspatronin Maria. Später werden alle Schwestern zwischen den gelb leuchtenden Blüten gemeinsam mit Annette Behnken einen sehr persönlichen Gottesdienst feiern. Vorher ist noch einiges zu tun: Im kleinen Büro der Missionsprokur packt Annette Behnken mit Schwester Agnes Pakete, die später nach Brasilien geschickt werden sollen. Von hier aus hält die ehemalige Sozialarbeiterin Kontakt zu ihren Mitschwestern in den Missionsstationen. Nach getaner Arbeit treffen sich dann alle im Speisesaal wieder, dem Refektorium, bei einem echt brasilianischen Klosteressen made in Osnabrück. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.03.2019NDR
  • Folge 26
    Damit hat die Pastorin und Moderatorin Annette Behnken wirklich nicht gerechnet: Für die „Klosterküche“ drückt sie noch einmal die Schulbank. Denn diesmal besucht sie das Dominikanerkloster Vechta im Oldenburger Münsterland, wo die Ordensbrüder am Rande der niedersächsischen Kreisstadt ein eigenes Gymnasium betreiben. Das ist richtig beliebt bei den Eltern. Und bei den Schülerinnen und Schülern! Warum? Das will das Annette Behnken herausfinden und setzt sich dafür zu den Jugendlichen in den Unterricht. Natürlich wird auch diesmal wieder gekocht, und zwar gemeinsam mit Ulrike Schmedes, die im Kloster nebenan die Küche der Ordensbrüder leitet.
    Als Vorspeise gibt es Eisbergsalat mit Backmohn, Himbeeren und Cashewkernen nach eigenem Rezept der Klosterköchin. Als Hauptgang wird ein köstliches Hähnchenbrustfilet in Basilikumrahm serviert. Das Dessert bereiten derweil die Teilnehmenden der Koch-AG des Gymnasiums zu: eine süße Joghurtcreme mit Früchten und Schokokeksen. Doch erstmal geht es für Annette Behnken ins Klassenzimmer: Auf dem Lehrplan steht Deutsch.
    Das Thema ist Liebeslyrik, das Gedicht nicht von Goethe, sondern ein Song von Udo Lindenberg. Mindestens genauso überraschend wie das Textbeispiel ist auch der Deutschlehrer: Pater Christian sieht schon mal ungewöhnlich aus, denn in Vechta tragen die Ordensleute im Unterricht den Habit, ihre weiße Ordenstracht. „Männer in Weiß, wow! Die Kleinen sind am Anfang davon beeindruckt“, sagt er lachend. Aber das ist natürlich nicht der Grund für die Kleiderwahl. „Die Schüler unterscheiden schon zwischen uns und den anderen Lehrern“, erklärt der Ordensmann.
    „Natürlich müssen auch wir Noten geben, aber wenn es drauf ankommt, bei Problemen oder Sorgen, dann kommen sie zu uns.“ Die Dominikaner verstehen ihre Schule als Ort der Wissensvermittlung, aber auch als Lebensraum, den Ordensleute, Lehrer und Schüler gemeinsam gestalten. „Die Kirchengemeinden sind heute nicht mehr unbedingt die Orte, an denen Menschen mit dem Glauben in Berührung kommen“, sagt Schuldirektor Pater Andreas. Schule sei da oft entscheidender. „Wir meinen, dass das Leben mit dem Glauben besser gelingen kann.
    Dieses Angebot wollen wir unseren Schülern machen.“ Anscheinend mit Erfolg: Ehemalige wie Oliver Hüsing pflegen noch lange nach ihrer Schulzeit den Kontakt zu den früheren Lehrern und kommen sogar mal auf einen Plausch vorbei. Annette Behnken trifft den jungen Mann, der heute als Fußballprofi beim FC Hansa Rostock spielt, in der Sporthalle. „Auf eine Ordensschule zu gehen, hatte besonderen Charme“, sagt Hüsing. „Die Gemeinschaft war toll und das Klassengebet am Morgen war ein guter Start in den Tag.“ Die in Vechta vermittelten Werte hätten auch Einfluss auf seine sportliche Karriere gehabt: „Teamfähigkeit, Toleranz, Disziplin, das habe ich von hier mitgenommen.“ Nach einem langen Schultag und anschließendem Kochen treffen sich alle zum leckeren Klostermenü im Speisesaal.
    Damit geht für Annette Behnken ein lehrreicher Tag zu Ende: mit engagierten Lehrern, ganz normalen Schülerinnen und Schülern und Ehemaligen, die hier den Grundstein für ihre Karriere gelegt haben. Ihr jedenfalls ist nun klar, warum es cool sein kann, eine Ordensschule zu besuchen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.05.2019NDR
  • Folge 27
    In dieser Folge der „Klosterküche“ besucht Annette Behnken die Dominikaner in Vechta. Dort betreibt der Orden ein Kloster und eine Schule. Wie funktioniert dieser Spagat zwischen Mittelalter und Moderne? Das will Annette Behnken bei ihrem Besuch im Oldenburger Münsterland erfahren. Und es wird natürlich gekocht: Gemeinsam mit Klosterköchin Ulrike Schmedes bereitet die Pastorin für die Dominikanerpater ein deftiges Menü zu: Als Vorspeise gibt es Rindfleischsuppe mit Zwiebackklößen, Eierstich und Nudeln.
    Als Hauptgang wird das „Nationalgericht“ der Region serviert: Grünkohl nach Hausfrauenart, dazu Mettenden, Kassler und Grützwurst. Die Gemeinschaft der Dominikaner gibt es schon seit über 800 Jahren. Es gehört zu ihrem Selbstverständnis, auf Menschen zuzugehen und Wissen zu vermitteln. Für die Einheit in Vechta spielt sich der Alltag vor allem zwischen Kloster, Schule und Kirche ab. Annette Behnken trifft Pater Ludger, den Chef des Klosters, den Prior, in dem einfachen, aber schönen Gotteshaus gleich neben der Schule.
    Der 50-jährige Ordensmann stammt gebürtig aus Vechta. Deshalb kennt er auch die Geschichte der Klosterkirche. Die Steine für das Gebäude stammen aus Berlin. Dort sind sie abgetragen worden, weil sie einem U-Bahn-Bau weichen mussten, und wurden dann zur Errichtung des Gotteshauses in Vechta benutzt. Kirchenrecycling nach Dominikanerart! Als Prior kümmert sich Pater Ludger um alle praktischen Belange der Gemeinschaft. „Im Grunde bin ich ein besserer Hausmeister“, schmunzelt er. Alle paar Jahre wird das Amt per Wahl neu vergeben.
    So demokratisch geht es zu bei den Dominikanern von Vechta. Pater Gregor ist bereits mit 19 Jahren in den Orden eingetreten. Heute studiert er in Vechta Politikwissenschaft und will später einmal Lehrer werden. Derzeit unterrichtet er unter anderem die Mädchen und Jungen, die beim Gottesdienst als Messdienerinnen und Messdiener assistieren. „Das ist alles Learning-by-doing. Die Älteren zeigen es den Jüngeren“, erzählt Pater Gregor. In der Heiligen Messe klappt alles wie am Schnürchen.
    Zelebriert wird der Gottesdienst von Pater Karl, der eigentlich schon in Rente ist. Aber einen normalen Ruhestand gibt es für Dominikaner eigentlich nicht. „Jeder macht das, was er noch kann“, sagt er. So richtig Pause haben die Ordensbrüder nur am Sonntagabend. In gemütlicher Runde sitzt Annette Behnken mit den sieben Männern zusammen und lässt den Tag ausklingen. Anschließend gehen alle in den Speisesaal, wo schon das deftige Klostermenü wartet. Traditionsbewusst und doch zeitgemäß, so wie die Männer, die hier leben und arbeiten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.06.2019NDR
  • Folge 28
    Auf den ersten Blick erinnert nicht viel an die Ordensmänner, die früher im Zisterzienserkloster im mecklenburgischen Bad Doberan lebten. Doch dieser Eindruck täuscht. Die Menschen, denen Annette Behnken auf dem Gelände des ehemaligen Klosters begegnet, möchten genauso gastfreundlich sein wie die Mönche früher auch. Gastfreundschaft und Nächstenliebe, darum geht es diesmal in der „Klosterküche“. Annette Behnken besucht den Treffpunkt Suppenküche. Die Bad Doberaner Münstergemeinde betreibt ihn in ihrem malerisch gelegenen Gemeindehaus. Gemeinsam mit Köchin Manja Stollin und zahlreichen Helfern muss Pastorin Annette Behnken diesmal dafür sorgen, dass die bis zu 100 Gäste, die täglich hier vorbeikommen, satt werden.
    Ein ungewöhnlicher Einsatz für die Moderatorin: gekocht wird aus den Zutaten, die am Tag selbst angeliefert werden. Ein Teil der Zutaten kommt aus dem Garten der Suppenküche, der Rest von der Doberaner Tafel. Ein spontanes Überraschungsmenü wird es geben. Ob es wohl schmeckt und alle satt werden? Doch bevor es losgeht, besucht Annette Behnken erst einmal die Klosterkirche, das imposante weithin sichtbare Bad Doberaner Münster, die berühmte „Perle der Backsteingotik“.
    Jeden Morgen vor Dienstantritt versammeln sich hier die Mitarbeitenden der Gemeinde im alten Chorgestühl zur Mette, der feierlichen Morgenandacht mit Wechselgesang in der Tradition der geistlichen Stundengebete. „Für diese Gesänge wurde die Kirche gebaut. So versuchen wir, auch auf geistlicher Ebene an die klösterliche Vergangenheit anzuknüpfen“, erzählt Pastor Albrecht Jax. Vor zwölf Jahren hat Pastor Jax die Doberaner Suppenküche ins Leben gerufen, gemeinsam mit der Theologin Barbara Niehaus, die das Projekt seitdem ehrenamtlich leitet.
    Während sie mit den anderen Helfern das Mittagessen für diesen Tag vorbereitet, erfährt Annette Behnken, was diesen Ort so besonders macht: „Das Essen bei uns ist kostenlos und bedingungslos. Jeder ist willkommen. Wir kontrollieren nicht, ob jemand bedürftig ist. Darum begegnen sich hier Menschen, die sonst kaum Kontakt miteinander hätten“, sagt Barbara Niehaus. Und tatsächlich: Es ist ein gemischtes Völkchen, das sich ab elf Uhr in den gemütlichen Räumen der Suppenküche einfindet.
    Berufstätige und Arbeitslose, Alte und Junge, Zugewanderte und Alteingesessene. Auf den Tischen stehen Brot und Kuchen. Zwei Gerichte gibt es zur Auswahl. „Das ist wichtig. Wer die Wahl hat, kann auch mal Nein sagen. Und wer Nein sagen kann, der behält seine Würde“, meint Barbara Niehaus. Dazu gehört auch, dass jeder am Platz bedient wird. Keiner soll sich als Bittsteller fühlen. Gegen 14 Uhr leeren sich die Tische. Die letzten Besucher verlassen satt und zufrieden den Speiseraum. Und auf die fleißigen Helfer wartet eine Belohnung: ein leckeres Klostermenü unter freiem Himmel im Garten des Gemeindeshauses. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.07.2019NDR
  • Folge 29
    Wer das Stift Fischbeck an der Weser besucht, geht auf eine faszinierende Zeitreise. Das verwinkelte Kloster ist über 1.000 Jahre alt. Die vielfach miteinander verbundenen Häuser und Gänge stammen aus ganz unterschiedlichen Epochen. Viele von ihnen bergen noch immer zahlreiche Geheimnisse. Wie lebt es sich in einem so ehrwürdigen Gemäuer? Das möchte Annette Behnken in dieser Folge der „Klosterküche“ erfahren. Sie steht gemeinsam mit Äbtissin Katrin Woitack und Stiftsdame Waltraud Menge am Herd. Die gebürtige Sauerländerin kocht leidenschaftlich gern und hat sich für die „Klosterküche“ ein besonderes Menü ausgedacht: Als Vorspeise gibt es eine „Feuerwehrsuppe“, eine Eigenkreation mit Tomaten und Mais.
    Als Hauptgang serviert sie köstlichen Kartoffelpudding. Äbtissin Katrin Woitack und der Kunsthistoriker Jörg Richter zeigen der Pastorin und Moderatorin einen Raum, der die Besucherinnen und Besucher zurückführt in die Vergangenheit des Gebäudes. Im Lehmboden stehen überall alte Holzpfeiler. Von draußen wirft die Sonne ihre Strahlen in die staubige Luft. Etwas unheimlich ist es hier, aber auch intim. „Hier haben die Stiftsdamen früher gegessen, gebetet und gesungen“, sagt Jörg Richter.
    Den ehemaligen Speisesaal der Stiftsdamen hat der Kunsthistoriker erst vor Kurzem „wiederentdeckt“. „Solche Räume erzählen Geschichten“, sagt Katrin Woitack. Und tatsächlich meint man immer noch die Stimmen der Frauen zu hören, die hier schon vor 1.000 Jahren zusammensaßen. Auch die Glocken der alten Stiftskirche sind Zeugen der bewegten Fischbecker Vergangenheit. Gemeinsam mit dem 16-jährigen Hendrik Hopfenblatt klettert Annette Behnken in den Glockenstuhl, der erst kürzlich erneuert wurde. Der junge Mann ist Spezialist für Kirchenglocken und hat ein sogenanntes absolutes Gehör.
    Das heißt, er kann die Höhe eines beliebigen gehörten Tons bestimmen und in ein Notensystem einordnen. Das Fischbecker Geläut begeistert ihn besonders. Kein Wunder: Das Ensemble mit acht Glocken aus unterschiedlichen Zeiten ist berühmt für seinen harmonischen Zusammenklang. Annette Behnken weiß gar nicht, was sie mehr erstaunt: die Magie, die von Klangkörpern ausgeht oder die Begeisterung des jungen Glockenfans. Annette Behnken lernt: Im Kloster Fischbeck ist die Vergangenheit noch immer lebendig. Ihr erlebnisreicher Besuch findet beim leckeren Klostermenü im Stiftsgarten seinen stilvollen Abschluss. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.10.2019NDR
  • Folge 30
    Seit fast 1.000 Jahren liegt das Stift Fischbeck idyllisch am Rande des Weserberglandes. Hinter den alten Mauern versteckt sich ein liebevoll gepflegter Klostergarten. Doch das kleine Paradies ist bedroht. Stürme, der Klimawandel und die Zeit haben Spuren hinterlassen. In dieser Folge der „Klosterküche“ möchte Moderatorin Annette Behnken erfahren, was die Fischbecker Stiftsdamen tun, um das ihnen anvertraute Naturerbe zu bewahren. Und natürlich wird auch wieder gekocht! Mit Stiftsdame Waltraud Menge bereitet Pastorin Annette Behnken dieses Mal eine herzhafte Kartoffel-Lauch-Tarte zu.
    Als Nachtisch gibt es geschichtetes Apfelmus. Mit Äpfeln aus dem eigenen Garten, dazu Sahne, Amarettini und Calvados. Klingt nicht nur köstlich! Die Fischbecker Stiftsdamen wollen die Natur schützen. Daher spritzen sie nicht, sondern lassen auch mal etwas Unkraut stehen, so Äbtissin Katrin Woitack. Und diesen achtsamen Umgang möchte sie auch den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern des Stifts vorleben. Die Baumsachverständige Claudia Amelung reist extra aus Hannover an, um die Standfestigkeit alter Bäume zu beurteilen, eine brüchige Krone zu sichern oder einzukürzen.
    „Wir versuchen, die Bäume so lange wie möglich zu erhalten“, erzählt Claudia Amelung, während sie mit Annette Behnken durch das weitläufige Areal wandert. „Einen alten Baum zu fällen ist nicht schön, aber die Sicherheit der Menschen geht nun mal vor.“ Der nachhaltige Umgang mit Pflanzen und Tieren gehört in Stiften und Klöstern schon immer zum Alltag. „Vor allem die Bienenzucht hat an vielen Orten Tradition“, sagt Katrin Woitack. Auch in Fischbeck gibt es seit Kurzem mehrere Bienenvölker. Ausgerüstet mit Hut und Schleier begutachtet Annette Behnken gemeinsam mit der Äbtissin die wuseligen Bienenstöcke.
    „Bienen und Garten gehören einfach zusammen“, findet Katrin Woitack. „Wir achten bei der Auswahl der Pflanzen auf Arten, die sich für die Insekten eignen und planen jetzt auch eine Streuobstwiese.“ Der Garten habe dadurch noch einmal sein Gesicht verändert. Natur und Glauben: Das gehört zusammen, findet die Äbtissin. „Was Gott geschaffen hat, sollte man nicht achtlos zerstören“, sagt sie. Später sitzen dann alle zum leckeren Klostermenü an der festlich geschmückten Tafel unter einer der großen alten Eichen zusammen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.11.2019NDR
  • Folge 31
    Es ist noch früh am Morgen in Siloah, einer christlichen Familiengemeinschaft im Westen Thüringens. Doch Pastorin Annette Behnken muss schon an die Arbeit. Ihre Aufgabe: Zeburinder auf die Weide treiben. Zu Siloah gehören Biolandwirtschaft und Gebet, Jugendarbeit und Apfelernte. Sofort ist klar: Die Menschen, die hier leben, sind fromm, fleißig und bodenständig. Zusammen mit Thomas Wagenführer kocht Annette Behnken am offenen Feuer in der sogenannten „wilden Küche“. Es gibt Burger vom Grill aus Zebufleisch, dazu eine Barbecue-Soße und selbst gebackenes Brot.
    Zum Nachtisch gibt es ein leckeres Apfelkompott mit Äpfeln aus der eigenen Ernte und Joghurt. Die Familiengemeinschaft versucht, so viele Lebensmittel wie möglich selbst anzubauen. Und weil mehr geerntet wird als für den Eigenverbrauch nötig ist, kann vieles im eigenen Hofladen verkauft werden. Annette Behnken will wissen: Welche Rolle spielt die Religion draußen auf dem Feld und im Stall? „Wir sind eine Verbindung aus geistlicher Gemeinschaft und Wirtschaftsbetrieb,“ sagt Jörn Michel, der Leiter des Ökolandbaus.
    „Mein Mitarbeiter ist auch mein Mit-Bruder.“ Was das bedeutet, erfährt Annette Behnken im alten Kartoffelkeller. Der wurde zu einer Kapelle umgebaut und ist ein Ort der Besinnung. Jeden Mittag versammeln sich dort alle Gemeinschaftsmitglieder, Angestellte und Gäste zum Gebet. Es gibt keinen Prediger, der vorn steht. Stattdessen wird gemeinsam gesungen und jeder, der will, spricht über seine Gedanken. „Einfach leben, einfach arbeiten, einfach glauben. Das war von Anfang unser Motto“, sagt Pastor Christian Schaube, der geistliche Leiter der Gemeinschaft.
    Er erzählt Annette Behnken von den schwierigen Anfängen von Siloah. Denn viele Menschen in der ehemaligen DDR waren argwöhnisch, als sich die christlichen Bauern vor über 30 Jahren auf dem Gut niederließen. Manche fürchteten sogar, die neuen Bewohnerinnen und Bewohner seien eine Sekte. Doch die Familien von Siloah konnten die Nachbarn überzeugen: durch eine erfolgreiche Jugendarbeit, ein offenes Glaubenskonzept und durch ein kleines Wunder, das der ganzen Region half. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.12.2019NDR
  • Folge 32
    Annette Behnken ist zu Gast in der Münstergemeinde im mecklenburgischen Bad Doberan. Eine besondere Gemeinde! Der Anteil der Kirchgänger ist hier sehr viel höher als im Umland. Und auch mit dem Nachwuchs klappt es: Jedes Jahr wollen mehr als 40 Jugendliche konfirmiert werden. Das ist viel für eine Region, in der 80 Prozent der Menschen konfessionslos sind. Was macht diesen Ort auf dem Gelände eines ehemaligen Zisterzienserklosters so besonders? Das will Annette Behnken herausfinden. Sie trifft Manja Stollin, die Köchin hat das Kommando in der Suppenküche der Doberaner Gemeinde.
    Es schmeckt allen Gästen, dank Manjas Kochkünsten und ihrem Improvisationstalent. Was auf den Teller kommt, entscheidet sie von Tag zu Tag. Die Zutaten stammen größtenteils aus Spenden und aus dem eigenen Klostergarten. Die Chefin des Klostergartens, Brunhilde Weber, hat mit weiteren Freiwilligen das verwilderte Grundstück gegenüber der Kirche in einen ertragreichen Klostergarten verwandelt. Hier werden Gemüse und Kräuter angebaut. So erhalten die Gäste der Suppenküche Mahlzeiten aus guten und frischen Zutaten.
    Annette Behnken erkundet gemeinsam mit Brunhilde Weber die Tomaten- und Kartoffelbeete. Ohne die freiwilligen Helferinnen und Helfer könnte Brunhilde Weber diesen Garten nicht pflegen. Viele von ihnen haben ein körperliches oder seelisches Handicap. Doch jeder bringt Fähigkeiten mit und fühlt sich gebraucht. Denn nur alle gemeinsam können diesen Klostergarten bewirtschaften. Menschen wie Anne Jax und Matthias Bönner sorgen dafür, dass in Bad Doberan auch sonst vieles gut läuft und sich alle Menschen eingeladen fühlen. Der Kirchenmusiker Bönner sagt, er erreiche mit Chormusik viele Menschen.
    Bei der Probe des Gospelchores kann Annette Behnken das spüren: Hier sind viele Sängerinnen und Sänger mit Begeisterung dabei, die sonst keinen Draht zur Kirche hätten. Die ehemalige Klosterkirche in Bad Doberan zieht neben Touristen auch Menschen aus der Nachbarschaft an. Sogar unter den Jüngsten gibt es schon echte Fans des Gotteshauses: fröhliches Lachen erfüllt das altehrwürdige Gemäuer. „Die Kinder sollen sich den Kirchenraum selbst erobern und die Scheu vor den dicken Mauern ablegen“, sagt Anne Jax.
    Das klappt so gut, dass einige später für die Aktion Kinder führen Kinder bei der Gemeindepädagogin anheuern und Einheimischen und Touristen die Geheimnisse des imposanten Baus nahebringen. Dazu besuchen sie an diesem Tag gemeinsam einen Tischler, der ihnen die Kunst des Schnitzens zeigt. Denn die mittelalterlichen Schnitzereien im Münster sind ein wichtiger Bestandteil der Führungen, die die Kinder machen. Um darüber kenntnisreich erzählen zu können, müssen sie auch mal selbst ein Schnitzmesser in der Hand gehabt haben, findet Anne Jax.
    In der Suppenküche hat Köchin Manja mit ihren Helfern inzwischen viele hungrige Gäste versorgt. Gemeindearbeit mit der Suppenkelle! Annette Behnken hat fleißig mit angepackt, geschnippelt und serviert. Nach getaner Arbeit treffen sich alle Helferinnen und Helfer im Suppenküchengarten zwischen Kartoffelbeet und Kräuterpflanzen zum wohlverdienten Feierabend an der gedeckten Klostertafel. Annette Behnken weiß jetzt, was diesen Ort so besonders macht: Es sind Menschen, die den Mut haben, Neues auszuprobieren und dabei immer die Bedürfnisse der anderen im Blick behalten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.12.2019NDR
  • Folge 33
    Nach der Schulzeit wollen viele junge Leute raus in die Welt: Australien, Amerika, Hauptsache Abenteuer. Aber arbeiten auf einem christlichen Bauernhof mitten in Thüringen? Das klingt eher ungewöhnlich. Annette Behnken trifft in dieser Folge „Klosterküche“ junge Erwachsene, die auf der Suche sind nach einem anderen Leben. Sie ist zu Gast in der Familiengemeinschaft Siloah, einer freichristlichen Gemeinde, die auf einem alten Rittergut lebt. Die Bewohnerinnen und Bewohner betreiben Landwirtschaft und engagieren sich in der Jugendarbeit. Annette Behnken will wissen, warum so viele Jugendliche nach Siloah kommen.
    Die 16-jährige Clara ist erst seit ein paar Wochen hier. Sie macht ein Freiwilliges Soziales Jahr in Siloah. An diesem Tag hat sie die Aufgabe, zusammen mit anderen Freiwilligen Kartoffeln zu ernten. Ein echter Knochenjob! Einige Kartoffeln landen später direkt auf dem Teller, zusammen mit dem Filet vom Zubu-Rind im Teigmantel mit Pilzfüllung. Als Nachtisch gibt es einen Pudding aus Orangensaft mit Sahne. „Punica-Speise“ nennt Siloah-Köchin Kathrin Balke ihre Kreation. Richtig gut! „Die Teilnehmer sollen persönlich reifen und besondere Fähigkeiten entwickeln“, erklärt Hubertus Laue.
    Er betreut in Siloah die Freiwilligen wie ein zweiter Vater. Und natürlich muss auch Annette Behnken mitarbeiten. Die Lektion: Schmieden bis die Funken fliegen. Ob Annette mit dem Schmiedeeisen und dem offenen Feuer klarkommt? Die meisten Jugendlichen lernen hier zum ersten Mal, dass Alltag und Glauben kein Gegensatz sind, erfährt Annette von Hubertus. Jeden Morgen vor der Arbeit gibt es eine kurze Andacht. Später treffen sich alle in der Krypta zum Mittagsgebet. Es gibt hier keine Predigten, sondern jeder sagt, was ihn bewegt.
    „Für viele ist das etwas völlig Neues“, so Hubertus. Manche Jugendliche entdecken so ihren Glauben und lassen sich später sogar taufen. Und nicht nur die Jugendlichen. Auch Köchin Kathrin Balke wollte sich irgendwann taufen lassen. Sie erlebte es hautnah: In Siloah wird nicht nur etwas Wasser über den Kopf geträufelt, jeder Täufling geht so richtig baden. Auch das ist besonders in Siloah, einem Ort, der passenderweise nach einem biblischen Teich benannt wurde. Am Abend gibt es das leckere Klostermenü. Annette Behnken genießt das gute Essen und die besondere Gemeinschaft. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.03.2020NDR
  • Folge 34
    Hoch und massiv stehen die Mauern des Mutterhauses St. Vinzenz mitten in Hildesheim. Nur wenige wissen, was sich dahinter abspielt. Es ist das Zuhause der Vinzentinerinnen, ein katholischer Frauenorden. Sie selbst nennen sich Barmherzige Schwestern. Annette Behnken will in dieser Folge der „Klosterküche“ herausfinden, wer diese Frauen sind und was hinter den dicken Mauern passiert. Sie bekommt einen seltenen Einblick in das Privatleben der Nonnen. Aus einem Zimmer im oberen Stock dringt fröhliches Lachen. Vier Schwestern sitzen um einen Tisch und spielen Karten, das Spiel „Phase 10“.
    Was auffällt: Nicht alle Schwestern tragen die traditionelle Ordenstracht. „Heute entscheiden sich manche aus arbeitstechnischen Gründen dagegen“, sagt Schwester Hanna. Sie selbst trägt ihr Ordensgewand mit Stolz: „Für mich hat die Ordenstracht Zeugnischarakter. Man ist erkennbar für andere.“ Annette Behnken lernt schnell: Ein lockeres Leben haben die Nonnen hier nicht. Für die Schwestern beginnt der Tag morgens um 4:45 Uhr und endet oft nach 21:00 Uhr. Schwester Teresa leitet als sogenannte Generaloberin die Gemeinschaft.
    „Der Tagesablauf richtet sich nach den jeweiligen Aufgaben. Einfach den Hammer fallen lassen und ins Gebet gehen, das geht nicht mehr.“ Die Hildesheimer Schwestern sind längst aus den Mauern heraus und helfen, wo immer sie können. Egal ob im Altersheim oder in der Armenküche des Ordens. Kraft schöpfen die Frauen bei Meditationen und dem Gebet in der Klosterkapelle. Schwester Hanna hat aber noch eine weitere Stressbewältigungsstrategie. Verschmitzt führt sie Annette Behnken zum Dachboden. Hier boxt sie sich gerne mal den Stress am Boxsack weg.
    Rechter Haken, Schlag links, Aufwärtshaken. Annette Behnken ist vom Boxen so begeistert, dass sie dabei fast ihre Fragen vergisst. Natürlich wird auch wieder lecker gekocht. Schwester Teresa und Schwester Hanna haben zwei besonders leichte und schmackhafte Gerichte ausgesucht: als Vorspeise eine köstliche Orangen-Tomaten-Suppe. Als Hauptgericht servieren sie Rosmarinkartoffeln mit einer raffinierten Walnuss-Paprika-Paste. Unter dem Gewölbe des alten Speisesaals lassen sich Annette Behnken und die Ordensschwestern das Gericht schmecken. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.04.2020NDR
  • Folge 35
    Der Weg zur Nächstenliebe führt in Hildesheim durch eine nüchterne Holztür. Dahinter öffnet sich ein gemütlicher Raum: drei große Tische, es gibt Kaffee, Brot und Marmelade. Annette Behnken ist diesmal zu Gast in der Vinzenzpforte. So heißt die Suppenküche, die gleich hinterm Hildesheimer Dom von den Barmherzigen Schwestern betrieben wird, einem Frauenorden, der sich um bedürftige Menschen kümmert. In dieser Folge der „Klosterküche“ möchte die Pastorin herausfinden, warum auch Nächstenliebe manchmal durch den Magen geht. Mit am Herd steht Martin Schwark, der als einziger Mann gleich nebenan im Frauenkloster arbeitet.
    Er hat viele Jahre in Südamerika gelebt und kocht am liebsten peruanisch. Als Vorspeise gibt es eine sogenannte Causa Limeña: Kartoffelpüree mit Thunfisch, Avocado, Tomaten und Ei. Als Hauptspeise Arroz Chaufa, Reis mit Paprika, Fleisch und Ingwer. Beides sind peruanische Nationalspeisen. Geleitet wird die Vinzenzpforte von Martin Schwarks Kollegin Jeanne Golla. Die junge Frau war mehrere Jahre lang selbst Ordensschwester. Inzwischen hat sie die Ordensgemeinschaft verlassen, ihren alten Namen jedoch behalten.
    Jeanne oder „Jeannie“, wie ihre Stammgäste sie nennen, kümmert sich um diejenigen, die sonst schnell vergessen werden. Um sechs Uhr morgens schließt die Sozialarbeiterin die Pforte auf. Dann warten draußen bereits die ersten Gäste. Frühstück und Kaffee stehen bereit. Ab 12:30 Uhr gibt es warmes Essen. 30 bis 50 Besucher*innen kommen jeden Tag, berichtet Jeanne Golla. Wohnungs- oder Obdachlose, psychisch Kranke, Menschen mit Alkohol- oder Drogenproblemen, einsame und immer mehr arme ältere Menschen, deren schmale Rente zum Leben nicht reicht. Jeanne Golla mag den Ausdruck „Bedürftige“ nicht.
    Sie spricht lieber von „Verletzten“. „Es kommen immer mehr. Die Not nimmt zu“, sagt sie. Nicht alle kämen wegen des Essens. „Manche wollen sich nur aufwärmen oder suchen einen Ort zum Reden. Im Prinzip sind wir deren Wohnzimmer“, erzählt sie Annette Behnken. Früher wurde in der Vinzenzpforte selbst gekocht. Das ist vorbei: zu aufwendig, meint Jeanne Golla. Das Mittagsessen holt sie inzwischen jeden Tag mit dem Auto von der katholischen Kirchengemeinde Guter Hirt im Norden der Stadt ab, die einen sozialen Mittagstisch mit angeschlossener Kleiderkammer eingerichtet hat.
    Annette Behnken staunt über den Andrang, der hier herrscht, und die vielen Helfer*innen, die mit anpacken. „Angefangen haben wir mit ein paar Leuten. Heute arbeiten hier 80 Angestellte und Ehrenamtliche“, sagt Leiter Andreas Handzik. Das sei toll, „aber auch erschreckend, dass das notwendig ist“. Ein Satz, über den Annette Behnken noch lange nachdenkt, als sie später mit den anderen an der festlich gedeckten Klostertafel sitzt. „Barmherzigkeit heißt, den anderen zu akzeptieren, wie er ist. Das klappt nur, wenn man sich selbst geliebt fühlt“, sagt Jeanne Golla. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.06.2020NDR
  • Folge 36 (30 Min.)
    Ein bisschen suchen muss man schon, denn das Pilgerkloster Tempzin liegt gut versteckt abseits der Straße hinter hohen Bäumen. Kein Wunder, dass der Ort lange in Vergessenheit geraten war. Doch seit einigen Jahren gibt es hier wieder Leben. Eine kleine Gemeinschaft hat mit viel Einsatz aus den Resten einer historischen Klosteranlage wieder einen geistlichen Ort geschaffen. Was treibt Menschen an, mitten im ländlichen Mecklenburg ein Kloster wiederaufzubauen? Welche Hoffnungen und Ideen führen sie zusammen? Das möchte Annette Behnken in dieser Folge der „Klosterküche“ herausfinden.
    Mehrmals im Jahr treffen sich die Mitglieder der Tempziner Klostergemeinschaft, um eine Woche lang gemeinsam zu arbeiten und zu beten, eine Klostergemeinschaft auf Zeit. Annette Behnken packt wie immer beherzt mit an. Auch die Corona-Regeln lassen sich dabei gut umsetzen: bei der Obsternte, wenn der Garten winterfest gemacht wird, wenn das Holz im Schuppen gestapelt und eine riesige Hecke gekappt werden muss. Mittendrin der pensionierte Tierarzt Karl Schwarzenberg. „Ich bin hier der Mann fürs Grobe“, sagt er lachend. Schwarzenberg ist seit fast 30 Jahren dabei und der Dienstälteste unter den Aktiven.
    Er erinnert sich: „Alles hier wurde in Eigenleistung errichtet, finanziert durch Spenden und Vereinsbeiträge.“ Die Kirche und das jahrhundertealte „Warmhaus“, ein ehemaliges Krankenhaus, sind inzwischen wunderschön restauriert. Was hat die Menschen motiviert, einen solchen Ort zu erschaffen? fragt sich Annette Behnken. „Tempzin ist Kraftquelle, Heimat und Heilungsort“, sagt Doris Mertke. Die ausgebildete Gemeindepädagogin ist so etwas wie die geistige Leiterin von Tempzin. Sie ist noch da, wenn alle anderen wieder abgereist sind, kümmert sich um Pilger*innen und Einzelgäste, bietet Seelsorge an.
    Doris Mertke bezeichnet dieses Leben als „erweiterte Einsiedelei“. Zu ihren Pflichten gehören auch die Tagesgebete, die zu festgelegten Zeiten in der Klosterkirche stattfinden. Wie bei den alten Ordensgemeinschaften strukturiert das Beten auch in Tempzin den Arbeitstag. Jeder kann teilnehmen. „Man kommt zur Ruhe, sammelt Kraft“, beschreibt Sylvia Zander die Wirkung. Sie sorgt als Klosterköchin für das leibliche Wohl der freiwilligen Helfer. „Durch das Gebet fühle ich mich im Alltag behütet und gehalten.“ Schon jetzt ist Tempzin für viele Menschen so etwas wie eine geistige Heimat.
    Der Traum der Mitglieder ist es, dass sich hier irgendwann dauerhaft eine klösterliche Gemeinschaft ansiedelt. „Ich kann mir gut vorstellen, bei so etwas mitzumachen“, sagt Sylvia Zander. Bestimmt wäre dies dafür genau der richtige Ort, denkt Annette Behnken und sieht den Kranichen nach, die auf ihrem Weg in den Süden auf den umliegenden Wiesen Rast machen wie schon seit Jahrhunderten. Wer weiß, vielleicht wohnen hier in einigen Jahren ja wirklich moderne Mönche und Nonnen mit einer ganz neuen, modernen Vorstellung vom Klosterleben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.11.2020NDR
  • Folge 37 (30 Min.)
    Das Kloster Dobbertin liegt wunderschön auf einer Halbinsel, umrahmt von einem See und einem Park mit hohen Bäumen. Die ehemalige Benediktiner-Abtei ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Und der Ort hält noch mehr bereit: Seit fast 30 Jahren leben und arbeiten hier im idyllischen Mecklenburg Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Annette Behnken will in dieser Folge der „Klosterküche“ wissen, ob und wie das funktioniert. Der Weg führt die Moderatorin erst einmal in das angrenzende Dorf Dobbertin. Nur etwa 1.000 Menschen leben hier im Ort und im Kloster.
    Ein Drittel von ihnen ist geistig behindert. Gemeinsamer Treffpunkt ist der kleine, vom Kloster betriebene CAP-Supermarkt. „Der Name leitet sich ab von Handicap“, sagt Mitarbeiter Sebastian Krafczyk. Hier treffen sich die Menschen aus dem Dorf, Menschen mit und ohne Handicap arbeiten hier gemeinsam. „Der Grundgedanke war, den Bewohnern des Klosters einen Arbeitsplatz zu geben.“ Gleichzeitig bekamen die Dorfbewohner*innen eine gut erreichbare Einkaufsgelegenheit und einen Ort, an dem man sich treffen und miteinander reden kann. Peter Nimmert, der zur CAP-Markt-Crew gehört, erzählt Annette Behnken beim Einsortieren der Waren, dass er früher selbst in einer der Wohngruppen auf dem Klostergelände gelebt hat.
    Inzwischen hat er sich außerhalb ein eigenes Leben aufgebaut. Mit seinen Häuschen und Gassen, die sich malerisch um die alte Klosterkirche gruppieren, wirkt das Klostergelände selbst wie ein kleines Dorf. „Viele Bewohner verbringen hier ihr ganzes Leben. Wir möchten, dass Dobbertin nicht nur ein Ort ist zum Arbeiten und Wohnen, sondern ein Lebensraum, in dem alle Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner eine Rolle spielen“, sagt Hans Hopkes, Leiter der diakonischen Einrichtung.
    Einer der Bewohner*innen ist Andre Dittloff. Er lebt schon seit über 25 Jahren hier und gehört zum Gartenteam des Klosters. Die Truppe, die größtenteils aus Bewohner*innen besteht, hält mit viel Elan die Außenanlagen in Schuss. Aus gutem Grund: Das Kloster ist auch ein Touristenmagnet, der unzählige Besucher*innen anlockt. Wegen der Corona-Pandemie ist das Gelände derzeit allerdings für Außenstehende geschlossen. Auch das alte Brauhaus, ein professionelles Restaurant und Café, in dem die Gäste von Menschen mit und ohne Behinderung bekocht und bedient werden, ist geschlossen.
    Eigentlich schade, findet Annette Behnken: Normalerweise mischen sich Bewohner*innen und Besucher*innen überall auf dem weitläufigen Areal. Man kann kaum unterscheiden, wer zu welcher Gruppe gehört. Im täglichen Umgang spielt das ohnehin keine Rolle. Da stellt sich die Frage nach Behinderung oder Nichtbehinderung irgendwann gar nicht mehr. Das spürt die Moderatorin hier auf Schritt und Tritt. Es ist dieses ungezwungene Miteinander, das sie im beeindruckend schönen Kloster Dobbertin am meisten beeindruckt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.12.2020NDR
  • Folge 38 (30 Min.)
    Hat das mittelalterliche Klostermotto bete und arbeite heutzutage noch Bestand? Wird die Regel des Heiligen Benedikt, das lateinische ora et labora, in den Klöstern noch gelebt? Dieser Frage geht Annette Behnken nach auf ihrer Reise durch norddeutsche Klöster. Die Pastorin erfährt, wie es funktioniert, die beiden Pole miteinander zu verbinden. Die Familienkommunität SILOAH ist eine Art modernes Kloster. Hier leben Menschen verschiedener Konfessionen zusammen, Ehepaare, Alleinstehende und Familien mit Kindern. Sie betreiben einen großen Bauernhof und bieten diverse Seminare und Erlebnisfreizeiten an, vor allem für Jugendliche und Kinder.
    „Jesus ist immer dabei, auch auf dem Feld“, sagt Jörn Michel, der Leiter der Landwirtschaft. Die kleine Kapelle im ehemaligen Kartoffelkeller gleich neben der Scheune ist jeden Mittag Treffpunkt zum Gebet. Glaube und Arbeit sind sich also schon sehr nahe in SILOAH. „Mit Jesus bei den Rindern? Funktioniert das?“ fragt Annette Behnken. Eine zweite Station ist Hildesheim, das Kloster der Barmherzigen Schwestern.
    Die katholischen Ordensschwestern betreiben unter anderem eine Suppenküche für Obdachlose. Welche Rolle spielt das Gebet bei der sozialen Arbeit im Kloster? Annette Behnken erlebt einen Tag mit den Schwestern und macht sich ein Bild davon, wie es hinter den Klostermauern aussieht. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im nahe gelegenen Döner-Imbiss erwartet die Pastorin auf dem Dachboden des Klosters eine Überraschung: Sie erhält von Schwester Hanna Boxunterricht an deren Boxsack. Weltfremd sind sie jedenfalls nicht hier im Kloster der Barmherzigen Schwestern.
    Für sie ist das Gebet überhaupt Voraussetzung, den Alltag und die Arbeit bestehen zu können. Das Kloster St. Marienberg wurde vor mehr als 800 Jahren in Helmstedt gegründet. Seit dem 19. Jahrhundert werden hier in der sogenannten Paramentenwerkstatt liturgische Gewänder gefertigt, zum Beispiel Roben, Altarschmuck und Wandbehänge für die Kirchen. Die Werkstatt ist eine der wenigen, in denen die passenden Stoffe heute noch von Hand gefertigt werden. Die Frauen, die hier arbeiten, sind keine Nonnen oder Ordensschwestern.
    Und doch dreht sich alles um den Gottesdienst und die Ausstattung dafür. Die Arbeit findet seit mehr als 150 Jahren im selben Raum statt. Konzentrierte Handarbeit in aller Stille. Ein bisschen wie Gebet sei die Arbeit, meint eine der Handwerkerinnen. Nach der Reise durch die unterschiedlichen Klöster löst Annette Behnken den scheinbaren Widerspruch von Arbeit und Gebet ganz einfach auf: „Wenn man an Gott glaubt und daran, dass er überall ist und immer, dann ist Gott natürlich auch mit bei der Arbeit.“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.05.2021NDR
  • Folge 39 (30 Min.)
    Auf ihrer Reise durch norddeutsche Klöster war Pastorin Annette Behnken schon an vielen ungewöhnlichen Orten. Ein Jugendkloster war noch nicht dabei. Dass es so etwas überhaupt gibt, höchste Zeit, nach Ahmsen im Emsland zu fahren. Dort erlebt Annette Behnken, wie Teamerinnen für die Jugendarbeit ausgebildet werden. Mit Spielen oder beim Sport wird vor allem Sozialverhalten trainiert. Annette testet ihre eigene Fähigkeit zur Teamarbeit im Seilgarten und beim Bogenschießen. Gemeinsam mit Michael Engbers und Jana Rolfes, den Leitern der Jugendbildung, erfährt sie, wie man als Team zusammenwächst.
    Das ist die Grundlage für die Kurse, die das Jugendkloster Schulklassen und vielen anderen Gruppen anbietet. Unabhängig von der Konfession können alle Jugendlichen in der katholischen Einrichtung Selbst- und Gruppenerfahrungen machen, die Spaß bringen und im Leben weiterhelfen. Zwischen Labyrinth und Seilgarten erfährt Annette Behnken von Christian Thien mehr über die Geschichte des Ortes, die lange von einem Maristenkloster geprägt war. Inzwischen lebten auf dem Gelände Franziskanerbrüder, die bei den Jugendlichen als Gesprächspartner und geistige Berater sehr beliebt seien, erzählt der Leiter des Jugendklosters.
    Christian Thien hat hier selbst einen Teil seiner Jugend verbracht. Und mit der Übernahme der Verantwortung sei für ihn ein Traum in Erfüllung gegangen, von dem er vorher „selbst gar nicht wusste, dass ich ihn hatte.“ Während des Besuches von Annette Behnken laufen gerade die Vorbereitungen zum traditionellen Pfingstfestival. Vor Corona kamen dazu jedes Jahr fast 1000 Besucher*innen. 2021 muss es aber noch einmal digital stattfinden, als Pfingstfestival@home.
    Natürlich will Annette Behnken wissen, was sich die Pfingsthelfer*innen um Mika Springwald dazu ausgedacht haben. Es wird Spiele online geben, eine digitale Zeltkirche und vieles, was Jugendliche miteinander verbindet, auch wenn sie nicht am selben Ort sind. Mit der Jugendklosterköchin Petra Garwels bereitet Annette Behnken ein deftiges Chili con Carne und eine vegane Kartoffel-Giersch-Suppe zu. Beides zünftig draußen auf dem Lagerfeuer gekocht. Für alle Teamerinnen und Pfingsthelfer*innen, die trotz Corona dafür sorgen, dass das Bildungs- und Freizeitangebot des Jugendklosters weiterläuft.
    Spirituelle Fragen, Glaube, Gott, all das spielt hier natürlich auch eine Rolle. Wie groß sie ist, hängt von den Jugendlichen selbst ab. Das Jugendkloster im idyllischen Ahmsen im Emsland ist jedenfalls in der Kirche hoch angesehen. Sogar Franz-Josef Bode, Bischof des Bistums Osnabrück, kommt zum Pfingstgottesdienst auf die Wiese vor dem Haupthaus, um mit den Pfingsthelfer*innen, Jugendlichen und den Angestellten des Klosters an diesem ungewöhnlichen Ort Pfingsten zu feiern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.06.2021NDR
  • Folge 40 (30 Min.)
    Was bringt indische Ordensbrüder dazu, nach Norddeutschland zu ziehen? Wer im Internet das Stichwort indische Mönche eingibt, findet vor allem Bilder von Hindus in orangefarbenen Gewändern und mit Turbanen. Die indischen Ordensbrüder, die Annette Behnken in deren Kloster im Emsland besucht, entsprechen dieser Vorstellung aber ganz und gar nicht. Diese Geistlichen gehören einer kleinen Minderheit in Indien an, sie sind katholische Christen! Genauer gesagt: Sie gehören dem Franziskaner-Orden an. Einer von ihnen ist Pater Vijay. Er erzählt, wie er als Erster in seinem Heimatort zum Priester geweiht wurde.
    Es gab ein großes Fest mit mehr als 1000 Gästen, die alle von seiner Familie bekocht wurden. Danach ging er von zu Hause fort, lebte zwei Jahre lang in Sri Lanka, wurde nach mehreren Stationen in Indien schließlich nach Europa versetzt. Ins Kloste Ahmsen im Emsland. In diesem Kloster lebt auch Pater Arun. Als er seinen Eltern von seinen Zukunftsplänen als Priester erzählte, erntete er keine Begeisterung. Als jüngster Sohn sei er traditionell für die Versorgung der Eltern zuständig, fand sein Vater, der als Fischer an der Südspitze Indiens lebt.
    Aber Pater Arun blieb bei seinem Entschluss. Auch er „tourte“ durch verschiedene Gemeinden, war in England und Belgien, bevor er ins Emsland kam. Für Franziskaner ist es normal, immer wieder an einen neuen Ort zu ziehen. Aber wie geht es den Männern aus Südindien im Emsland? Vom Wetter werden sie hier jedenfalls nicht verwöhnt. Und auch Sprache und Mentalität sind fremd. Moin als Standardbegrüßung haben alle fünf aber schon drauf. Das haben sie nicht in ihrem dreimonatigen Deutschkurs gelernt. Und was sagen die Emsländer? Wie reagieren sie, wenn kein Pfarrer, den sie schon von Jugend an kennen, auf der Kanzel steht? Sondern ein dunkelhäutiger Mann, der auch neue Sitten und Gebräuche einführt? Vor etwa 500 Jahren kolonisierten vor allem die Portugiesen den indischen Subkontinent.
    Sie zwangen den Menschen ihren katholischen Glauben auf, Mission wurde das damals genannt. Nun gehört diese Religion mit zur indischen Kultur. „Bei indischen Beerdigungen haben die Menschen aber nicht so viel Schwarz an wie hier“, sagt Pater Arun. Die unterschiedlichen Religionen in seiner Heimat färben aufeinander ab. So würde er gerne auch einiges hier einfließen lassen, zum Beispiel von hinduistischen Ideen, soweit es nicht seinem eigenen Glauben widerspricht.
    So bringen die indischen Patres einen anderen katholischen Glauben nach Europa zurück, als ihn die Portugiesen nach Indien gebracht hatten. Eine Art umgekehrte Mission. Aber friedlich. Und mit sehr viel Humor und indischer Fröhlichkeit. Das stellt Annette Behnken auch beim gemeinsamen Kochen fest. Es gibt ein traditionelles indisches Biryani. „Aber mild“, versichert ihr Pater Vijay. Das sei eine große Umstellung. Denn „wenn die Leute hier es scharf finden, finden wir es noch zu lasch.“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.07.2021NDR
  • Folge 41 (30 Min.)
    Auf der Reise zu Klöstern in Norddeutschland hat Annette Behnken ganz unerwartete Dinge erfahren. Das Klosterleben ist vielfältiger als gedacht! Besondere Menschen, ungewöhnliche Fähigkeiten, überraschende Situationen, all das stellt sie diesmal in der „Klosterküche“ vor. Zu jedem Kloster gehört auch eine Klosterkirche. Die meisten Menschen genießen das Läuten der Glocken vom Turm, aber die wenigsten wissen etwas über die Glocken. Wozu auch? Hendrik Hopfenblatt aus Bremen ist da anderer Ansicht. Für den heute 18-Jährigen sind die Glocken der norddeutschen Kirchen absolute Faszination.
    „Schade, dass es ‚Wetten, dass …?‘ nicht mehr gibt“, meint Annette Behnken. Denn Hendrik versichert, er könne alle norddeutschen Glocken nur an ihrem Geläut erkennen und der richtigen Kirche zuordnen. Mit ihm ist Annette Behnken auf den Kirchturm im Stift Fischbeck geklettert. Was weiß Hendrik über die Glocken hier oben? Ist er wirklich ein so schlauer Bursche? Andere Töne spielen für Claudia Amelung eine Rolle. Die Baumexpertin muss von Berufs wegen die Gesundheit und Stabilität alter Bäume beurteilen. Damit bei Sturm niemand von umstürzenden Bäumen oder herabfallenden Ästen verletzt wird.
    Die öffentlich bestellte Sachverständige klopft bei den Bäumen an und hört genau hin. Je nachdem, wie der Baum antwortet, kann sie erkennen, ob er gesund ist oder ihm etwas fehlt. Wie das funktioniert und weiteres Insiderwissen über Bäume lernt Annette Behnken von Claudia unter einer riesigen, uralten Klostereiche. Caroline Rothe beschäftigt sich mit den kleinen pflanzlichen Bewohnern im Garten, gemeinhin als Unkraut bezeichnet. Ihr Motto: „Wir vertragen uns mit ihnen und essen sie auf.“ Denn Claudia Rothe weiß über die vielen Vorzüge von Gänseblümchen, Giersch & Co.
    Wenn sie nämlich richtig geerntet und behandelt ins Essen kommen, sind sie gesund und schmecken hervorragend. Überraschend war auch der Besuch bei den katholischen Ordensschwestern in Nette bei Osnabrück. Warum sie davon schwärmen, mit gekrümmten Rücken Kartoffeln auf dem Acker zu sammeln und warum auf ihrem Friedhof Lachen ausdrücklich erlaubt ist: Auch das verrät Annette Behnken in dieser Folge „Klosterküche“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.09.2021NDR
  • Folge 42 (30 Min.)
    Wer auf dem weiten Strand von St. Peter-Ording plötzlich vor einem Kirchenschiff steht, sieht keine Fata Morgana. Ein Kirchenschiff? Das kennt Pastorin und Moderatorin Annette Behnken ganz anders. Dieses hier ist ein richtiger Schiffsrumpf aus Holz und steht auf Stelzen. Die Gemeinden aus dem Ort haben diesen ökumenischen Treffpunkt aufgebaut. Hier findet Kirche für jedermann statt. Urlauber, Familien, alte und junge Menschen, alle kommen zu der kleinen „Kirche am Urlaubsort“. Zu Andachten, zum gemeinsamen Singen, Spaß haben oder Geschichten hören.
    Und dazwischen ist es einfach Kinderspielplatz. Die Gemeinden hier haben eine Besonderheit: Bei 2,5 Millionen Übernachtungen jedes Jahr sind sie in der Hochsaison um ein Vielfaches größer als im Winter. Etwa 14.000 Menschen nehmen an den Veranstaltungen der Urlauberseelsorge teil, auch auf dem Kirchenschiff am Strand. Diakonin Andrea Streubier besorgt sich Hilfe, um das alles bewältigen zu können. Zwischen 30 und 50 Freiwillige und Praktikant*innen stehen ihr jedes Jahr zur Seite. Die meisten kommen aus der Umgebung. Aber es sind auch immer etwa zehn dabei, die von weither anreisen und dann in einer Zweizimmer-WG im Gemeindehaus wohnen.
    Diese „christliche Wohngemeinschaft auf Zeit“ ist wie ein Mini-Kloster. Schließlich wohnt man auf engem Raum zusammen, hat einen gemeinsamen christlichen Hintergrund, der Ausgangspunkt für die tägliche Arbeit ist. So sieht es auch Gina. Coronabedingt teilt sich die Studierende aus Berlin in diesem Jahr die kleine Wohnung nur mit Julia, die ebenfalls Religionspädagogik studiert. So hat jede einen Schlafraum für sich, sozusagen die eigene „Klosterzelle“.
    Für Julia trotzdem ungewohnt, denn sie lebt noch bei ihrer Mutter. WG-Leben ist für sie eine neue Herausforderung. Arbeiten, wo andere Urlaub machen, das klingt verlockend. Doch Urlaub und Seelsorge, ist das nicht ein Widerspruch? Urlaub ist ja die Zeit der Entspannung und des Wohlfühlens, sollte man denken. Offenbar aber auch eine Zeit, in der viele verdrängte Gedanken hochkommen. Oder Momente von Familienkrisen, weil weder Arbeit noch Termine ablenken. Dann sind die Mitarbeitenden der Urlauberseelsorge da und helfen.
    Verantwortungsvolle Arbeit also, bei der Gina und Julia ihr christlicher Hintergrund zugutekommt. Annette Behnken beschäftigt natürlich auch die Frage: Wie leben die beiden da eigentlich? Und was kochen sie? Sie denkt an ihre eigene Studienzeit, Nudeln gehen immer. Also kauft Annette auf dem Wochenmarkt vor dem Gemeindehaus für ein einfaches, aber leckeres Pasta-Essen ein. Dazu hat sie noch ein Nachspeiserezept aus ihrer Studienzeit parat. Bei schönstem Wetter im Garten kochen, ein Glas Rotwein dazu, die richtige Umgebung, um miteinander wirklich ins Gespräch zu kommen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.10.2021NDR
  • Folge 43 (30 Min.)
    Annette Behnken hat 2020 schon einmal die Behinderteneinrichtung im Kloster Dobbertin kennengelernt und sich verliebt: in die Menschen, die dort leben. Menschen mit verschiedenen Arten geistiger Einschränkung. Und einer ganz besonderen Art von berührender Ehrlichkeit und Offenheit. Darum ist sie ein zweites Mal hingefahren und konnte in diesem Jahr tiefer in das Leben der Menschen eintauchen, auch wegen nicht mehr so strenger Coronaregeln und einer Impfquote von 100 Prozent bei den Bewohnerinnen und Bewohnern und dem NDR Team. Was sie erlebt? Das Landeserntedankfest Mecklenburg-Vorpommern findet in Dobbertin statt. Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung das erste Event seit Beginn der Coronazeit.
    Alle freuen sich auf den großen Umzug mit Kostümen und geschmückten Wagen und auf den Jahrmarkt mit Losbuden, Achterbahn und einer Musikbühne. Für Menschen mit Behinderungen ist Inklusion ganz wesentlich. In Dobbertin gibt es eine Schule, Werkstätten, ein Café und viele andere Arbeitsbereiche, in denen Behinderte und Nichtbehinderte zusammenarbeiten. Funktioniert das? Ermöglicht es den Menschen, selbstständiges Leben zu erlernen? Annette Behnken verbringt die Tage gemeinsam mit Jasmin, einer 17-jährigen Schülerin der Dobbertiner Schule.
    Sie lebt auf dem Klostergelände in einer Wohngruppe und möchte nach der Schule außerhalb wohnen und arbeiten können. Was bewegt sie, fühlt sie sich gut aufgehoben in ihrer Wohngruppe und in der Schule? Außerdem besucht Annette Behnken Cindy und Manni, die beiden haben sich hier in der Einrichtung kennen- und lieben gelernt. Sie sind seit 26 Jahren ein Paar. In Dobbertin haben sie eine gemeinsame Wohnung und die Möglichkeit, zu arbeiten. Könnten sie auch außerhalb auf sich selbst gestellt leben? Oder ist ihr gemeinsames Leben nur hier so möglich? Zum Erntedankfest gibt es einen großen Umzug: Cindy wird verkleidet als Nonne mitlaufen, Jasmin schmückt einen Wagen für den Umzug.
    Für die beiden Bewohnerinnen eine Herausforderung, die mit viel Aufregung verbunden ist. Und natürlich gibt es auch etwas zu essen: Gemeinsam mit dem ehemaligen Koch und jetzigen Heilerzieher Stefan Weber macht Annette eine herbstliche Kürbissuppe mit grünen Bohnen, direkt am Seeufer über offenem Feuer gekocht. Aber vorher muss sie noch eine Mutprobe bestehen: Sie geht mit Jasmin auf den Rummelplatz. Was sie nicht wusste: Jasmin liebt Achterbahn fahren. Für Annette eine Horrorvorstellung. Wird sie die wilde Fahrt mit Jasmins Hilfe gut überstehen? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.12.2021NDR
  • Folge 44 (30 Min.)
    Pastorin Annette Behnken hat im kleinen Dorf Wethen eine bemerkenswerte christliche Gemeinschaft entdeckt, die dort seit mehr als vier Jahrzehnten eine Heimat hat: das Laurentiuskonvent. Hier auf dem Laurentiushof leben etwa 30 Mitglieder, Ehepaare, Alleinstehende, Kinder, Familien, Rentner. Sie widmen sich vor allem dem Umweltschutz und der Friedensarbeit. Obwohl der Ort in Nordhessen weitab von den Zentren der Macht und der großen Politik liegt, hat er doch Einfluss. Als zum Beispiel die Hamburger Kirchen eine ebenfalls ökumenische Gemeinschaft gründen wollten, kamen die Verantwortlichen dafür nach Wethen, um hier vom Laurentiuskonvent Ratschläge einzuholen.
    Die Beziehungen gehen sogar bis in die Berliner Politik, denn auf dem Gelände des Laurentiushofes sind auch mehrere Friedensgruppen angesiedelt. Ralf Becker etwa leitet von hier die Initiative Sicherheit neu denken und hat direkten Kontakt zu Bundespolitiker*innen aller Parteien. Er hat sich vor 20 Jahren gegen ein Mandat für das Europaparlament entschieden und kam nach Wethen. Nur von außen kann man mit neuen Ideen auf die Politik Einfluss nehmen, ist seine Meinung. Dabei bleiben die Menschen in der ökumenischen Laurentiusgemeinde durchaus bodenständig und ganz alltagspraktisch.
    Wie man selbst umweltfreundliches Waschmittel herstellen kann oder wie man saisonal und gesund kocht, ohne viel Geld auszugeben, das erfährt Pastorin Annette Behnken von Jutta Boysen und Schwester Myriam, die viele Jahre in einem Kloster in der Schweiz lebte. Beide engagieren sich zudem für Geflüchtete und Menschen in Armut. Johannes Schnirring studiert Informatik in Kassel. Aber seine eigentliche Heimat bleibt der Laurentiushof. Hier aufgewachsen, kommt er häufig zurück, um seine Eltern zu besuchen.
    Wie es ist, als Kind auf dem Land aus einer christlichen „Kommune“ zu kommen, erfährt Annette Behnken, als sie mit ihm gemeinsam Büsche im Garten anpflanzt. Auch wenn jedes Mitglied des Laurentiuskonventes einen ganz eigenen Ansatz hat, um die Welt ein bisschen besser zu machen, sind sie eine Gemeinschaft. Was sie eint, das möchte Annette Behnken gerne in den Gesprächen herausfinden. Und natürlich, wie die Steckrübenschnitzel und der Apfelmusauflauf nach den Rezepten von Schwester Myriam schmecken, die sie gemeinsam mit ihr und Gordon Matthews in der Küche des Haupthauses zubereitet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.05.2022NDR
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 15.05.2022
  • Folge 45 (30 Min.)
    Im Kloster Lage im Osnabrücker Land lebten über Jahrhunderte Ordensfrauen oder -männer. Vor zwei Jahren jedoch schien die Zeit für das Kloster abgelaufen. Die zuletzt ansässigen Dominikanerinnen gaben die Niederlassung mangels Nachwuchs auf.
    Aber dann fanden sich überraschend doch Nachfolger: die Franziskaner-Minoriten. Sie pachteten die Gebäude vom Bistum Osnabrück und renovierten sie, zum Großteil in Eigenleistung. Denn die Minoriten sind ein Bettelorden und die Ordensbrüder machen alle praktischen Arbeiten so weit wie möglich selbst.
    Jetzt gibt es wieder Leben im Kloster an der Wallfahrtskirche St. Johannes. Frieden und Gerechtigkeit und ein frohes, menschenzugewandtes Gesicht zeigen, sind die Leitmotive der Ordensgemeinschaft der Minoriten. Praktisch geht es um die Betreuung von umliegenden Gemeinden, von Pilgern und Wallfahrern, Seelsorge, Beichte und Arbeit in der Pfarrei.
    Eine Kloster-Neugründung ist seit jeher etwas Besonderes. Aber wie ist das in der gegenwärtigen Zeit noch möglich? Gibt es nicht einen großen Mangel an Ordensnachwuchs? Pastorin Annette Behnken befragt den Leiter des Klosters, Bruder Bernhardin. Die vier Ordensbrüder in Lage leben ohne eigenen Besitz, haben keine Angestellten und müssen dennoch ein so großes Kloster in Schuss halten. Eine weitere Herausforderung.
    Lage ist weit über die Grenzen des Bistums Osnabrück bekannt für die sogenannte Kreuztracht. Seit 1957 gibt es hier die Tradition, jeden Freitag ein großes, fast 150 Kilo schweres Holzkreuz um die Kirche zu tragen. Ist das nur ein volkstümliches Ritual oder steckt für die Menschen mehr dahinter? Können die neu eingezogenen Ordensbrüder der alten Tradition ein modernes Gesicht geben, junge Menschen dafür interessieren? Mit einiger Skepsis sieht die evangelische Pastorin Behnken der Kreuztracht entgegen. Als sie dann mit dabei ist, erlebt sie die Magie und Einzigartigkeit dieses Rituals.
    Die vier Ordensbrüder kommen aus verschiedenen Ländern, aus Rumänien, Indien, Deutschland. Ein Mitbruder aus Sambia wird noch in diesem Jahr dazu kommen. Da bietet es sich an, gemeinsam ein internationales Menü zu kochen. Mit Bruder Jesmond aus Kerala in Südindien und Bruder Bernhardin aus der Pfalz wird es ein indisch-pfälzisches Gericht geben. Ein scharfes Gericht mit Gemüsereis und Hähnchen nach indischer Art mit unendlich vielen Gewürzen und pfälzische Dampfnudeln in Salzkruste mit Vanillesoße.
    Mit welcher Tatkraft die vier Ordensbrüder das alte Gemäuer aus seinem Dornröschenschlaf erweckt haben, beeindruckt Annette Behnken. Es scheint, als könnten sie Kloster Lage wieder zu einem wirklich lebendigen Ort von Glauben, Vertrauen und Hoffnung machen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.06.2022NDR
  • Folge 46 (30 Min.)
    In der Nähe von Kiel dicht am Nord-Ostsee-Kanal liegt das kleine Dorf Wulfshagenerhütten. Auf dem Gelände eines alten Gutes gibt es seit 1983 die Basisgemeinde. Sie ist aus der Idee entstanden, humanistische und christliche Werte im täglichen Leben und Arbeiten basisdemokratisch umzusetzen. Etwa 50 Menschen leben hier: Erwachsene, Kinder, Familien, Singles, Männer, Frauen. Die Tischlerei ist das wirtschaftliche Herzstück der Basisgemeinde. Pastorin Annette Behnken interessiert, ob es wirklich möglich ist, einen Betrieb zu führen, der christliche Grundsätze beherzigt und zugleich wirtschaftlich arbeitet.
    Spezialisiert ist die Tischlerei auf pädagogische Holzspielzeuge für Kindergärten und Schulen. Etwa 15 Mitarbeitende sind Teil der Gemeinschaft, 30 sind externe Angestellte aus der Region. Von den zweieinhalb Millionen Jahresumsatz geht fast alles in Gehälter und Investitionen. Annette Behnken trifft Emmanuel. Er ist Franzose und war an vielen Orten auf der Suche nach einer Gemeinschaft, bei der christliche Werte eine Rolle spielen und die solidarisch wirtschaftet, also alle Einnahmen teilt. Nachdem er in Taizé (Frankreich) bei der dortigen ökumenischen Gemeinschaft war, kam er an die Ostsee nach Wulfshagenerhütten.
    Sein Ideal hat er in der Basisgemeinde gefunden. Er lebt und arbeitet hier seit drei Jahren und macht nun seinen Abschluss als Tischlergeselle. Er schwärmt davon, dass hier alle gemeinsam wirtschaften. Alle Gemeindemitglieder haben ein gemeinsames Konto. Davon wird alles bezahlt: Essen, Kleidung, Mieten, die Carsharingautos und Fahrräder, der eigene Kindergarten. Von Werkstattleiter Hansotto erfährt Annette Behnken, dass es hier keine Rendite für Aktionäre oder übermäßig hohe Gehälter für Chefs gibt.
    Wichtig sei, miteinander und füreinander zu arbeiten. Es gehe darum, ein humanes Arbeitsumfeld zu schaffen. Es sei nichts perfekt, sie hätten hier „nicht das Paradies erschaffen“, meint er. Aber das gemeinschaftliche Arbeiten sei hier entscheidend anders als in „normalen Betrieben“. Und mittlerweile trägt sich die Tischlerei auch finanziell. Für das Buffet zum Maifest im großen Garten des Gutshauses hat Annette Behnken zusammen mit zwei Gemeindemitgliedern gefüllte Eier und einen köstlichen Haselnusszopf gemacht. Die gefüllten Eier, so Adelheid, eine der ältesten Mitbewohnerinnen der Gemeinschaft, gehören seit Beginn zu jedem Fest der Gemeinde.
    Ganz offenbar funktioniert es, christliche Werte im Alltag und in der Arbeitswelt konsequent umzusetzen. Die Menschen von der Basisgemeinde sind keine idealistischen Träumer. Denn das Experiment der urchristlichen Gemeinde funktioniert nun schon seit mehr als 40 Jahren. Und ihr Geschäft, die Tischlerei in Wulfshagenerhütten, hat sich am Markt bewährt! Der Umgang mit den Angestellten, mit Hierarchie und der Verwendung des Gewinns, könnte das ein Vorbild für andere Arbeitgeber sein? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.08.2022NDRDeutsche Online-PremiereFr 26.08.2022ARD Mediathek
  • Folge 47 (30 Min.)
    Nur 15 Minuten Autofahrt von Kiel entfernt liegt das kleine Dorf Wulfshagenerhütten. Simone und Daniel Hänel leben hier mit ihren vier Kindern in der Basisgemeinde, zusammen mit etwa 50 Menschen christlichen Glaubens, Ältere, Junge, Familien mit Kindern, auf dem Gelände eines alten Gutes. Eine der wenigen christlichen Gemeinschaften, die sich basisdemokratisch organisiert hat und schon seit Jahrzehnten erfolgreich solidarisch wirtschaftet. Alle Einnahmen gehen auf ein gemeinsames Konto, Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs werden aus der Gemeinschaftskasse bezahlt. Die christlichen Werte und der Glaube sind dabei die Grundpfeiler des Zusammenlebens.
    Wie das für eine Familie mit vier kleinen Kindern funktioniert, erfährt Pastorin Annette Behnken bei ihrem Besuch der Basisgemeinde, wenn sie Simone Hänel durch ihren Alltag begleitet. Nachdem Simone morgens Tochter Anthea zum gemeindeeigenen Kindergarten gebracht hat, geht sie zur Arbeit in die Tischlerei der Gemeinde. Hier erfährt Annette Behnken von ihr, wie es ist, in einem Betrieb zu arbeiten, der nach solidarischen Prinzipien funktioniert. Und wie es ist, kein eigenes Konto und kein eigenes Einkommen zu haben. Gemeinsam mit Simone probiert sie die Kleiderkammer der Basisgemeinde aus.
    Hier steht für jedes Mitglied der Gemeinde kostenlos Kleidung zur Verfügung. Eine kleine Modenschau der beiden zeigt, ob auch für Annette Behnken etwas dabei wäre. In der Küche des Gutshauses kocht Annette Behnken zusammen mit Daniel Hänel und Jara Eckert ein veganes Gericht. Jara Eckert ist in der Basisgemeinde aufgewachsen. Sie erzählt von den Erfahrungen, hier zu leben aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen. Mittlerweile lebt sie im Wendland und macht eine Ausbildung zur veganen Köchin. Die Idee des Zusammenlebens auf christlicher Grundlage und das gemeinschaftliche Wirtschaften sind etwas, was man auch in katholischen Orden und Klöstern findet.
    Im Vergleich zu Klöstern ist das Leben hier aber offener. Menschen jeden Geschlechts, Singles, Verheiratete und Familien wohnen hier zusammen. Das erinnert mehr an eine Kommune aus der 68er-Generation. Was ist die Basisgemeinde denn nun: Kloster oder Kommune? Annette Behnken sieht sie als ein großes Experiment, ein Experiment, das schon seit Jahrzehnten gut funktioniert und zeigt, dass es Alternativen gibt zum Zusammenleben in der Form, wie sie die meisten Menschen überwiegend kennen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.09.2022NDR
  • Folge 48 (30 Min.)
    In der letzten Sendung aus der Reihe „Klosterküche“ besucht Pastorin Annette Behnken das Missionshaus Die Malche in Bad Freienwalde (Oder). Es wurde 1898 als Missionswerk gegründet. Anlass für die Gründung war die Verfolgung der Armenier zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch danach sollte vor allem Frauen aus dem „Orient“, die vor religiöser Verfolgung fliehen mussten, geholfen werden. Daher waren viele Jahre hier nur Frauen tätig. Das Aufgabenfeld hat sich geändert, seit 1989 wurden deshalb auch Männer für die kirchliche Arbeit ausgebildet.
    Weder die beiden Weltkriege noch die Einschränkungen während der DDR-Zeit konnten die Schwestern der Malche aus dem kleinen, beschaulichen Tal am Rande des Oderbruchs vertreiben. Was ist das Geheimnis dieser Beständigkeit und wie soll die Gemeinschaft in der Zukunft funktionieren? Von den derzeit etwa 100 Malcheschwestern und -brüdern leben 15 auf dem Gelände. Aber der Zusammenhalt aller ist auch auf die Entfernung eng. So jedenfalls erzählt Schwester Gundula Eichler, die seit fünf Jahren in der Malche lebt.
    Sie hat hier noch zu DDR-Zeiten ihre Ausbildung zur Gemeindepädagogin gemacht und ist dann nach vielen Jahren, einem Studium und anderen Beschäftigungen wieder zurückgekehrt. Für sie ist das Geheimnis der Malche, dass es für sie Heimat ist, ein Ort gelebten Glaubens. Für Schwester Christine Reizig ist es etwas anders. Sie ist ausgebildete Pastorin und hat genau wie Schwester Gundula die DDR-Zeit als aktive Christin erlebt. Und auch sie hatte darunter zu leiden, dass die Kirchen in der DDR immer beobachtet und verfolgt wurden.
    Ihren ursprünglichen Berufswunsch konnte sie sich nicht erfüllen, weil sie als bekennende Christin nicht zum Medizinstudium zugelassen wurde. Aber als Leiterin der Malche muss sie, nachdem seit zehn Jahren vor Ort keine Ausbildung mehr stattfindet, neue Wege und Grundlagen für das Fortbestehen dieses traditionsreichen Ortes finden. Die wunderschöne Lage des Hauses ist da sicher hilfreich. Viele Schulklassen und Kindergärten kommen schon jetzt für ein paar Tage oder eine Woche.
    Vielleicht ist es die Zukunft: Erholungsort mit christlich-religiöser Anbindung. Schwester Jana Völker leitet schon jetzt ein neues Kapitel der Malche ein: Sie ist eine der letzten Schwestern, die hier zur Gemeindepädagogin ausgebildet wurden und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Bislang gehörte sie zwar zum Konvent, lebte aber außerhalb dieses Ortes. Nun zieht sie gemeinsam mit ihrem Freund in eines der Häuser der Gemeinschaft ein. Sie ist die erste Konventsschwester, die hier zusammen mit ihrem Lebenspartner wohnt.
    Auch für sie liegt die Zukunft der Malche in der Öffnung nach außen, um vielen Menschen eine Möglichkeit zum Aufenthalt an diesem bezaubernden Ort zu ermöglichen. Beim gemeinsamen Essen im sommerlichen Garten kommt es Annette Behnken vor, als wäre sie hier ein wenig außerhalb der Zeit. Vielleicht ist das auch ein Teil des Geheimnisses, dass hier im Malchetal die Uhr scheinbar etwas langsamer läuft als anderswo, und man sich zugleich von der christlichen Fürsorge der Schwestern behütet fühlt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.10.2022NDR

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Klosterküche – Kochen mit Leib und Seele online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…