2023, Folge 459–474

  • Folge 459 (29 Min.)
    Weltweit wird mehr Fisch gegessen. In Deutschland sind vor allem Lachs und Thunfisch beliebt. Doch der Konsum hat fatale Folgen für die Meere. Geht Fischgenuss nicht auch nachhaltig? Gut ein Drittel der weltweiten Fischbestände gilt inzwischen als überfischt. Fangmethoden wie das Fischen mit Bodenschleppnetzen sorgen für hohen Beifang und zerstören den Meeresboden. Aquafarmen, die Chemikalien und Antibiotika einsetzen, sind keine Alternative. Doch es gibt Menschen, die mit anderen Konzepten dem Raubbau der Meere entgegentreten.
    Wie die Küstenfischer Erik Meyer und sein Vater Jan: Schon in achter Generation betreiben die Meyers ihr Handwerk an der Ostsee. Statt mit Schleppnetzen gehen sie mit schonenderen Stellnetzen auf Schollen- oder Flundernfang. In Hamburg hat sich Koch und Gastronom Fabio Haebel komplett regionalem Fisch und Meeresfrüchten aus der Elbe oder der Ost- und Nordsee verschrieben. Die Speisekarte wechselt wöchentlich, je nachdem, welcher Fisch gerade verfügbar ist. Nur Lachs oder Thunfisch findet man nie darauf.
    Koch Haebel will seinen Gästen beweisen, dass nachhaltiger Fischkonsum gelingen kann, und gibt gerne Tipps, welcher Fisch mit gutem Gewissen auf den Tisch kann. Im Supermarkt versprechen Siegel Orientierung über nachhaltige Fischerei und transparente Lieferketten. „makro“ spricht mit Fischerei-Expertinnen und -Experten darüber, was hinter diesen Versprechen steckt, und stellt Unternehmerinnen und Unternehmer vor, die mit ihren Ideen die Fischindustrie nachhaltiger gestalten möchten. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.07.20233sat
  • Folge 460 (30 Min.)
    Sie heißen Kombu, Chlorella oder Meeresspaghetti. Und sie landen immer öfter auf unseren Tellern: Algen. Sie begeistern als klimafreundliches Superfood. Aber sind sie das wirklich? Algen können uns mit Proteinen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgen, sie sind vegan und damit voll im Trend. Außerdem binden Algen CO2 und produzieren Sauerstoff. Eigentlich eine ideale Konstellation. Werden wir also bald alle Algen essen? Früher waren Algen einfach nur störend beim Baden. Doch das Meeresgewächs hat einen Imagewandel hinter sich: Man sieht sie immer öfter als Salat im Supermarkt oder genießt sie als Gemüse in der gehobenen Gastronomie.
    Vom Strand in den Mund wandern Meeresspaghetti und Meersalat bei allen, die John Fitzgerald auf einem Spaziergang an der irischen Küste begleiten. Der Meeresalgen-Kenner lässt sie auch die „teuerste Alge im Atlantik“ probieren: Pfeffer-Dulse für bis zu 2000 Euro pro Kilo. Wie man mit Algen backen und kochen kann, soll eine neue Fortbildung zum „Algen-Sommelier“ vermitteln. Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg bietet sie neuerdings an und vertraut bei der Lehrplan-Entwicklung auf die Expertise von Algenzüchter Jörg Ullmann. Algen vermehren sich wie Pflanzen per Photosynthese, binden klimaschädliches CO2 und produzieren – quasi als „Abfallprodukt“ – Sauerstoff.
    Im Gegensatz zu Getreide und Gemüse benötigen sie dafür weniger Anbaufläche und keine Pestizide. Schaffen es Algen womöglich als klimafreundliches Grundnahrungsmittel in unseren Küchen-Alltag? Tier- und Umweltschutz sind für immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher kaufentscheidend, wenn sie zu veganen Ersatzprodukten für Fleisch, Fisch oder Käse greifen. Auch hier kommt die Alge ins Spiel. Die Algenforscherin Prof. Dr. Carola Griehl von der Hochschule Anhalt sucht mit Hightech und Herzblut nach neuen Superalgen für die menschliche Ernährung. Die Expertin erläutert auch das Potenzial und die Grenzen von Algen im Küchenalltag. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.08.20233sat
  • Folge 461 (29 Min.)
    Millionen Häuser müssen modernisiert werden für Klima und Wärmewende. Die Kosten gehen in die Milliarden. Wie kann die Abkehr von fossilen Brennstoffen im Heizungskeller gelingen? Mehr als ein Drittel des gesamten deutschen Energiebedarfs wird zum Heizen und zur Bereitstellung von Warmwasser benötigt. Doch um die geplante Umstellung auf Wärmepumpe & Co. wird seit Monaten gestritten. Das private Heim ist zur nationalen Mammutaufgabe geworden. Über 80 Prozent der häuslichen Wärme wird noch mit fossiler Energie erzeugt. Soll Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral sein, müssen 21 Millionen Gebäude dringend „grüner“ werden.
    Für die Sanierung bleiben also nur zwei Jahrzehnte Zeit. Ein Wimpernschlag im Baugewerbe. Ein Drittel aller deutschen Gebäude ist in einem energetisch schlechten Zustand, deshalb mahnt auch die EU eine zügige Modernisierung an. Es gilt das „worst first“-Prinzip. Das Einsparpotenzial ist im alten Baubestand am größten, deshalb sollen die größten CO2-Schleudern als erste saniert werden. Nur wie, wenn Technik und Fachkräfte knapp sind und Kredite teuer? Ein energetisches Sorgenkind steht in Glückstadt.
    Lennart und Anna ziehen diesen Sommer mit ihren beiden Kleinkindern von Berlin auf die Baustelle – in Omas Häuschen aus den 1960er-Jahren. Die beiden Lehrer haben sich für einen Rundumschlag entschieden: Ölheizung raus, Wärmepumpe und Fußbodenheizung rein, Dämmung wo nötig, später soll eine Photovoltaikanlage aufs Dach. Doch ständig ändern sich die staatlichen Förderbedingungen, der Bau verzögert sich, und das Lehrerehepaar muss aufpassen, dass die Kosten nicht explodieren.
    Dabei sind sie in der privilegierten Situation, sich die Sanierung leisten zu können. In Zukunft sind sie vor steigenden Energiekosten weitestgehend geschützt. Aber was ist mit den anderen? Knapp ein Drittel der deutschen Hauseigentümer wohnt in schlecht sanierten Häusern, 20 Prozent davon mit nur geringen Vermögen bis 100.000 Euro. Sie können sich keine hohen Investitionssummen leisten. Wie man die Wärmewende in den eigenen vier Wänden so günstig wie möglich umsetzen kann, hat der Wissenschaftler Andreas Schmitz ausprobiert.
    Vor drei Jahren zog er mit seiner Familie in ein kaum saniertes Haus mit Ölheizung. Er heizt vorrangig mit fünf Klimaanlagen, die nichts anderes sind als Wärmepumpen, und spart so mindestens 1600 Euro Heizkosten im Jahr. Als „Akkudoktor“ macht er anderen mit seinem YouTube-Kanal Mut, sich an der Wärmewende zu beteiligen. Auch ohne hohe Investitionskosten gibt es viele kleine, clevere Lösungen, um das eigene Haus zu dekarbonisieren. Gerade erst startete Andreas eine Petition im Bundestag, um das Betreiben von Balkonsolaranlagen zu vereinfachen, auch um Mietern mehr Rechte einzuräumen, Solaranlagen zu installieren.
    Deutschland ist Mieterland, fast die Hälfte aller Deutschen lebt zur Miete. Sind sie zu Passivität verdammt und sollen nur die Kosten stemmen? Der denkmalgeschützte Friedrich-Ebert-Hof aus den 1920er-Jahren in Hamburg wird saniert. Die Mieterinnen und Mieter leben seit drei Jahren mit den Belastungen einer Großbaustelle. Vieles läuft schief, und die meisten sind frustriert vom Verhalten der Vermieterin, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SAGA, die über 25 Millionen Euro für die Modernisierung des historischen Ensembles investiert.
    Mit Fertigstellung wird die Nettokaltmiete von acht Euro auf zwölf Euro pro Quadratmeter steigen. Die Regierung streitet seit Monaten über einen faireren sozialen Ausgleich und die Novelle des Heizungsgesetzes. Karsten Neuhoff vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW und Mieterschutzverbände fordern eine Warmmietenkostenneutrale finanzielle Beteiligung der Mieter und kritisieren die aktuelle Modernisierungsumlage auf die Mieter als sozial unverträglich, unfair und zu hoch.
    Die Wohnungsverbände hingegen sagen, ohne finanzielle Beteiligung der Mieter gehe es nicht. Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, ist der Überzeugung, dass für die unsanierten Bestände aus den 1960er- und 1970er-Jahren die C02-Neutralität nicht bezahlbar und die Dekarbonisierung im Gebäudesektor nur über die Bereitstellung höherer Mengen erneuerbarer Energie zu erreichen sei. Der Ansatz des Genossenschaftsprojekts Gröninger Hof ist im Vergleich zum Friedrich-Ebert-Hof sozial verträglicher.
    Wenn die Pläne der Baugemeinschaft klappen, wird ein Parkhaus aus den 1960er-Jahren in bezahlbare Wohnungen verwandelt, dann vollzieht sich die grüne Wende dort sozial gerechter und so ressourcenschonend wie möglich. Die Mieterinnen und Mieter können sich an allen Entscheidungen aktiv beteiligen. Der eingeschlagene Weg zu mehr Klimaschutz und energetischer Unabhängigkeit auch im Gebäudebereich ist kein leichter. Doch hinter den Fassaden aus Beton und Glas verbirgt sich ein ungeheures Potenzial, auf das man nicht verzichten kann, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.08.20233satDeutsche Online-PremiereMo 28.08.2023ZDFmediathek
  • Folge 462 (43 Min.)
    Die chinesische Fashionmarke Shein bringt zigtausend neue Kleidungsstücke heraus. Jeden Tag. Stylish, trendy und spottbillig: ein knallhartes Geschäftsmodell mit brutalen Folgen. Geschickt setzt Shein bezahlbare Trends für die Generation TikTok um. Beobachter kritisieren jedoch katastrophale Bedingungen für die Fabrikarbeiterinnen und massive Umweltschäden. Sie sind der Preis für die Billigware. Klassische Modekollektionen im Frühjahr und Herbst sind passé. Längst wechseln junge Modebewusste das Outfit schon nach wenigen Wochen. In den sozialen Medien – allen voran TikTok – geben Influencerinnen ständig Tipps für neue Textilträume.
    Blitzschnell reagiert Shein auf aktuelle Entwicklungen und überschwemmt den internationalen Modemarkt. Auch vor Ideenklau schrecke der chinesische Onlinehändler dabei nicht zurück, sagt die britische Modedesignerin Fern Davey im Interview mit Reporterin Iman Amrani. Das Unternehmen wächst rasant. Der Firmenwert wird auf 60 Milliarden US-Dollar geschätzt. Doch über das Innenleben der Modemaschine ist kaum etwas bekannt. „makro“ gibt exklusive Undercover-Einblicke in die Textilfabriken in China, lässt Arbeiterinnen und Arbeiter zu Wort kommen und geht Berichten über den Einsatz gefährlicher Chemikalien bei der Produktion nach. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.09.20233sat
  • Folge 463 (30 Min.)
    Moritz Junge unterwegs auf dem Fahrrad.
    Die Sicherung der Altersvorsorge ist eine der größten Herausforderungen für die Zukunft Europas. Was können junge Menschen von der Rente noch erwarten? Bald gehen die „Babyboomer“ in den Ruhestand, und die jungen Menschen fragen sich, wie sie die Boomer-Rente finanzieren sollen. Zugleich haben sie Angst, dass die eigene Rente nicht reichen wird. Welche Reformen sind nötig, und welche Vorbilder gibt es in Europa? Die Dokumentation begleitet den 19-jährigen Moritz Junge von der „Generationen Stiftung“ zu verschiedenen Rentenberatungen und stellt unterschiedliche europäische Rentenmodelle vor.
    In Österreich sind die Renten doppelt so hoch wie in Deutschland. Schweden punktet mit einer Prämienrente, die am Aktienmarkt angelegt wird. In Frankreich kämpfen die Menschen um ein gerechtes Renteneintrittsalter, besonders für Geringverdiener. Die EU hat eine neue private Europarente gestartet, die in Osteuropa bereits verfügbar ist. Die „makro“-Dokumentation fragt: Wie kann die Rente heute sicher, auskömmlich und gerecht sein? Welche Reformen sind dazu nötig, und welche Vorbilder gibt es in Europa? Was können junge Menschen noch erwarten? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.09.20233satDeutsche Online-PremiereMo 11.09.2023ZDFmediathek
  • Folge 464 (30 Min.)
    Dürre, Sturm, Hitze, Fluten: Wetterextreme häufen sich und verursachen Milliardenschäden. Höchste Zeit, sich den Klimaveränderungen anzupassen. Ist Deutschland darauf vorbereitet? Auf Städte und Kreise kommt einiges zu: Mehr Grün in der City, mehr Hochwasserschutz, bessere Kanalisation. Es fehlt nicht an Ideen, doch häufig fehlt ein Plan. Nur ein kleiner Teil der Kommunen hat bislang ein Anpassungskonzept. Der Kampf gegen die weitere Erderwärmung ist das eine. Doch Deutschland muss sich zugleich auf die längst unvermeidbaren Klimaveränderungen einstellen und mit den Folgen des Klimawandels umgehen lernen.
    Seit 15 Jahren hat Deutschland hierfür eine Anpassungsstrategie. Länger als die meisten anderen EU-Länder. Doch passiert ist seither eher wenig. Laut einer aktuellen Umfrage hat nur jede vierte Kommune in Deutschland ein Klimaanpassungskonzept. Teils mangelt es am politischen Willen, oft an den personellen und finanziellen Möglichkeiten. Dabei wären vorbeugende Maßnahmen so wichtig: 2022 hatte Deutschland nach Italien und Spanien die meisten Hitzetoten in Europa. 2021 war das teuerste Naturgefahrenjahr in Deutschland für die Versicherer seit Beginn der Statistik: 12,7 Milliarden Euro Schadensaufwand erfasste der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft.
    Und die Aussichten sind düster: Wenn sich das Klima stark verändern sollte, drohen gesamtwirtschaftliche Schäden von 900 Milliarden Euro bis 2050, schätzt eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Was ist nötig, um in Zukunft gegen Hochwasser, Wasserknappheit, Waldbrände und die Gesundheits- und Lebensgefahr durch Hitze besser gerüstet zu sein? Die Bundesregierung hat im Sommer 2023 ein Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht, um Maßnahmen umzusetzen. Wie das Ganze finanziert werden soll, ist allerdings ungewiss. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.09.20233satDeutsche Online-PremiereDi 19.09.20233sat-Mediathek
  • Folge 465 (30 Min.)
    Urlaubsziele weltweit leiden unter Extremwetter. Denn der Klimawandel macht auch vor Feriengebieten nicht halt. Wo fördert Tourismus den Klimawandel? Wo könnte er eine Chance sein? Auf Urlaub verzichten will kaum jemand. Doch der muss in Zeiten des Klimawandels neu gedacht werden. Das Ahrtal, Mallorca und die bei Abenteuerreisenden immer beliebter werdende Insel Grönland: „makro“ zeigt drei Tourismusregionen auf der Suche nach Lösungen. Idyllische Weinberge, malerische Wanderwege: Bis zur Flutkatastrophe im Jahr 2020 galt das Ahrtal als ein Traumziel für Kur- und Weintouristen.
    Schlagartig war all das vorbei – heute gelten die Zerstörungen im Ahrtal als Sinnbild für extreme Wetterereignisse, wie sie sich als Folge des Klimawandels auch in Deutschland häufen können. Doch der Tourismus ist traditionell einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren für die Region. Wie kann das Ahrtal wieder attraktiv werden, wenn Infrastruktur und Gastronomie in Trümmern liegen? Diese Frage stellt sich Hotelier Christian Lindner. Gemeinsam mit seiner Familie wagt er den Wiederaufbau seines Jugendstil-Hotels – und kämpft gleichzeitig als Vorsitzender des „Ahrtal Tourismus e. V.“ für ein nachhaltiges Tourismuskonzept.
    Das Ziel: Eine Katastrophe wie diese darf sich nicht wiederholen – der Wiederaufbau steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Geht es nach Lindner, soll das Ahrtal eine Modellregion für schonenden und nachhaltigen Tourismus werden. Nachhaltigkeit im Tourismus – ist es dafür auf Mallorca schon zu spät? Die Insel ist und bleibt der Deutschen beliebtestes Reiseziel – und wurde in den letzten Jahrzehnten vom Massentourismus überrannt.
    Die Folgen werden in Zeiten des Klimawandels erst richtig deutlich: Extreme Trockenheit und Wassermangel belasten die ohnehin schon ressourcenarme Baleareninsel – mehr als ein Viertel des gesamten Wasserverbrauchs entfällt auf den Tourismus. Kleine Hotels müssen sich Wasser liefern lassen, einige große Hotels versuchen, mit Recyclinganlagen Wasser zu sparen. Doch die Urlauber soll all das nicht belasten, denn Mallorca ist angewiesen auf den Tourismus. „Gut gemeint, aber lange nicht genug!“, kritisiert Margalida Ramis die Bemühungen der Regierung, die Touristenmassen zu regulieren.
    Mit einer Großdemonstration will die Aktivistin von der Umweltorganisation „Grup Balear d’Ornitologia i Defensa de la Naturalesa“ (GOB) für ein Umdenken kämpfen. An kaum einem anderen Ort ist der Klimawandel so deutlich sichtbar wie in Grönland. Manche Bewohner der Insel sehen in der Klimaerwärmung aber auch Chancen: Schmelzende Gletscher machen den Weg frei für den Abbau seltener Erden und anderer wertvoller Rohstoffe – und damit für eine mögliche wirtschaftliche Unabhängigkeit Grönlands von Dänemark.
    Doch der Abbau schadet der Umwelt und den Menschen. Kann Tourismus eine klimaschonendere Alternative sein, um die Wirtschaft anzukurbeln? Die selbstverwaltete Regierung setzt auf eine Tourismusoffensive, um die Wirtschaft zu stärken und Einheimischen ganzjährig Beschäftigung zu ermöglichen. An der Tourismusschule im Süden des Landes werden junge Grönländerinnen und Grönländer ausgebildet – und gleich drei neue Flughäfen sollen in den kommenden Jahren die langwierige Anreise auf die arktische Insel vereinfachen.
    Die Zahl der Urlauber ist in den in den letzten Jahren bereits enorm gestiegen, aufgrund des Kreuzfahrttourismus sogar um bis zu 80 Prozent. Wird Grönland zum nächsten touristischen Hot Spot? Viele Einheimische fragen sich, ob ihre kleinen Siedlungen für die steigende Zahl der Reisenden gewappnet sind – und wie nachhaltiger Individualtourismus gelingen kann. Tourismus und Klimawandel – ein ambivalentes Verhältnis. „makro“ blickt auf die Herausforderungen von drei ganz unterschiedlichen Reisezielen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.09.20233sat
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 18.04.2023
  • Folge 466 (45 Min.)
    Der FDP-Bundestags-Abgeordnete Lukas Köhler ist Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Verfechter des Handels mit CO2-Zertifikaten.
    Offiziell soll der Emissionshandel die Luftverschmutzung der Industrie begrenzen. Entpuppt er sich stattdessen als Klima-Abzocke? Als Milliardengeschäft unter dem Deckmantel des Klimaschutzes? Die Idee klingt nach einem guten Plan fürs Klima: Wer verschmutzt, zahlt. Je mehr CO2-Ausstoß, desto teurer – so das Grundprinzip des Emissionshandels. Doch es gibt von Beginn an Kritik, dass dahinter eine Mogelpackung steckt. „makro“ fragt: Wer profitiert wirklich? 2005 startet der Emissionshandel der EU, der größte Emissionsmarkt der Welt.
    Sein Ziel ist es, klimaschädliche Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid zu reduzieren. Mit dem Emissionshandel begrenzt die EU die Emissionen zahlreicher Industriezweige. Die Idee: Verschmutzer wie Stahlwerke oder Chemieunternehmen erhalten CO2-Zertifikate – sozusagen gedeckelte Verschmutzungsrechte. Wer mehr verschmutzt, muss weitere Zertifikate erwerben, das heißt: zahlen. Wer weniger verschmutzt, kann seine überschüssigen Zertifikate verkaufen. So soll ein Anreiz geschaffen werden, damit die Industrie Emissionen einspart. Doch wer genau hinschaut, findet von Beginn an zahlreiche Fehler im System – Fehler, denen die „makro“-Dokumentation „Cash Cow Klimaschutz?“ auf den Grund geht: War der Emissionshandel von Anfang an nur eine Mogelpackung, die vor allem der Industrie und weniger dem Klima hilft? Warum gelingt es der EU nicht, so nachzubessern, dass ein transparentes und gerechtes Modell entsteht? Das größte Problem: Der Markt ist zu unreguliert, staatliche Kontrollen fehlen.
    Und immer wieder kommt es zu Betrugsfällen, die die Öffentlichkeit verärgern – aber trotzdem nichts ändern. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.10.20233sat
  • Folge 467 (30 Min.)
    Beeren liegen im Trend. Doch unser Hunger auf Beeren hat ökologische und soziale Konsequenzen in den Anbauländern. Die „makro“-Dokumentation fragt: Wie geht nachhaltiger Beerenkonsum? In Deutschland essen wir pro Kopf jährlich fünf Kilogramm Beeren. Tendenz steigend. Diesen Bedarf kann unsere heimische Ernte allein nicht decken. Deswegen kommen viele Beeren aus Übersee. Dort, wo sie herkommen, belastet der Anbau Mensch und Natur. Der Süden Portugals ist eine Boomregion für die Produktion von Beeren in Europa. Die Anbaufläche des Landes hat sich in den letzten Jahren verfünffacht – auf fast 5000 Hektar.
    Einer der Produzenten: Logofruits. Das portugiesische Unternehmen baut auf seiner Plantage in Odemira auf insgesamt 75 Hektar Heidelbeeren an. Für den Besitzer, Lourenço de Botton, ist dabei die größte Schwierigkeit, genügend Arbeiter für die Erntesaison zu finden. Heidelbeeren müssen aufwendig von Hand gepflückt werden, etwa 600 Arbeiterinnen und Arbeiter pro Tag braucht Logofruits dafür. Viele der auf den Obstplantagen in der Alentejo-Region arbeitenden Menschen stammen aus Nepal, Indien oder Bangladesch.
    Hélder Guerreiro, der Bürgermeister von Odemira, erklärt, dass in der kleinen Gemeinde mittlerweile knapp 11.000 Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus über 80 Nationalitäten leben. Das entspricht etwa 40 Prozent der Bevölkerung der Gemeinde. Eine große Chance sei das für die Region, die in der Vergangenheit mit Abwanderung zu kämpfen hatte, gleichzeitig aber auch eine riesige soziale Herausforderung. Ebenso sei der enorme Bedarf an Wasser seitens der intensiven Landwirtschaft ein Problem, so Guerreiro.
    Über die Chancen und Konsequenzen des Beerenbooms spricht „makro“ mit den Menschen vor Ort. Fest steht, unser gestiegener Beerenhunger hat Folgen für die Herstellungsländer. Aber müssen wir denn unbedingt auf Importware zurückgreifen? Immerhin wachsen Heidel- oder Himbeeren auch direkt vor unserer Haustüre, nur eben nicht das ganze Jahr über. Im Sommer, also zur Beerensaison in Deutschland, sollten die Supermärkte allerdings voll mit regionalem Obst sein.
    Sind sie aber nicht. Es findet sich auch während der heimischen Saison vermehrt Ware aus dem Ausland in den Frischeregalen. Was bedeutet das für deutsche Beerenproduzenten? Der Darmstädter Erik Appel baut unter anderem Himbeeren an. Die Beeren, die hierzulande angebaut werden, sind allerdings ganz andere Sorten als diejenigen, die lange Transportwege überstehen müssen. Das sind Sorten, die gezüchtet wurden, um besonders robust und langlebig zu sein. Bei Himbeeren aus der Region für den lokalen Markt steht Geschmack im Vordergrund.
    In Sachen Geschmack, so Erik Appel, gehe nichts über heimische Beeren. In Punkto Personal- und Lohnkosten jedoch sei es fast unmöglich, mit der importierten Ware mitzuhalten. Immerhin habe Deutschland einen der höchsten Mindestlöhne Europas. Das zeigt sich am Preis. Importierte Ware ist oft billiger als die regionalen Beeren. „makro“ begleitet den Himbeerproduzenten während der Ernte und spricht mit ihm über weitere Herausforderungen als Beerenproduzent. „makro“ fragt: Welche Folgen hat unser Beerenhunger? Ist ein nachhaltiger Konsum von Beeren überhaupt möglich? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.10.20233satDeutsche Online-PremiereDi 17.10.20233sat-Mediathek
  • Folge 468 (30 Min.)
    Online-Casinos waren vor einigen Jahren noch ein Nischenmarkt. Mittlerweile sind sie ein Multimilliardengeschäft, an dem auch die Mafia mitverdienen will. Das Glücksspiel ist zu einer Haupteinnahmequelle für Mafia-Vereinigungen geworden. Ndrangheta, Cosa Nostra, Camorra und Sacra Corona Unita haben ihre Glücksspiel-Aktivitäten vermehrt ins Internet verlagert, wo sie Geld waschen und Spuren leicht verwischen können. Besonders im Trend ist das Online-Glücksspiel über ausländische Server und Briefkastenfirmen in Malta.
    Steuern und Gebühren auf der Insel sind niedrig, außerdem hat die Regierung den Markt früh liberalisiert. So wurde Malta zum Zentrum der Branche in der Europäischen Union. Für die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia endete der Versuch, die Verbindungen zwischen der Mafia, der Glücksspiel-Branche und der korrupten maltesischen Regierung öffentlich zu machen, tödlich. 2017 wurde sie mit einer Autobombe ermordet. In Europa zocken Millionen Menschen regelmäßig im Internet. Dort gibt es ein riesiges Angebot an Glücksspielen.
    Nicht alle sind legal. Was in Deutschland erlaubt ist, kann in Frankreich verboten sein. Im Netz gelten nationale Grenzen nicht, und Glücksspielanbieter finden immer ein Land, dessen Lizenzvergabe laxer ist. Österreich geht einen anderen Weg: Dort gibt es nur eine einzige legale Lizenz, und die kommt von einem staatlichen Anbieter. Für die Spieler hat das Gesetz den Vorteil, dass sie verlorenes Geld bei den Anbietern einklagen können – mit hoher Aussicht auf Erfolg.
    Auch Deutschland will teilhaben am Glücksspielboom. Von der Liberalisierung des Online-Glücksspiels verspricht sich der Staat Milliarden Einnahmen. Für die Kontrolle ist eine neu geschaffene Aufsichtsbehörde zuständig. Eine Mammutaufgabe für die derzeit gerade einmal 110 Mitarbeitenden. „makro“ wirft einen Blick in die riesige international vernetzte Schattenwelt des Online-Glücksspiels. Wie funktioniert das Multimilliarden-Dollar-Business? Und: Kann der Staat die ungeheure kriminelle Triebkraft überhaupt kontrollieren? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.10.20233sat
  • Folge 469 (30 Min.)
    20.000 Euro vom Staat für alle 18-Jährigen – egal, ob arm oder reich. Für mehr Chancengleichheit und Vermögensaufbau. Revolutionäre Idee oder völliger Quatsch? Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, aber die Netto-Vermögen sind sehr ungleich verteilt. Ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung besitzt einen Großteil des Vermögens, während eine große Anzahl von Menschen vergleichsweise wenig hat. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat deshalb 2021 ein staatliches „Grunderbe“ vorgeschlagen und damit eine kontroverse Debatte ausgelöst, die bis heute anhält.
    Könnte ein „Grunderbe“ für jede Bürgerin und jeden Bürger im Alter von 18 Jahren wirklich dazu beitragen, die ungleiche Verteilung von Vermögen in Deutschland zu verringern? Die Dokumentation „Ein Erbe vom Staat?“ begleitet drei junge Menschen während einer besonderen Herausforderung in ihrem Leben und diskutiert mit ihnen die Frage, welche möglichen Auswirkungen, Chancen, aber auch Risiken sich ergeben würden, wenn der Staat tatsächlich ein Grunderbe von 20.000 Euro als bedingungslose Starthilfe auszahlen würde.
    Christian ist gerade 18 Jahre alt geworden. Der Schüler hat eine App entwickelt, mit der sich Menschen in ländlichen Regionen vernetzen können. Zwei Kommunen zahlen bereits für seine App. Um mit seiner Business-Idee wirklich Geld zu verdienen, will er weitere Kunden akquirieren und eine GmbH gründen. Heike ist 33 Jahre alt und die jüngste gelernte Schriftsetzerin Deutschlands. Nachdem ihre alte Firma aufgelöst wurde, will sie sich nun mit einer eigenen Werkstatt selbstständig machen.
    Heike ist die erste in ihrer Familie, die ein Unternehmen gründet. „Mit 18 hätte ich nicht gewusst, was ich mit 20.000 Euro anfangen soll. Aber, wenn ich es angelegt hätte, würde das jetzt alles verändern.“ Kassandra bereitet sich gerade auf die Prüfungen für das erste juristische Staatsexamen vor. Sie ist in einer Familie aufgewachsen, die finanziell immer ein bisschen kämpfen musste. Kassandra muss und will jetzt unbedingt fertig werden.
    „Ein Grunderbe hätte mir zu Beginn meines Studiums sehr viel Stress erspart. Und wahrscheinlich hätte ich dann jetzt auch weniger Schulden.“ Parallel zu den persönlichen Geschichten analysiert der Film, wie vielschichtig die Perspektiven auf ein mögliches Grunderbe sind. In Gesprächen mit Ökonomen, einem Wirtschaftsvertreter und einer vermögenden Erbin zeigt sich, dass die vermeintlich einfache, progressive Idee eines staatlichen Erbes in der Realität viele komplexe Herausforderungen und Fragestellungen aufwirft. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.10.20233sat
  • Folge 470 (30 Min.)
    Holz gilt als Rohstoff der Zukunft. Doch die Bestände in den Wäldern sind begrenzt. Wie lässt sich ein Gleichgewicht finden zwischen wirtschaftlichem Interesse und Klimaschutz? Holz scheint eine Lösung für viele Probleme zu sein: Als nachwachsender Baustoff ersetzt es Umweltverschmutzer, wie Beton oder Kunststoffe, als Brennstoff Öl oder Gas. Doch Experten fordern genauer hinzuschauen, wozu wir die begrenzten Ressourcen einsetzen. Der Wald scheint schon jetzt am Limit, wie eine aktuelle Studie zeigt. Im Sommer 2022 veröffentlicht der WWF gemeinsam mit der Universität Kassel eine umfassende Holzstudie mit einer klaren Botschaft: Der weltweite Verbrauch von Holz ist mit 4,3 bis fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr bereits deutlich höher als das, was den Wäldern wirklich nachhaltig entnommen werden kann.
    Deutschland steht dabei ganz oben an der Spitze. Um die große Nachfrage nach Holz zu bedienen, werden weite Transportwege in Kauf genommen, gleichzeitig blüht der Handel mit illegal geschlagenem Holz, meist aus Osteuropa. Johannes Zahnen vom WWF beobachtet die internationale Holzmafia seit Jahren.
    „Für die organisierte Kriminalität ist das ein lukratives Geschäftsfeld. Zudem gibt es kaum Aufklärungsarbeit oder Strafverfolgung.“ Zahnen schätzt, dass 15 bis 30 Prozent des weltweit gehandelten Holzes illegal gehandelt werden. Ein großer Teil des Holzes wird verfeuert. Gerade in der Energiekrise sind die Verkäufe von Holzöfen in die Höhe geschnellt. Eine Entwicklung, die viele Expertinnen und Experten kritisch sehen. Anstatt die Ressource zu verfeuern, sollte sie in ihren Augen besser langfristig eingesetzt werden, zum Beispiel beim Hausbau.
    Denn die Baubranche könnte einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem sie nachhaltigere Materialien verwendet. „Das hat die Industrie auch erkannt. Holz als Baustoff nimmt an Bedeutung zu“, sagt Prof. Dr. Annette Hafner von der Ruhr-Universität-Bochum. Doch sie mahnt: Holz kann nur dann eine klimaschonende Alternative sein, wenn es im Sinne einer Kreislaufwirtschaft genutzt wird. „Das heißt, das Holz muss ohne Schadstoffe behandelt sein und so eingebaut werden, dass sich die Elemente nach einem Abriss wieder verwenden lassen“, rät Hafner.
    Erst ganz am Ende sollte Holz zum Heizen verwendet werden. Vor allem Nadelholz gilt in Deutschland traditionell als beliebtes Bauholz. Doch die nach 1945 gepflanzten Fichten- und Kiefermonokulturen werden mehr und mehr zum Problem für die deutschen Wälder. Sie haben der zunehmenden Trockenheit und Hitze wenig entgegenzusetzen, sind dementsprechend anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Damit es nicht zum Kahlschlag ganzer Flächen kommt, raten Experten zum Waldumbau. Die Mischung aus Nadel- und Laubbäumen machen den Wald klimaresistenter.
    „Die Wälder können sich selbst regulieren, doch das wird Jahrzehnte dauern. Wir müssen sie jetzt unterstützen, sonst brechen sie uns weg“, warnt Tanja Sanders vom Thünen-Institut für Wald-Ökosysteme. Der Wald braucht als CO2-Speicher und wertvolles Ökosystem besonderen Schutz. Gleichzeitig wird Holz mehr und mehr zum attraktiven Wirtschaftsfaktor. Die Dokumentation zeigt auf, wie sich die steigende Nachfrage nach dem Rohstoff mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit verbinden lässt – und wofür Holz am sinnvollsten genutzt werden kann. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.11.20233sat
  • Folge 471 (45 Min.)
    Im März 2023 beschließt die EU: Fahrzeuge müssen ab 2035 emissionsfrei sein. Ist das das Aus für den Verbrenner? Oder gibt es doch noch ein Hintertürchen zum Ausstieg vom Ausstieg? Bundesverkehrsminister Volker Wissing macht das Verbrenner-Aus zur Chefsache und sucht nach Alternativen. Dabei setzen die meisten deutschen Autoindustrien längst auf das Elektroauto. Das Endspiel um die Zukunft des Verbrennungsmotors hat begonnen. Historisch gesehen ist der Verbrennungsmotor Ingenieurskunst „made in Germany“. Er begründet den Weltruhm vieler deutscher Automarken und Unternehmen und sichert den Standort Deutschland. Doch nun steckt Deutschlands Autoindustrie in der Krise. Die Verkehrswende bedeutet riesige Umwälzungen: weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität.
    So will es die EU-Vorgabe. Doch in Deutschland hagelt es Kritik – nicht alle wollen sich so leicht vom geliebten Verbrenner verabschieden. Gleichzeitig beginnt sich das globale Gleichgewicht in der Herstellung zu verschieben. Elektroautos kommen kostengünstig aus Ländern wie China, Zulieferfirmen in Deutschland müssen dicht machen – oder umsatteln. Viele Betriebe fürchten um ihre Existenz. Die „makro“-Dokumentation „Endspiel für den Verbrenner?“ zeigt das deutsche Ringen um die Zukunft der Autoindustrie. Verbrenner forever? Oder doch eine Neuaufstellung im Sinne der EU? Klar ist: Die Verkehrswende ist eine große Herausforderung für alle Länder. Es scheint, als sei Deutschland nicht am besten darauf vorbereitet. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.11.20233sat
  • Folge 472 (30 Min.)
    Deutschland durchlebt einen Strukturwandel. Viele Gemeinden mussten in den letzten 30 Jahren eine „Landflucht“ verkraften. Durch die Digitalisierung dreht sich der Trend nun wieder um. Das Leben in der Großstadt ist – vor allem für junge Familien – teuer geworden. Auf dem Land suchen sie nun bezahlbaren Wohnraum und neue Formen des digitalen Arbeitens. Nirgendwo lässt sich diese Entwicklung besser beobachten als im „Speckgürtel“ von Berlin. In der brandenburgischen Gemeinde Wiesenburg/​Mark versucht ein Team um Bürgermeister Marco Beckendorf, den „Land“-Trend für eine Revitalisierung der Gemeinde zu nutzen.
    Mit neuen, innovativen Konzepten hat der Bürgermeister eine langfristige Zukunftsstrategie entwickelt, die er selbst eine „Wette auf die Zukunft“ nennt. Seit 2021 hat ein Filmteam die Entwicklungen in Wiesenburg/​Mark immer wieder mit der Kamera begleitet und beobachtet, wie sich alteingesessene und neue Bewohnerinnen und Bewohner aufstellen, um die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Gemeinde aktiv mitzugestalten. Im Mittelpunkt der dokumentarischen Langzeitbeobachtung steht der junge Bürgermeister Marco Beckendorf, der hinter den „Kulissen“ eigentlich viel vorzuweisen hat.
    Auf seine Initiative hin wurden alte Industriegelände von der Gemeinde zurückgekauft beziehungsweise ersteigert, Pläne für eine Neuansiedlung von Gewerbe ausgearbeitet und für diese Konzepte beträchtliche Summen an Fördermitteln eingeworben. Aber Marco Beckendorf hat ein Problem: Die Bewohnerinnen und Bewohner von Wiesenburg haben zwar viele konkrete Versprechen von ihrem Bürgermeister gehört, können aber noch nicht sehen, dass die Konzepte auch wirklich umgesetzt werden.
    Die Gemeinde ist ungeduldig. Die Dokumentation zeigt, mit welchen Herausforderungen Marco Beckendorf und sein Team zu kämpfen haben, wenn sie Restrukturierungsprojekte im Rahmen einer Amtszeit von acht Jahren umsetzen wollen. Aufgrund langwieriger bürokratischer Prozesse sind Beckendorfs Zeitpläne etwas in Stocken geraten, dazu verändern sich im Lauf des Films die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die ambitionierten Konzepte des Bürgermeisters. Kann die „Wette auf die Zukunft“ trotzdem noch aufgehen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.11.20233sat
  • Folge 473 (45 Min.)
    Die Wirtschaft muss brummen, heißt es. Ohne Wachstum kein Wohlstand. Doch der Planet stößt längst an seine Grenzen. Kann das auf Dauer gut gehen? Vielleicht geht es ja auch, ohne ständig immer mehr zu erwirtschaften: Wachstumskritiker sehen durchaus Wege, um Wirtschaft, Umwelt und Wohlergehen in Einklang zu bringen. Doch sind diese Konzepte realistisch? Oder vielleicht sogar gefährlich? Die Spitzenköche Aaron und Marianus haben sich gegen das „Immer-mehr“ entschieden: Sieben Tage in der Woche schuften und viel Geld verdienen ist gut für die Volkswirtschaft, aber nicht für die eigene Gesundheit.
    Ihr Restaurant hat deshalb am Wochenende geschlossen. Mehr Freizeit, weniger Stress. Aber eben auch: weniger Umsatz und Einkommen. Für die zwei Hamburger ist das machbar. Die Realität von Bäckermeister Jürgen Hellmuth sieht anders aus: Er arbeitet viel, sehr viel. Oft sieben Tage die Woche. Das muss er tun, um dem Preis- und Konkurrenzdruck standzuhalten. „An eine Vier- oder Fünftagewoche wäre hier nicht zu denken“, sagt er. Ähnlich sieht man es in Duisburg. Im Herzen der Deutschen Industrie versucht man, weiter zu wachsen und gleichzeitig die Transformation der deutschen Stahlindustrie voranzutreiben.
    Grünes Wachstum! Die SMS group beispielsweise baut für ThyssenKrupp eine Direktreduktionsanlage, um später sauberen Stahl produzieren zu können. Energiewende und Klimaschutz in Deutschland kosteten viel Geld. Und dafür braucht es eine prosperierende Wirtschaft, sagt Morten Freidel von der FAZ. Ulrike Herrmann ist da skeptisch: Grünes Wachstum sei nicht möglich. Die Umbau der Wirtschaft verschlinge enorme Mengen an sauberer Energie.
    So viele Windräder könne Deutschland gar nicht aufstellen, findet die Autorin des Buchs „Das Ende des Kapitalismus“. Man werde sich beschränken müssen. „Degrowth“ – schrumpfen -, um den Planeten zu retten? Und wie sieht es dann mit unserem Wohlstand und dem Sozialstaat aus? Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt traditionell als Gradmesser für Wachstum und Wohlstand der Industrienationen. Je höher, desto besser. In Island wurde allerdings nach der Finanzkrise eine Alternative zum klassischen BIP eingeführt: „Wellbeing Economy“ heißt das – die Ökonomie des Wohlergehens.
    Die Professorin für Sustainability Science an der University of Iceland, Kristín Vala Ragnarsdóttir, setzt sich genau dafür ein. Gemessen wird nicht nur das, was ein Preisschild hat, sondern auch Wohlfahrt und Lebensqualität, also zum Beispiel der Zugang zu Wohnraum und Grünflächen sowie die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Aber auch negative Positionen wie Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch werden berücksichtigt. Kann das ein sinnvoller Schritt sein, Klima und Kapitalismus in Einklang zu bringen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.12.20233sat
  • Folge 474 (30 Min.)
    Für unsere Autoreifen wird Regenwald zerstört. Die Hersteller benötigen Kautschuk. Immer mehr Plantagen entstehen, unberührte Wälder müssen weichen. Dabei gäbe es Alternativen. 70 Prozent der weltweiten Kautschuk-Ernte gehen an die Reifenindustrie. Doch die Branche steht unter Druck: Sie soll ihre Lieferketten transparent machen. Fast immer beginnt der Weg in Asien. Kein Autoreifenhersteller verrät die Mixtur seiner Produkte. Lauffreudig sollen sie sein, wenig Rollwiderstand haben, einen guten Grip und möglichst lang halten. 1,5 Milliarden Autoreifen werden weltweit jährlich von rund 3000 Produzenten verkauft, darunter die Branchengrößen Bridgestone, Goodyear, Pirelli, Michelin und Continental.
    Ende 2022 schrillten in der Branche die Alarmglocken. Die Europäische Union will einen Nachweis über die gesamte Lieferkette verlangen: Bald darf in keinem hierzulande produzierten oder nach Europa importierten Reifen Naturkautschuk stecken, für dessen Gewinnung Regenwald abgeholzt wurde. Diese Zertifizierung stellt die Produzenten vor ein Problem – weil die Lieferketten vom Kautschukbauern über diverse Zwischenhändler bis nach Europa bisher weitgehend intransparent sind. Daher suchen die Firmen nach Alternativen. Pirelli arbeitet mit nachhaltigen Produzenten in Thailand zusammen.
    Michelin versucht mit Hightech, die Lebensdauer von Reifen zu erhöhen, und Continental forscht gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut an einem Ersatzrohstoff: Russischer Löwenzahn. Der soll, in großem Stil in Europa angebaut, den Naturkautschuk ersetzen helfen. Außerdem könnten ausrangierte Altreifen, runderneuert und aufbereitet, wieder auf den Markt kommen – anstatt auf den Müll. Echter Sinneswandel – oder bloßes Greenwashing? „makro“ folgt den verschlungenen Lieferketten der Reifenhersteller bis nach Südostasien und geht der Frage nach, inwieweit die Bemühungen der Reifen-Branche um „sauberen“ Kautschuk Substanz haben. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.12.20233sat

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