Pumuckl-Comeback, „Wetten, dass..?“-Abschied, Sparkurs und Ende der Retrowelle: Das deutsche Fernsehjahr 2023 im Rückblick

Trends, Ereignisse, Aufreger, Jubiläen und Abschiede des TV-Jahres

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 25.12.2023, 09:00 Uhr

Comeback des Jahres: Pumuckl kehrt mit KI-Stimme zurück

Hurra, der Pumuckl ist wieder da RTL/​NeueSuper

Im Dezember kehrte eine der beliebtesten Figuren des deutschen Kinderfernsehens zurück: der Pumuckl. Die Serie „Neue Geschichten vom Pumuckl“ wurde vor allem aufgrund einer Tatsache mit Spannung erwartet: Die unverkennbare Pumuckl-Stimme von Hans Clarin wurde mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz zurück zum Leben erweckt. Schauspieler und Kabarettist Maxi Schafroth sprach die Texte des Kobolds ein, die anschließend in einem aufwendigen Verfahren in die Stimme von Hans Clarin umgewandelt wurden.

Auch darüber hinaus ist „Neue Geschichten vom Pumuckl“ eine rundum gelungene Fortsetzung des Serienklassikers. Wie die frühere Serie ist auch die Fortsetzung eine Mischung aus Animations- und Realserie. Für die Produktion wurde die legendäre Werkstatt originalgetreu wieder aufgebaut, die damals nach den Dreharbeiten der Originalserie abgerissen wurde. Optisch wurde die Figur des Pumuckl kaum verändert, da man Wert auf eine äußerst behutsame und liebevolle Modernisierung gelegt habe.

Florian Eder (Florian Brückner) mit dem kleinen Kobold Pumuckl RTL/​Boris Breuer

Florian Brückner spielt die Hauptrolle des Florian Eder, Neffe des verstorbenen Meister Eder. Er sucht die alte Schreinerwerkstatt im Hinterhof auf – und dann wiederholt sich die Geschichte: Der Pumuckl bleibt am Leim kleben und wird sichtbar. So erleben der Kobold und sein neuer Schreinermeister gemeinsame Abenteuer in München.

Der Münchner Filmproduktionsfirma NeueSuper unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt, ist länger tot“) ist tatsächlich das Kunststück gelungen, mit „Neue Geschichten vom Pumuckl“ eine enorm liebevolle Hommage an das Original zu schaffen, die den Geist von damals atmet und trotzdem nicht altbacken wirkt (zur ausführlichen Serienbesprechung).

Abschiede des Jahres

Thomas Gottschalk: Ein letztes Mal „Wetten, dass..?“

ZDF/​Sascha Baumann

2021 kehrte „Wetten, dass..?“ nach einer siebenjährigen Pause zurück auf die Fernsehbildschirme. Eigentlich war das Comeback als einmaliges Revival-Event geplant, doch angesichts der mehr als überragenden Einschaltquoten mit über 14 Millionen Zuschauern einigten sich das ZDF und Thomas Gottschalk auf eine Fortsetzung als jährliches Event. Ziemlich überraschend verkündete Gottschalk jedoch im August, dass er sich mit der diesjährigen Ausgabe endgültig als Moderator seines größten Erfolgs verabschieden möchte.

Am 25. November war es dann so weit: Thomas Gottschalk begrüßte das Publikum vor tosendem Applaus und Standing Ovations. Doch eine fehlte: Michelle Hunziker. Während die sie dem Showmaster in den vergangenen zwei Event-Ausgaben als Ko-Moderatorin zur Seite gestanden hatte (wie seit 2009 in den regulären „Wetten, dass..?“-Ausgaben von Gottschalk), war sie auf Gottschalks Wunsch nicht Teil des großen Finales. Stattdessen wollte der Showmaster seine 154. und letzte Ausgabe – wie auch seine erste im Jahr 1987 – alleine stemmen. Mit satten 12,89 Millionen Zuschauern (nach endgültig gewichteten Quoten) und unglaublichen 54,8 Prozent Marktanteil auch in der jungen Zielgruppe bewies Gottschalk noch einmal all seinen Fans und Kritikern, welches Zugpferd er als „Wetten, dass..?“-Moderator war.

Thomas Gottschalk wird aus seiner letzten „Wetten, dass..?“-Ausgabe mit dem Bagger rausgefahren. ZDF/​Sascha Baumann

Dennoch schrieb Thomas Gottschalk im Vorfeld der Sendung bei Instagram: Die großen Zeiten der Samstagabendunterhaltung, über die am Montag überall gesprochen wird, sind vorbei. Ich bin dankbar, dass ich sie erleben und mitgestalten durfte. In seinen Abschiedsworten am Ende seiner letzten „Wetten, dass..?“-Sendung wurde der Entertainer deutlicher und erläuterte die Gründe für seine Entscheidung. Einerseits wolle er nicht, dass man ihm irgendwann erklären müsse, wer da bei ihm auf der Couch sitzt, andererseits übte er offenkundig Kritik am Zeitgeist: Ich habe im Fernsehen immer das gesagt, was ich zu Hause auch gesagt habe. Inzwischen rede ich zu Hause anders wie im Fernsehen, und das ist auch keine dolle Entwicklung. Und bevor hier irgendein verzweifelter Aufnahmeleiter hin- und herrennt und sagt ‚Du hast wieder irgendeinen Shitstorm hergelabert‘, sag ich lieber gar nichts mehr.

Der Abschied von „Wetten, dass..?“ bedeutet allerdings nicht, dass sich Gottschalk völlig aus dem Rampenlicht und vom TV-Bildschirm verabschiedet. Nur eine Woche nach seiner letzten „Wetten, dass..?“-Ausgabe präsentierte er bei RTL „Disney 100 – Die große Jubiläumsshow“ – und auch in „Denn sie wissen nicht, was passiert“ ist er weiterhin regelmäßig zu sehen. Im Gegenzug spricht übrigens auch das ZDF nicht von einem endgültigen Ende von „Wetten, dass..?“, sondern lässt die Zukunft offen.

Anne Will beendet ihre Polit-Talkshow

NDR/​Wolfgang Borrs

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass sich ARD-Moderatorin Anne Will auf eigenen Wunsch gegen eine Vertragsverlängerung entschieden hat. Den nach ihr benannten ARD-Polittalk präsentierte sie noch bis Ende 2023. Am 3. Dezember hat sie sich nach insgesamt 16 Jahren von der Sendung verabschiedet, um neue Projekte anzugehen. In ihrer letzten Sendung verabschiedete sie sich von ihrem Publikum: Ich möchte mich bei Ihnen bedanken für das große Vertrauen und das Interesse, das Sie uns entgegengebracht haben! [ …] Mir war das eine Freude, und ich sag es – auch wenn es ein bisschen pathetisch klingen mag: Es war mir eine echte Ehre.

„Anne Will“ ging am 16. September 2007 erstmals auf dem traditionellen Sendeplatz für Polittalkshows am Sonntag um 21:45 Uhr auf Sendung und beerbte „Sabine Christiansen“. 2011 musste Anne Will jedoch Platz für Günther Jauch machen, der mit seinem nach ihm benannten Talk „Günther Jauch“ bis 2015 sonntags im Ersten talkte. „Anne Will“ wurde während dieser Phase von August 2011 bis Dezember 2015 auf den späten Mittwochabend um 22:45 Uhr verlegt. Nach dem Ende von „Günther Jauch“ durfte „Anne Will“ ab Januar 2016 wieder auf den Sonntagssendeplatz zurückkehren. Die Nachfolge von Anne Will tritt Caren Miosga an, bislang „Tagesthemen“-Moderatorin. Ab dem 21. Januar 2024 wird sie auf dem prestigeträchtigen Sendeplatz am späten Sonntagabend im Ersten ihren neuen Polittalk „Caren Miosga“ präsentieren.

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