Volksverhetzung im NDR-’Tatort’?

Islamische Religionsgemeinschaft stellt Strafanzeige

Mario Müller – 24.12.2007

Volksverhetzung im NDR-'Tatort'? – Islamische Religionsgemeinschaft stellt Strafanzeige

Umstrittene „Tatort“-Folgen gab es schon oft. Aber die Folge mit dem Titel „Wem Ehre gebührt“ vom gestrigen Sonntag wird wohl auch ein gerichtliches Nachspiel haben.

Wie heute ein Polizeisprecher gegenüber der Nachrichtenagentur „ddp“ bestätigte, sei bei der Berliner Polizei eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung eingegangen. Laut „Berliner Morgenpost“ hat sich der NDR den Zorn der Alevitischen Gemeinde, einer islamischen Religionsgemeinschaft, aufgeladen, die bereits im Vorfeld versucht hatte, die Ausstrahlung dieses „Tatorts“ zu verhindern.

Grund für den Aufruhr und Thema des ARD-Krimis war Inzest in einer alevitischen Familie, das Auffinden einer toten Deutschtürkin und die Ermittlungen von Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furthwängler), die einen Ehrenmord vermutete.

Der NDR strahlte die Sendung unter Berufung auf die Freiheit der Presse dennoch aus, machte aber mit einer Einblendung im Vorspann gesondert darauf aufmerksam, dass es sich um einen rein fiktiven Inhalt handele. „Es geht in dieser ‚Tatort‘-Folge nicht darum, religiöse Gefühle zu verletzen oder Vorurteile gegen die alevitische Glaubensgemeinschaft zu untermauern“, so NDR-Fernsehdirektor Volker Herres.

Und auch Drehbuchautorin und Regisseurin Angelina Maccarone betonte, dass der Fall überall und in jeder Familie hätte passieren können. Egal ob deutsch oder türkisch. Der Mord, den der Vater begangen hat, sei von seiner Religion niemals gerechtfertigt.

Nichtsdestotrotz hat jetzt der Berliner Verein Anatolischer Aleviten im Auftrag der Alevitischen Gemeinde Deutschland Strafantrag gegen den Sender gestellt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich habe den Tatort nicht gesehen, ich kann die Sendung nicht ausstehen, was jetzt nicht negativ gegenüber den Fans gemeint ist, nur mein Geschmack, aber wieso fällt es den Menschen so schwer eine fiktive Geschichte als eine solche anzusehen.

    Ich habe die "Chroniken von Narnia" gesehen, trotzdem glaube ich nicht, dass mein Wandschrank ein Portal ist, oder, dass der "DaVinciCode" die volle Wahrheit über das Christentum zeigt.
    Nicht jeder Mensch, dessen Religion der Islam ist, ist gleich ein Terrorist, obwohl in so vielen Serien oder Filmen der Terrorist seinen eigenen heiligen Krieg ausficht.
    Ich habe im Zuge des Geschichteleistungskurs "Jud Süß" gesehen, trotzdem bin ich kein Nazi.

    Ich sehe ganz schwarz für Deutschland, wenn intelligente Menschen sich nach dem richten, was ein fiktiver Film ihnen präsentiert. Die meisten Menschen können doch Fiktion und Realität unterscheiden.
    Insofern verstehe ich die ganze Aufregung nicht.
    • am via tvforen.de

      Und es wird mit den Ermittlungen begonnen:


      Berlin (dpa) - Nach dem umstrittenen ARD-"Tatort" mit dem Titel "Wem Ehre gebührt" vom 23. Dezember ermittelt die Polizei jetzt wegen Volksverhetzung. Das sagte ein Polizeisprecher in Berlin. Die Berliner Alevitische Gemeinde hatte gegen den für die "Tatort"-Folge verantwortlichen NDR Anzeige bei der Berliner Polizei erstattet. In Berlin demonstrierten mehr als 300 Aleviten gegen den Film. Der NDR bot den Aleviten Gespräche an. In dem Krimi ging es um einen Inzest- Fall in einer alevitischen Familie.


      [url]http://www.morgenweb.de/nachrichten/newsticker/artikel/newsticker_meldung_20071227t170713.html[/url]

      Man tut sich mit einer Strafanzeige keinen Gefallen. Das kann für evtl. berechtigte
      Kritik der Aleviten in der öffentlichen Meinung sehr schlecht rüberkommen.
      • am via tvforen.de

        Wenn nicht so viel Wind gemacht würde, hätte jeder der diesen Tatort gesehen hat
        all das schon vergessen. Es ist doch traurig ,das man hinter jeden blöden Film ,mit einen brisanten Thema gleich was böses raus macht.Inzes gibt es wohl in allen
        Ländern dieser Welt.
    • am via tvforen.de

      So viel Aufmerksamkeit hat dieser müde Tatort keinesfalls verdient. Ohne den "Glaubenskrieg" hier weiter anfachen zu wollen: Ich fand's auch bescheuert, bei diesem Film die "Aleviten-Karte" zu ziehen ... einfach, weil es nur ein billiges Mittel zum Zweck war, damit nicht alle Zuschauer nach 20 Minuten wussten, wie es ausgeht (90 Prozent dürften trotzdem beizeiten den "Fall" gelöst haben). Wenn man Spannung nur mit einer Religionsdiskussion erzeugen kann, sollte man's lassen, ehrlich!
      • am via tvforen.de

        Was mich als Alevite ärgert ist, vor diesem Tatort wussten viele Deutsche nicht wer oder was ein Alevite ist.

        Jetzt wird jeder der das Wort Alevite hört direkt oder indirekt an Inzucht etc. denken.

        Das war auch das was der/die jenige/n die hinter diesen Falschinformationen stecken, das am Ende auch zu so einem Script führte, wollten.

        Das einzige was uns jetzt nur zutun bleibt ist, soviel wie möglich unsere Mitbürger über unsere Kultur und Religion aufzuklären und näherzubringen.
        • am via tvforen.de


          Die Aleviten fordern, meiner Meinung nach zu Recht eine "Wiedergutmachung" bzw. Richtigstellung, weil es auf keinen Fall ein Zufall oder -nur- eine fiktive Geschichte dahinter steckt sondern wirklich eine böse Absicht.


          Keine böse Absicht, nur Angst. Man wollte ein heißes Eisen anpacken, aber
          dabei nicht seine Haut riskieren. Deswegen wurden die Aleviten als Opfer
          gewählt.
          • am via tvforen.de

            "
            Man wollte ein heißes Eisen anpacken, aber
            dabei nicht seine Haut riskieren. Deswegen wurden die Aleviten als Opfer
            gewählt.
            "

            Aber warum nicht einfach die Deutschen?
            Warum die, die nicht positiv aufgerüttelt, sondern nur beleidigt werden? Wo das Thema doch nicht lulturspezifisch ist:

            "
            Und auch Drehbuchautorin und Regisseurin Angelina Maccarone betonte, dass der Fall überall und in jeder Familie hätte passieren können. Egal ob deutsch oder türkisch.
            "


            (Sorry, ich wiederhole mich, aber ich versteh' s einfach nicht.)
        • am via tvforen.de

          Die Frage ist, ob man sich mit dem Mittel der Strafanzeige einen Gefallen tut.
          Hierzulande ist es mittlerweile gewöhnt, das Moslems auf diese Weise den Rechtstaat
          für ihre Ziele instrumentalisieren, es wird nicht zwischen Moslems und Aleviten
          in der öffentlichen Meinung unterschieden, wie man in anderen Beiträgen dieses
          Strangs sieht.

          Die Macher dieses Tatorts haben sich eine wenig gefährliche Gruppierung als
          Thema ihres Films ausgesucht. Sie werden gewußt haben, warum. Theo van Gogh
          läßt grüßen...
          • am via tvforen.de

            Ich denke hier entgeht einigen der Punkt um den es eigentlich geht. Es geht nicht darum, dass es hier um eine türkische oder muslimische Familie geht, sondern um einen alevetische. Auch wenn die meißten offensichtlich gar nicht wissen welche Problematik dies mit sich bringt.

            Ich kann durchaus nachvollziehen, warum dies bei Aleviten für Aufsehen sorgt, wenn man als Glaubensgemeinschaft nichtmal unter Muslimen anerkannt wird und man mit so manchen Vorurteilen kämpfen muss. Bevor man also irgendwelche Plattitüden von sich gibt, sollte man sich vielleicht vorher über das Thema schlau machen und zumindest die Hintergründe kennen.

            Ich will damit nicht sagen, dass man diese Folgen nicht so hätte ausstrahlen dürfen. Im Gegenteil. Aber ich bin der Meinung, dass er hier nicht darum geht, dass man sich dagegen wehrt, dass so etwas nicht bei "ihnen" vorkommt oder der Islam angegriffen wird, sondern das eine bereits unterdrückte Glaubengemeinschaft sich an den Pranger gestellt fühlt.
            • am via tvforen.de

              Ich hoffe nicht daß das bedeutet daß niemand aus einer Personengruppe die irgendwie unterdrückt wird asls Filmbösewicht auftreten darf.
              Mir fällt da gerade X-Men ein wo der Bösewicht Magneto ein Jude ist. Wenn das ein deutscher Film gewesen wäre hätte es hier sicher großes Geschrei gegeben.
            • am via tvforen.de

              tut mir Leid, Hülya, aber ich kann hier keine Plattitüden entdecken ...

              Zumal auch nicht diese Religion bzw. Konfession als solche angegriffen wird - da werden über das Christentum und seinen Klerus aber tagtäglich, auch im Fernsehen - sei es nun RTL oder WDR - härtere Dinge gesagt
            • am via tvforen.de

              Schon in der Meldung geht ja einiges durcheinander. Offenkundig beruft sich der Sender nicht auf die Freiheit der Presse, sondern auf die Freiheit der Kunst. Natürlich gibt es auch in diesem Zusammenhang jemanden, der juristisch verantwortlich gemacht werden kann - der Redakteur, der Programmdirektor, der Intendant, es dürfte da eindeutige Regelungen geben (bei Pressefragen ist es immer der als verantwortlich genannte Redakteur). Mit den Ermittlungen dürfte allerdings weniger die Polizei befaßt sein als die Staatsanwaltschaft. Es gibt in diesem "Fall" ja wohl kaum etwas zu ermitteln, keine Verdächtigen ausfindig zu machen, keine Beweise zu sichern, einzig die Frage zu klären, ob dieser Krimi den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt - zumindest nach Ansicht der Staatsanwaltschaft. Dort wird man sich den Film also anschauen und dann entscheiden, ob Anklage erhoben wird. Was ziemlich unwahrscheinlich ist. Und selbst wenn - der Freiheit der Kunst ist in der Bundesrepublik bislang höchstrichtlich ein hoher Wert eingeräumt worden. Weshalb Zensur mittlerweile ja eher über den Weg angeblich verletzter Urheber-, Marken- oder Persönlichkeitsrechte ausgeübt wird. Von wirtschaftlichem und politischem Druck ganz zu schweigen.

              Also: Diese Angelegenheit wird im Sande verlaufen.
            • am via tvforen.de

              Kunst und Pressefreiheit.
              In der Kultur, die hierzulande die alteingesessenere ist, sind das allgemein akzeptierte, gültige Werte.
              In anderen Kulturen, die ebenso hier als Minderheiten vertreten sind, gibt es eben andere Werte, die weiter oben stehen.
              Das ist sehr, sehr schwer für jemanden zu akzeptieren, der mit den eher "freiheitlichen" Werten groß geworden ist - gerade WEIL man aber so freiheitlich denkt, sollte man doch mitunter wenigstens versuchen zu akzeptieren, dass Menschen anderer Glaubensrichtungen und/oder Kulturen leichter beleidigt sind, wenn es um Tabuthemen wie dieses oder gar religiöse Themen geht, versuchen zu verstehen, dass man diese Menschen mit so angesiedelten Themen offen provoziert und sonst gar nichts erreicht.
              Die Einstellung "Die sollen sich nicht so anstellen, es gibt ja auch genug Deutsche als Mörder und Vergewaltiger im deutschen Fernsehen" hilft überhaupt nicht, obwohl sie vom "freiheitlichen Wertesystem" aus betrachtet nicht von der Hand zu weisen ist - was dennoch ankommt, ist Provokation, und was ausgelöst wird, ist Zorn. Jedes Mal wieder.
              Ich begreife nicht, warum immer wieder solch provokante Sachen publiziert werden müssen - warum nicht der Drehbuchautor einfach in einem Millieu ansiedelt, das NICHT so sensibel auf Dererlei reagiert - hätte doch keine Relevanz auf Spannung oder sonstige Qualität des Werks, oder?

              Es gibt Themen, die öffentlich zu machen, durchaus andere Motive haben kann, als in einem Krimi Spannung oder "Exotik" zu erzeugen, wie z. B. Unterdrückung von Frauen in bestimmten Gemeinschaften - bei solchen Filmen wird zwar auch provoziert, aber da hat das Ganze wenigstens Sinn und ist irgendwie ehrenhaft motiviert, weil man versucht zu helfen oder zur Veränderung von Dingen beizutragen, die man im "westlichen Kulturkreis" für falsch hält - bei diesem Tatort aber war das überflüssig.
          • am via tvforen.de

            Da frage ich mich, kann man gegen eine juristische Person überhaupt Strafanzeige erstatten?
            • am via tvforen.de

              Die Alevitische Gemeinde Deutschlands ist eine vom deutschen Staat nach Art. 7 III GG anerkannte Religionsgemeinschaft. Die Aleviten selbst sehen sich zu einem großen Teil als Nichtmuslime, sondern lediglich als Aleviten an. Von daher hat die Vorschreiberin Hülya durchaus Recht, wenn sie von "Plattitüden" spricht.

              Das Alevitentum ist ein sehr freigeistlicher, liberaler Glauben, der bereits in seinem Anfangsstadium mehr auf Frauenrechte pochte, als die in diesem Bereich fortschrittlichste deutsche politische Partei (Die Grünen). So gab es in dem "Rat der 40" Mitte des 7 Jhd. 19 weibliche Angehörige. Da könnte sich der Bundestag noch eine Scheibe von abschneiden.

              Es geht hier nicht darum, dass irgendeine "islamische" oder "islamistische" Gruppierung "Fahnen verbrennen wird", wie im Karikaturen Streit. Die Aleviten sind wegen ihrer Friedfertigkeit und ihrer demokratischen Verwurzelung allgemein anerkannt und staatlich geachtet. Und die Tatsache, dass hier die Aleviten mit den "Islamisten" in einen Topf geworfen werden, ist sehr schade. Genau so gut könnte man einen Juden als NSDAP-Sympatisanten beschimpfen. Schon lange bevor sich der deutsche Innenminister der Islamisten und der inneren Sicherheit angenommen hatte, haben die Aleviten in der Türkei gegen die Fundamentalisten Politik betrieben. Und genau wegen ihrer westlich-geprägten Überzeugung wurden sie mit Diffamierungen und Vorurteilen überhäuft. Ein solches Vorurteil ist eben, dass es innerhalb der Aleviten im nahsten Familienkreis Inzest gibt (Vater-Tochter, Mutter-Sohn, Geschwister untereinander).

              Die Alevitische Gemeinschaft protestiert hier nicht gegen die Ausstrahlung oder gar die Kunst- oder Pressefreiheit als solche. Im Gegenteil, Aleviten sind in diesen Punkten wohl aufgeklärter als viele Deutsche der hiesigen Mehrheitsgesellschaft. Es geht hier lediglich darum, dass die Macher dieser Folge anscheinend überhaupt keine fundierte Nachforschungen vor dem Dreh dieser Sendung gemacht haben. Denn nur so lässt es sich erklären, dass diese Folge in diese Kerbe geschlagen hat und nur so lassen sich diese falschen Informationen über das Alevitentum erklären. Eine Gegenfrage: Was hielten die "Deutschen" davon, wenn in der Türkei ein Film gedreht und gezeigt würde, indem die Deutschen pauschal als Nazis gezeigt werden würden ohne jegliche ausgleichende Informationen zu senden? Die Aleviten beklagen hier also die Unwissenschaftlichkeit, die fehlende Nachforschung, und vor allen Dingen die Tatsache, dass das von ihrem Vater vergewaltigte alevitische Mädchen ihr Heil im fundamentalistischen sunnitischen Glauben sucht und ein Kopftuch anlegt. Was soll das bitteschön aussagen? Alevitentum=schlecht, Sunnitentum=sauber,rein usw.? Die Macher müssten sich im Klaren sein, dass in Ländern, in denen die Scharia herrscht, von den Extrem-Islamisten behauptet wird, dass die Frauen nur dann vergewaltigt werden, wenn sie keine Kopftücher tragen. Frauen, die Kopftücher tragen, wären vor Vergewaltigungen geschützt. Dass diese Folge dieses (ich betone) fundamentalistische Vorurteil bestärkt, muss doch auch nur ein Zufall sein!?

              Ich fasse zusammen:
              1. Die Aleviten sind gegen den islamischen Fundamentalismus. Sie fühlen sich zu einem großen Teil als Nichtmuslime. Gerade deshalb werden sie von den islamischen Fundamentalisten mit Vorurteilen übersäht (Motto: Das Fremde ist schlecht!).
              2. Die Deutschen tuen sich bei all dem Kampf gegen den Islamismus keinen Gefallen, wenn sie gerade bei den Mitstreiter in dieser Sache, also die Aleviten, mit denselben Vorurteilen belegen, wie es die Islamisten tun.
              3. Die Aleviten achten das Grundgesetz. Sie kritisieren nicht die Folge als solche, sondern die Tatsache, dass hier schlicht und ergreifend "falsch" über das Alevitentum berichtet wird (Bsp.: Warum wird überhaupt nicht erwähnt, dass viele Aleviten sich überhaupt nicht als Muslime fühlen!).

              Ali Dogan
              (Vorsitzender der Aleviten Gemeinde Bünde und Umgebung e.V., Jurist und Integrationspolitiker)
            • am via tvforen.de

              Danke für die Informationen. Bisher dachte ich daß die Aleviten ein Teil der Muslime sind.
            • am via tvforen.de

              Ali Doğan hat recht. Inzest und andere Scheußlichkeiten wurden den Aleviten von intoleranten sunnitischen und türkisch-nationalistischen Eiferern angedichtet, um sie in den Augen der Bevölkerung zu diskreditieren. (Opfer solcher Verleumdungen sind nicht nur Aleviten. Von einem Türken hörte ich gerade: "Die Kurden sind alle Drogenhändler.")

              Es ist deshalb unglücklich, daß ausgerechnet dieser verleumderische Vorwurf in einem deutschen Film wiederholt wird, was eigentlich kein Zufall sein kann. Andererseits ist fraglich, ob eine Anzeige sinnvoll ist. Wie Inzest in jeder Volksgruppe auftreten kann, könnte sie natürlich auch unter Aleviten vorkommen. Der Vorsatz der Volksverhetzung dürfte kaum nachzuweisen sein.
            • am via tvforen.de

              Auch ich möchte mich für die ganz offensichtlich dringend nötige Aufklärung bedanken, auch bei ANGELO79.
          • am via tvforen.de

            Es war ja klar, dass sowas kommen musste.

            Ein durchaus heißes Eisen, das der NDR-Tatort hier anpackte, wieder mal wunderbar umgesetzt und vor allem auch großartig von Maria Furtwängler gespielt.

            Unbenommen der Tatsache, dass Inzest in jeder familie passieren kann, egal welcher Religion oder welcher Nationalität sie angehören mag, wird sowas doch bei bestimmten Nationalitäten totgeschwiegen und als "nicht existent" angesehen. Dennoch, ich fand es gut, dass auch dieses heiße Eisen angepackt wurde.

            Gibt es in Deutschland eigentlich irgendwas, worüber sich niemand künstlich aufregt und gleich zum Anwalt bzw. zum Gericht rennt? Ich finde diese Strafanzeige der Aleviten völlig überreagiert.

            Der Lonewolf Pete
            • am via tvforen.de

              mustafa:
              ich glaube du hast soeben den preis des längsten beitrags aller zeiten gewonnen ;)

              außerdem geht es doch um einen KRIMI. wenn ich sehen will, wie türkische familien leben, schau ich mir "we are family" oder sonstwas an. in einem spielfilm will ich mit einer GESCHICHTE unterhalten werden. und keine doku soap sehen.
              • am via tvforen.de

                Gab es da auch nicht vorher einen Hinweis,dass alles nur fiktiv sei und frei erfunden,bla.

                Ich warte dann mal auf die Bilder,auf denen deutsche Fahnen verbrannt werden.

                Zumal war der Ermittler doch ein Türke.Ja wo gibts denn sowas.

                manni,das wird das brisanteste an diesem Tatort,war auch nicht schwer.
                • am via tvforen.de

                  hm,
                  letztens hab ich einen Krimi gesehen, in dem war der Mörder ein Lehrer.
                  Da sollte ich doch gleich mal über die Feiertage unsere Gewerkschaft mobilisieren, damit die Strafanzeige erstattet ...
                  • am via tvforen.de

                    Viele der Mörder in deutschen Krimis sind deutsche. Da sind ja die Drehbuchautoren gegen ihre eigenen Landsleute rassistisch. ;-)
                  • am via tvforen.de

                    Manchmal denke ich, diese islamischen Fundis warten förmlich auf solche Gelegenheite, um Zoff machen zu können. Die sind doch alle wegen jedem Furz voll angpisst. Ich frage mich, wie das weitergehen soll...

                    :-(
                  • am via tvforen.de

                    Kein Grund um so spöttisch reinzureden, wenn ihr Unterschiede zwischen Sunniten und Aleviten kennt.

                    Den Aleviten geht es nicht darum, um auf sich Aufmerksam zu machen oder die Pressefreiheit einzuschränken oder etc.
                    Die Aleviten haben gegenüber den radikalen Sunniten und den Fundamentalisten eine offene, liberale Weltansicht.
                    Die Aleviten werden seit Jahrhunderten von den radikalen Moslems schikaniert, versucht auszumerzen. und zu assimilieren. Durch diese Verleumdungen wie Inzest und Gottlosigkeit haben sie in der Türkei schon immer zu kämpfen. Diese Behauptungen sind schlichtweg erlogen, was die Aleviten hierbei so aufregt ist, dass Ausgerechnet ein Alevite seine Tochter vergewaltigt und die findet -"zum wahren Islam"- (in dem sie sich verhüllt) damit sie Schutz vor dem "geilen" Vater und den Aleviten findet.
                    Hierbei ist es wieder eindeutig, das beim Script ein fund. Sunnite seine Finger im Spiel hatte. Was die Aleviten aufregt ist, dass die deutschen Medien als Werkzeug für diese üblen und abscheulichen Behauptungen und Nachreden benutzt werden und das kurze Zeit, nachdem die EU die Existenz der Aleviten anerkannt und deren Kultur und Lebensweise hoch gelobt und gewürdigt hat.
                    Für die ahnungslose deutsche Bevölkerung sieht es wieder so aus, als wären wieder ein paar radikale Moslems unterwegs um sich wichtig zu machen.
                    Dem ist nicht so, wenn in dieser Serie ein Alevite jemanden ermorden, einen Raub begehen etc. wäre es ja kein Problem, aber da begeht ausgerechnet ein Alevite Inzest!!! Das ist es was die Aleviten so aufregt.
                    Die Aleviten fordern, meiner Meinung nach zu Recht eine "Wiedergutmachung" bzw. Richtigstellung, weil es auf keinen Fall ein Zufall oder -nur- eine fiktive Geschichte dahinter steckt sondern wirklich eine böse Absicht.
                  • am via tvforen.de

                    ANGELO79 schrieb
                    Hierbei ist es wieder eindeutig, das beim Script ein fund. Sunnite seine Finger im Spiel hatte.



                    Ich habe gerade mal bei imdb nachgeschaut. Als Drehbuchautorin steht dort die in Köln geborene Angelina Maccarone. Klingt eher italienischstämmig als fundamentalistischer Sunnite.
                    Hast du genauere Informationen oder einfach nur Verfolgungswahn.
                    Auch ein Nichtfundamentalist oder Nichtrassist kann über rassistische Vorurteile in Drehbüchern schreiben.
                  • am via tvforen.de

                    Ist dir nicht bekannt, dass Drehbuchautore sich beraten lassen?
                    Falls die Story von bzw. mit Hilfe eines islamisten geschrieben wurde?

                    Die Geschichte ist vollgespickt mit den alten islamistischen Verleumdungen.
                    Jeder der heutzutage PC mit Net-Anschluss hat kann sich Informationen ergoogeln.

                    Ein Mitarbeiter eines staatlischen Senders (die öffentlichen Sender dürften ein riesiges Archiv über die ganze Welt besitzten bzw. Quellen und anerkannte Berater haben) müsste besser informiert sein um nicht mit so einem Schund einen Film zu drehen.

                    Das ist genauso als wenn ein türk. Sender die ganze deutsche Nation als Rechtsradikal darstellen würde. Es stimmt einfach nicht. Die Deutschen (bin auch deutscher) kämpfen auch mit diesen Vorurtelien bzw. Verleumdungen.
                  • am via tvforen.de

                    Einen fundamentalistischen Berater, oder fundamentalistische Informationen die die Drehbuchautorin hatte kann ich sicher nicht ausschließen.
                    Da ich den Film bisher nicht gesehen habe weiß ich nicht ob darin der Eindruck vermittelt wird daß alle Aleviten so sind oder ob sich die Aleviten beleidigt fühlen weil einige von ihnen beleidigt wurden und sie die Verallgemeinerung sich selbst dazudenken.
                • am via tvforen.de

                  Immer schön nach dem Motto "Wir sind alles Bessermenschen. Bei uns gibt es so etwas nicht. Und jetzt setzen wir uns alle einen Heiligenschein auf."
                  Ich weiß jetzt nicht ob es im Islam so etwas wie einen Heiligenschein gibt und wie es genannt wird. Aber ich denke man versteht was ich meine. Es ist wieder mal die islamische Dauereingeschnapptheit.
                  • am via tvforen.de

                    Damit wird kommt wenigstens im Nachhinein noch etwas Spannung in diesen Tatort.
                    • am via tvforen.de

                      An George Bailey:

                      1.
                      In der türkischen Tageszeitung Hürriyet, die eine der auflagenstärksten Tageszeitungen in der Türkei ist und auch hier unter den türkischsprachigen, wurde "vor" der Ausstrahlung am Samstag, 22.12.2007 ein Interview mit der Drehbuchautorin Maccarone abgedruckt, indem sie zitiert wurde mit "die vergewaltigte alevitische Tochter wird von ihrem sunnitischen Schwager sunnitisiert und zum Sunnitentum bekehrt. Sie findet ihr Heil im Sunnitentum."

                      Verstehen Sie jetzt? Ich gehe stark davon aus, dass Frau Maccarone das nicht so gesagt hat, weil nun einmal die türkischen Medien sehr stark politisch beeinflusste Veränderungen vornehmen. Aber darum geht es hier doch gerade: Dieser "unwichtige" deutsche Film führt zu sehr starken Diskreditierungen in der Türkei und innerhalb des alevitisch-sunnitischen Dialogs. Vorurteile werden bestärkt und verbreitet. Die Aleviten müssen sich nun wieder einem Vorurteil gegenüber stellen, welches sie seit Jahrhunderten versuchen aus der Welt zu schaffen.

                      2.
                      Frau Maccarone war vor der Anfertigung des Drehbuchs aus Informationszwecken im Alevitischen Kulturzentrum in Hamburg. Sie hat sich also (objektiv!?) versucht zu informieren. Trotz dieser Bemühungen schreibt sie dann so etwas? Da kommt doch die Frage auf, wo sie im Anschluss an den Besuch bei den Aleviten war? Vielleicht bei der Al Quaida? Sicherlich, es grenzt an Verschwörungstheorien und Paranoia - ich verstehe auch die hiesige Mehrheitsgesellschaft teilweise in ihrem Unverständnis - aber solch großen Zufall in mehrfacher Hinsicht kann man sich manchmal nicht erklären. Ich wiederhole mich auch: Was hielte die deutsche Mehrheitsgesellschaft von einem türkischen/britischen/französischen Film, indem ein deutscher Vater als Nazi porträtiert wird, das Deutschsein hiermit identifiziert wird und die der Sohn schließlich zum Islam konvertiert, weil er dort sein Heil findet und das Nazi-Deutschtum verabscheut? Die Konvertiten würden sich bei so einem Film sicherlich freuen.

                      Fazit: Pauschalisierungen und unprofessionelles Vorgehen können nicht mit der Kunst- oder Pressefreiheit gerechtfertigt werden. Mehr fordert die Alevitische Community überhaupt nicht. Eine reine Entschuldigung und eine Ausstrahlung einer Dokumentation über Aleviten zu derselben Sendezeit. Sozusagen als ausgleichende Aufklärung der hiesigen Bevölkerung.

                      Noch einmal: Es geht hier nicht um ISLAMISTEN um "FAHNEN VERBRENNEN" und den "DSCHIHAD" oder sonst eine IDEOLOGOE. Wer die Aleviten mit diesen Termini in einen Topf wirft, der hat ganz offensichtlich einen Aufklärungsbedarf. Ich erinnere an die Kommunisten-Nazis bei den Simpsons oder meine Juden-Nazis. Einen islamistischen Aleviten kann es sowohl begriffstechnisch, wie auch logisch-systematisch somit nicht geben. Wer solche Pauschalisierungen hier in diesem Forum verbreitet, der ist keinen Deut besser, als die islamischen Fundamentalisten, die genau so pauschal über Andersgläubige oder -denkende verbreiten.

                      Und auch in diesem Forum sollte gelten: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz)"
                    • am via tvforen.de

                      Zur unantastbaren Würde des Menschen gehört auch seine freiheitlichen Rechte. Das ist unabdingbar und die Freiheit für Presse und Kunst ist eine der wichtigsten Rechte überhaupt.
                      Ich glaube auch, dass die Konstellation in der Geschichte unglücklich gewählt wurde. Pauschalierungen sind grundsätzlich unbefriediegent und schlecht, mangelhafte Hintergrundrecherchen sind kritikwürdig. Schlimmstenfalls ist der Film schlecht und ohne diese seltsame Diskussion würde schon bald kein Hahn mehr danach krähen. Daraus einen Schaden für eine Religionsgemeinschaft abzuleiten, erscheint mir absurd. Grotesk wird es für mich, wenn die Handlung einen deutschen Krimis so aufgebauscht wird und behauptet wird, dass eine Tatort geeignet sei, den Konflikt zwischen den Glaubensgruppen des Islams zu beeinflussen. Das ist wohl ziemlich realitätsfremd.
                      Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird und die Strafanzeige ist für mich ein Indiz von fragwürdigem Demokratieverständnis.
                    • am via tvforen.de

                      dvogel schrieb
                      Nichts wird so hei� gegessen, wie es gekocht wird und die Strafanzeige ist f�r mich ein Indiz von fragw�rdigem Demokratieverst�ndnis.


                      Ein richterlich verordnetes "Die doch nicht" wirkt für mich oft irgendwie merkwürdig.
                      Wenn in Fernsehsendungen gerichtlich angeordnete Gegendarstellungen verlesen werden müssen kommt mir das immer merkwürdig vor.
                      Ich denke dann oft im Hinterkopf "Hat die Person oder Organisation vielleicht doch was zu verbergen?" Damit meine ich jetzt natürlich nicht das alle Aleviten Inzest machen. Einzelne Fälle kann ich aber, wie bei jeder anderen Personengruppe, auch nicht ausschließen.
                      Sachliche Aufklärung wäre in diesem Fall hier besser. Vielleicht in Form eines Fernsehberichts in dem über die negativen Klischees berichtet wird und wie, warum und von wem sie in die Welt gesetzt wurden.
                    • am via tvforen.de

                      An Ali Dogan

                      Aber ich verstehe doch die Provokanz eines solchen Themas in Bezug auf eine Volksgruppe - hatten Sie mich missverstanden?
                      Ich war und bin gegen solche Provokationen, zumal, wenn sie nicht den geringsten Zweck verfolgen.
                      Dass so etwas dann auch noch von Anderen aufgegriffen wird, mit denen ohnehin ein problematisches Verhältnis besteht, wie Sie schreiben, ist um so furchtbarer.

                      "
                      ich verstehe auch die hiesige Mehrheitsgesellschaft teilweise in ihrem Unverständnis - aber solch großen Zufall in mehrfacher Hinsicht kann man sich manchmal nicht erklären.
                      "

                      Das ist genau meine Ansicht.
                    • am via tvforen.de

                      An Alle, die glauben, dass es im Christentum so einen Aufruhr nicht geben könne:

                      http://www.theomag.de/41/mm2.htm

                      Und manchmal stimmt er doch, der Spruch: Religion ist Opium für's Volk. ;)
                    • am via tvforen.de

                      Vielen Dank, ein interessanter Link.

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