Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Auf halber Strecke zwischen Erfurt und Halle hat sich ein Wald erhalten, wie er ohne Zivilisation überall wachsen würde – der typisch deutsche Wald, mit riesigen, uralten Buchen. Über ein Jahr waren die Naturfilmer Peter und Stefan Simank in der Hohen Schrecke unterwegs, beobachteten die Besonderheiten der Tierwelt, sprachen mit Naturschützern, Anwohnern und Wissenschaftlern und gingen den Geheimnissen des uralten Buchenwaldes nach. Die ältesten Exemplare gehören zu den gewaltigsten Bäumen Deutschlands und wuchsen schon, als Goethe nach Weimar kam.
    Mit ihren ausladenden Kronen würden sie 7000 Fußballfelder beschirmen. Die Hohe Schrecke ist eine Welt, die es in Deutschland kaum noch gibt. Ein Wald, der in Würde alt werden darf – mit Bäumen, die in Freiheit sterben und nicht im Sägewerk. Über Jahrhunderte schwer zugänglich, jahrzehntelang militärisch genutzt, entwickelte sich der Wald zur Terra incognita. Erst seit wenigen Jahren erkundet ihn die Wissenschaft und stößt immer wieder auf Sensationen – längst verschollen geglaubte Urwald-Reliktarten, extrem seltene Tiere, die nur dort überlebt haben, wo es seit der letzten Eiszeit immer Wald gab und sich jahrtausendealte Biotopzustände erhalten haben.
    „Wir haben bis jetzt elf Urwald-Reliktarten in der Hohen Schrecke nachgewiesen, das ist damit das Top-Gebiet in Thüringen. Da kommt selbst der Nationalpark Hainich mit seinen fünf Arten nicht mit“, sagt Käferkundler Andreas Weigel. Um dieses europaweit bedeutsame Waldgebiet dauerhaft zu bewahren, startete 2009 das Naturschutzgroßprojekt „Hohe Schrecke“. Damit wollen die angrenzenden Gemeinden gemeinsam mit dem BUND Thüringen und der Naturschutzstiftung David den einzigartigen Schatz vor der Haustür sichern.
    Auf einem Viertel ihrer Fläche soll die Hohe Schrecke ein nutzungsfreier Urwald bleiben, in den restlichen Bereichen soll der Wald nur extrem schonend bewirtschaftet und touristisch erschlossen werden. Seit 2015 führen mehrere Themenwege in einer Länge von etwa 180 Kilometern durch das bisher nahezu undurchdringliche Waldgebiet. Ein Ort der totalen Entschleunigung in atemberaubender Einsamkeit. „Das sind schon richtige Canyons, wenn man hier in den Tälern steht.
    Die Brennnesseln wachsen mannshoch. Da denkt man, dort ist noch nie ein Mensch gewesen. Entsprechend ist auch die Tierwelt. Also hier kann ich den ganzen Tag wandern und treffe nicht einen einzigen Menschen. Doch dieser Massentourismus wird sich hier sicherlich nicht entwickeln. Doch die Wanderer kommen immer mehr, weil sie ungestört sind und es sicherlich eine einmalige Natur ist. Also circa 7000 Hektar Buchenwald – das hat man in Deutschland nicht mehr so oft“, schwärmt Dieter Krüger, der erste Wegewart der Hohen Schrecke. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.09.2018MDR
  • Folge 2 (30 Min.)
    In der Mitte Sachsen-Anhalts, im sanften Elbtal, liegt die Elbe, „Deutschlands Amazonas“. Ein magischer Ort, an dem heute noch allein das Wasser den Rhythmus des Lebens bestimmt. Die Launen der Elbe, ihr Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser, bestimmen hier eine ganz besondere wilde Welt. An den Ufern des gewaltigen Stromes erstrecken sich die größten zusammenhängenden Wasserwälder Mitteleuropas – Regenwälder unseres Kontinents. Es ist eine archaische Natur, die seit Jahrtausenden von der Elbe lebt. Die größten Bäume sind 35 Meter hoch und über 500 Jahre alt.
    Hunderte solcher Giganten säumen noch heute die Ufer der Mittelelbe. Früher gehörten sie zu jedem Fluss dazu. Mittlerweile zählen Wasserwälder zu den gefährdetsten Waldgesellschaften und sind europaweit von Vernichtung bedroht. Über 80 Prozent ihrer Bestände entlang der Flussauen gingen in den letzten 150 Jahren verloren, vor allem durch die Eindeichung der Flüsse. Damit schnitt der Mensch den Wäldern ihr Lebenselixier ab: das Wasser. Dass in Sachsen-Anhalt die Wasserwälder überlebt haben, war Zufall: „Die DDR wollte seinerzeit auch einmal ein Großschutzgebiet haben.
    Und die UNESCO hatte 1979 erstmals das Programm der weltweiten Biosphärenreservate ausgerufen. Nicht einmal die Bundesrepublik hatte ein solches Reservat. So war es ein Anspruch der DDR, einmal schneller zu sein als der Westen“, sagt Guido Puhlmann, Leiter des Biosphärenreservates Mittelelbe. „So sind dann das Vessertal in Thüringen und der Steckby-Lödderitzer-Forst die ersten deutschen UNESCO-Biosphärenreservate geworden.
    Interessant ist: Diese Schutzgebiete sind seitdem gewachsen. Das Land oder den Staat, die diese ausgewiesen haben, gibt es nicht mehr.“ Etwa 6000 Hektar Wasserwald blieben so in Sachsen-Anhalt erhalten. Sie erstrecken sich auf einer Länge von 80 Kilometern entlang der Elbe – vom Gartenreich Dessau-Wörlitz bis vor die Tore Magdeburgs. Aufgrund ihres Nährstoffreichtums zählen sie zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde. Mehr als die Hälfte aller Tierarten Deutschlands leben in den Auen-Gebieten.
    Besucher schwärmen: „Der Reiz der Wasserwälder ist einfach der, dass hier noch Natur herrscht, also Natur pur. Eine unverbaute Natur, die man so einfach vor der Haustür findet. Deshalb muss ich auch nicht nach Afrika fahren. Dort ist dasselbe, nur in einer anderen Art und Weise und einer anderen Vielfalt. Aber hier spielt das Leben“, so Thomas Hinsche, Ornithologe und Tierfotograf. Mittlerweile erfährt der alte Wald auch in anderer Funktion eine Renaissance: als natürlicher Hochwasserschutz.
    Deshalb soll in den kommenden Jahren noch mehr Wasser in die Auen fließen, weitere Deiche sollen abgetragen und zusätzliche Waldinseln an die Flussdynamik der Elbe angeschlossen werden. Mitteleuropas größte Wasserwälder an Deutschlands großem Strom werden so zukünftig noch weiter wachsen. Über ein Jahr waren die Naturfilmer Peter und Stefan Simank in den Wasserwäldern der Mittelelbe unterwegs, beobachteten die Besonderheiten der Tierwelt, sprachen mit Naturschützern, Anwohnern und Wissenschaftlern und gingen den Geheimnissen von Mitteleuropas Regenwäldern auf die Spur. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.09.2018MDR
  • Folge 3
    Sie reichen bis zum Horizont und sind die Holzkammern Deutschlands – die Kiefernwälder der Muskauer Heide. Kiefern sind die Brotbäume der Lausitz. Ihr schneller Wuchs bringt schnelle Erträge. Mit keinem anderen Baum wäre das hier möglich. „Die Kiefer kann sich als eine der wenigen Arten an diese nährstoffarmen Verhältnisse anpassen. Vom Ahorn könnte ich das nicht verlangen. Der würde ganz einfach mit dem wenigen Wasser hier nicht zurechtkommen.“ Rüdiger Preißner ist seit mehr als 30 Jahren Revierförster im Bundesforstbetrieb Lausitz Kiefernwälder sind Wirtschaftswälder, wo der Mensch den Takt der Natur bestimmt.
    In der Muskauer Heide beschränkt sich das nicht nur auf die Forstwirtschaft. Seit über 70 Jahren gibt das Militär hier maßgeblich den Ton an. In den 1960er-Jahren werden dafür sogar das Heidedorf Tränke geräumt und deren Bewohner umgesiedelt. Danach nutzt die DEFA den verlassenen Ort als Spielfilmkulisse für den bekanntesten Antikriegsfilm der DDR: „Die Abenteuer des Werner Holt“. Große, offene Heideflächen bestimmen bis heute das Bild der Muskauer Heide, wo noch immer scharf geschossen wird.
    Mit 175 km² ist der Truppenübungsplatz Oberlausitz das fünftgrößte Militärgebiet deutschlandweit. Trotzdem beherbergt die Landschaft eine atemberaubende Naturvielfalt. Neben den Seeadlern gehören seit 2001 auch Wölfe wieder dazu. Wilde Tiere, intensive Forstwirtschaft und Truppenübungsplatz – die Muskauer Heide ist ein Ort der scheinbar scharfen Gegensätze. Über ein Jahr waren die Naturfilmer Peter und Stefan Simank hier unterwegs, beobachteten die Tiere, begleiteten Waldarbeiter und Förster, sprachen mit Anwohnern und beleuchteten das Leben in einem der größten Kiefernwälder Deutschlands. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.10.2018MDR

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