„Doom Patrol“: Darum braucht die Welt das „Titans“-Spin-Off – Review
Serienversion des DC-Teams aus den hinteren Reihen ist eine wilde Geisterbahnfahrt
Rezension von Marcus Kirzynowski – 03.03.2019, 19:35 Uhr
Eine weitere Superheldenserie feiert Premiere. Hat die Welt darauf gewartet? Bei der Fülle bereits laufender TV- und Streamingserien aus diesem Genre wohl eher nicht. Das bemerkt auch der Off-Erzähler gleich am Anfang der Pilotfolge zu „Doom Patrol“ in lakonischem Tonfall. Spätestens nach der ersten Stunde dieser Eigenproduktion des US-Online-Portals DC Universe muss man allerdings widersprechen, denn diese Stunde ähnelt eher einer wilden Geisterbahnfahrt als dem, was man gemeinhin von einer Superheldenserie erwarten würde.
Noch stärker als bei den „Titans“, der ersten Originalserie für den DC-Streamingdienst, hat man sich hier Figuren angenommen, die nicht zur ersten Garde der Comichelden zählen. Im Falle der Doom Patrol ist es wohl eher die dritte bis vierte. Zwar tauchte auch dieses Team bereits in den 1960er Jahren zum ersten Mal in den US-Comicheften auf, (Anti-)Helden wie Robotman und Elasti-Girl dürften aber trotzdem nur absoluten Fans des DC Universums ein Begriff sein. Das ermöglicht allerdings auch einen frischen Neustart als Live-Action-Serie, ohne dass die Autoren auf jahrzehntelangen Ballast aus den gezeichneten Geschichten allzu viel Rücksicht nehmen müssten. Zudem ist ein Bezug zu „Titans“ gegeben, da deren Mitglied Beast Boy zuvor bei der Patrol war, die entsprechend auch bereits in einer Folge zu sehen war.
Nach einem kurzen Prolog, der kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Paraguay spielt und zeigt, wie ein Ex-Naziführer einen Superschurken kreiert, springt die Handlung ins Jahr 1988. Wir werden Zeugen, wie der Profirennfahrer Cliff Steele (Brendan Fraser) während eines Rennens verunglückt und erst sieben Jahre später wieder aufwacht – jedoch leider nicht in seinem eigenen Körper. Mit dem subjektiven Blick Steeles, dessen Sichtfeld wie durch ein Visier verengt ist, lernen wir langsam und schrittweise sein neues Umfeld kennen und erfahren schließlich zusammen mit ihm, dass lediglich sein Gehirn gerettet und am Leben erhalten werden konnte. Der Arzt und Wissenschaftler Dr. Niles Caulder (Ex-Bond Timothy Dalton) konnte es in einen Roboterkörper verpflanzen und erst nach sieben Jahren hat er es geschafft, Steele wieder zu Bewusstsein zu bringen. Während der nach dem ersten Schock mühsam lernt, mit seinem neuen mechanischen Körper zu laufen, machen er und wir Bekanntschaft mit seinen anderen neuen Mitbewohnern. Der exzentrische Caulder hat nämlich seine Villa zu einem Refugium für Menschen gemacht, die schwere Verletzungen erlitten und dadurch ungewöhnliche Kräfte entwickelt haben.
Es sind also keine klassischen Superhelden, die uns hier begegnen, sondern Menschen, die vom Schicksal gestraft wurden, die von ihren „Kräften“ getrieben werden und wegen ihres Aussehens oder Verhaltens zu Außenseitern wurden, die sich völlig aus der Gesellschaft zurückgezogen haben. Der Hulk lässt grüßen, ebenso wie die schräge Marvel-TV-Serie „Legion“, an die „Doom Patrol“ auch sonst noch am ehesten erinnert. Ab Folge 2 kommt dann noch der Kinogängern bereits aus Justice League bekannte Victor Stone alias Cyborg (Joivan Wade) hinzu, den sein Vater nach einem schweren Laborunfall zu einem Mischwesen aus Mensch und Android gemacht hat.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie „Doom Patrol“.
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: DC Universe
In den USA wird die zunächst 15-teilige Serie „Doom Patrol“ seit dem 15. Februar 2019 vom Onlineangebot DC Universe gestreamt, wo auch „Titans“ läuft. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt geworden.
Trailer zu „Doom Patrol“
Über den Autor
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit „Ein Colt für alle Fälle“, „Dallas“ und „L.A. Law“ auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für fernsehserien.de und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.
Lieblingsserien: Six Feet Under, Emergency Room, The West Wing